Fuerteventura Playa de Morro
Blick auf den Strand Playa de Morro Jable, Bild: Elena Krivorotova / shutterstock

Fuerteventura – herbe Symphonie auf einem erhabenen Erdenfleck

Warum Fuerteventura? Liebe auf den ersten Blick ist es nicht. Einst verbannten spanische Machthaber unliebsame Zeitgenossen auf die zweitgrößte Insel der Kanaren in Spanien. Zugegeben: Auf den ersten Blick wirkt die Insel etwas karg, wenig abwechslungsreich, viele Sehenswürdigkeiten erscheinen nicht spektakulär und dann dieser Wind…

Ein zweiter Blick lohnt. Schaut hin und schaut noch einmal ganz genau hin. Fuerteventura ist eine Insel, auf die man sich einlassen muss. Hier steckt man die Nase in den Wind und die Füße in den Sand, ohne großes Tamtam, still, heimlich und leise.

Die Insel protzt nicht, sie ist nicht laut, sie fordert nicht heraus und vieles entfaltet seine Wirkung ganz nebenbei. Hohe Berge und tiefe Täler, weiße Sandstrände und schwarze Lava – Fuerteventura ist eine liebenswerte Insel voller Kontraste.

Fuerteventura – wo Himmel und Erde verschmelzen

Fuerteventura, Tropischer Garten
Tropischer Garten auf Fuerteventura, Bild: gevision / shutterstock

„Hier verschmelzen Himmel und Erde, hier werden sie eins in der Umarmung des Meeres“ – sprach einst Miguel de Unamuno, einer der berühmtesten Zeitgenossen, die auf die Insel verbannt wurden. Er bezeichnete die Insel als „Oase in der Wüste der Zivilisation“.

Eines hat sich freilich geändert: Die Zivilisation hat Einzug gehalten. Bungalows, Ferienhaussiedlungen und terrassenförmig an die Hänge geschmiegte Hotels bilden künstliche Oasen. Sonne, Sand, und Meer haben die Insel berühmt gemacht.

Beginnen wir an der Ostküste, wo sich Puerto del Rosario, die Hauptstadt der Insel ausbreitet. Zwar glänzt die Stadt weder mit Alter noch durch besondere Schönheit, aber wer ein Stück kanarische Lebensart kennenlernen will, ist in der Inselhauptstadt genau richtig.

Schließlich erklärt sich die Hafenstadt zur lebendigsten Ortschaft der Insel. Und ein bisschen zum Bummeln und Anschauen gibt es auch.

Besonders sehenswert in Puerto del Rosario:

  • Das Museo Unamuno, welches dem berühmtesten „Gast“ der Insel gewidmet ist. Während der Verbannung lebte der Philosoph in dem kleinen Haus, das einen Eindruck von der Wohnkultur der 1920-er Jahre vermittelt.
  • Im Parque Escultórico gibt es viele interessante Kunstwerke zu entdecken. Mehr als 100 Skulpturen und Plastiken schmücken Straßen und öffentliche Plätze. Es handelt sich um ein Gemeinschaftswerk von kanarischen und internationalen Bildhauern.

Weiter geht es nach Corallejo. Das Städtchen ist so bunt und unterhaltsam wie kein zweiter Ort. Es ist ein reizendes „Dorf“ mit einer charmanten Altstadt, vielfältig und international – Bettenburgen sucht man hier vergebens.

Fuerteventura, Playa de Matorral
Playa de Matorral, Bild: Elena Krivorotova / shutterstock

So in etwa stellt man sich doch einen perfekten Urlaub vor: Wellenreiten vor schier endlosen Dünen, die dem jährlich stattfindenden kunterbunten Drachenfestival eine spektakuläre Kulisse bieten. Das 20 Quadratkilometer große Dünengebiet El Jable geht am Südrand nahtlos in den Strand über.

Der feinsandige kilometerlange Superstrand Grandes Playas beginnt etwas außerhalb an den beiden Riu-Hotels. An den selten überfüllten Sandstränden tummeln sich Badebegeisterte, Sonnenhungrige und FKK-Freunde. Indes laden im Ortszentrum kleine Badebuchten zum Verweilen ein. Das zweitgrößte Ferienzentrum Fuerteventuras glänzt mit hervorragenden Surfspots und einer lebhaften Clubszene. Am Abend herrscht in der Fußgängerzone und auf der Hauptstraße zünftiger Ferientrubel.

Vom Fährhafen bieten sich Ausflüge nach Lanzarote und Lobos an. Nur 20 Minuten Bootsfahrt trennen Corralejo von der Insel Lobos. Für ein paar Stunden in die Wildnis! Einen Ausflug in die vorgelagerte „Robbeninsel“ sollten sich die Besucher nicht entgehen lassen.

Jedoch lohnt es nicht, nach Robben Ausschau zu halten. Es gibt keine. Dafür besticht die Insel mit einem bezaubernden Badestrand, einem ringförmigen Wanderweg und einem winzigen Dörfchen. Lobos ist autofrei und steht unter Naturschutz. Trotz der dominierenden schwarzen Lavabrocken wirkt die Insel grün und bunt.

Jenseits des Strands – Fuerteventura, ein Wander-Hit

Fuerteventura
Bild: Elena Krivorotova / shutterstock

Schwimmen, Tauchen, Surfen, Wellenreiten und Strandlaufen sind längst nicht mehr das Einzige, was man auf Fuerteventura machen kann. Aktive und Wanderer haben die Insel für sich entdeckt und erobern herrliche Pfade, die durch wellenartig erodierte Hügelketten führen.

Wandertouren auf Fuerteventura gewähren eine wohltuende Ruhe, famose Fernblicke und geleiten ein Stück in die Einsamkeit. Wenige Pflanzen schmücken den Wegesrand, am Himmel kreisen die Geier und man begegnet Tieren, welche nur in dieser Region kreuchen und fleuchen. Schattige Waldpfade dürfen nicht erwartet werden.

Dafür untermalen ins Bergland eingestreute Palmenoasen, die mit ihrem kräftigen Grün, geschmückt mit braunen Kuppen und dem azurblauen Himmel korrespondieren, die herbe Schönheit der Insel. Das Bergdorf Vega de Río Palmas macht seinem Namen alle Ehre. Auch die alte Hauptstadt Betancuria, welche sich idyllisch ins Hochtal platzierte, kann mit zahlreichen stattlichen Dattelpalmen aufwarten. Indes verleihen changierende Erdfarben von Braun bis Ocker der Insel einen spröden Charme, und lassen so manche Wanderung zum Erlebnis werden.

Tipp: Wanderungen über die Insel Lobos, an die wilde Westküste und auf den 807 Meter hohen Pico de la Zarza sind besonders beliebt.

Zwischen schönen Landstädtchen und ungestümen Brandungen

El Cotillo

Das ehemalige Fischernest ist ein verschlafenes Dörfchen. Wer auf schicke Boutiquen und auf eine Promenade zum Flanieren aus ist, ist hier verkehrt. Dafür kann der Wehrturm Torre del Tostó aus dem Jahre 1740 bestiegen werden. Von hier aus bietet sich eine wunderbare Aussicht auf die Westküste. Wenn die Wellen gegen die Felsen brausen, folgt ein beeindruckendes Schauspiel.

Betancuria

Das Bergdorf Betancuria ist nur über eine kurvenreiche Bergstraße zu erreichen. Ein Besuch in dem geschichtsträchtigen Ort lohnt. Das Landstädtchen wurde 1405 von dem normannischen Eroberer Jean de Béthencourt gegründet. Bis 1835 war es die offizielle Inselhauptstadt.

Ajui

Fuerteventura, Barlovento
Der Strand Barlovento, Bild: Tono Balaguer / shutterstock

Ajui ist ein kleiner Fischerort an der touristisch kaum erschlossenen Westküste. Erst seit 1986 gibt es hier Strom und fließend Wasser. Es ist ein beliebter Ausflugsort, von dem sich schöne Wanderungen entlang felsiger Kaps und kleiner Buchten an der gegliederten Küste unternehmen lassen.

Ein Fußweg führt vom Nordende des Strandes über ein weißes Felsplateau zur Bucht Caleta Negra. Es offerieren sich gewaltige, vom Meer herausgespülte Höhlen. Ein weiteres Ziel ist das eindrucksvolle Felstor Peña Horadada. Davor liegt ein natürliches Schwimmbecken, in dem man sich abkühlen kann.

Nichts als Sonne, Sand und Meer – willkommen im Süden: das Bilderbuch-Fuerteventura!

Playa Barca / Costa Calma

Auf der Halbinsel Jandía macht die weitläufige Ferienstadt ihrem Namen (Stille Küste) alle Ehre. Der herrliche Strand ist nicht nur bei Familien beliebt. Die Playa Costa Calma gehört zum Besten, was das Strandparadies Fuerteventura zu bieten hat – feiner goldgelber Pulversand auf einer Länge von 10 Kilometer. Weiter südlich, an der Playa Barca, finden Wind- und Kitesurfer das wohl beste Revier Europas.

Morre Jable / Jandía

Der Doppelort liegt am südlichsten Punkt der Insel und bildet das größte Ferienzentrum Fuerteventuras. Die Playa del Matorral gehört zu den schönsten Stränden der Insel. Morre Jable ist ein traditionelles Hafenstädtchen in schöner Lage. Ein Menge Bars, Restaurants und hübsche Läden säumen die repräsentative angelegte grüne Hauptstraße.

Von Morre Jable führt eine ziemlich schlechte Schotterpiste zur Playa de Cofete. Die Fahrt über staubige, holprige Pisten, durch eine wüstenhaft anmutende Landschaft, hat immer noch etwas Abenteuerliches. Schließlich erreicht man über zahlreiche Serpentinen die Passhöhe am Roque del Moro. Von dort bietet sich der prächtigste Ausblick im ganzen Inselsüden.

Fazit: Einmal richtig hingeschaut, und Fuerteventura hat sich ins Herz geschlichen.

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