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Umbrien
Porta di Venere in Umbrien, Bild: Ragemax / shutterstock

Umbrien – mystisches Land zwischen Bergen und Hügeln

Umbrien ist eine von vier Regionen Italiens, die nicht an das Meer angrenzen – vielleicht hat man es deshalb lange Zeit links liegen gelassen, auf dem Weg in den Süden, in Richtung Rimini, Capri oder Rom.

Zugegeben, ein echter Geheimtipp ist dieser Landstrich in Norditalien mittlerweile nicht mehr, dennoch sind viele Gebiete dort lange nicht so überlaufen und touristisch überstrapaziert wie andernorts in Bella Italia.

Umbrien liegt östlich der Toskana und oberhalb der Region Latium und besteht zu 93 % aus Gebirgen und Hügelland. In den restlichen sieben Prozent verstecken sich weite Ebenen mit traumhaften Seen und weitverzweigten Flüssen, von denen fast alle in den Tiber münden, der durch Umbriens Norden fließt. Im Osten des Landes, in Richtung der Marken, erstrecken sich hohe Bergketten, deren höchste Erhebung der Monte Vettore (2476 m) ist. In Richtung Westen gehen die Gebirgszüge allmählich in sanftere Hügellandschaften über. Der mit Abstand größte See ist der Trasimanische See nahe der Stadt Perugia.

La Scarzuola in Montegiove, Bild: javarman / shutterstock

Umbrien – Hoch in den Felsen erheben sich ehrwürdige Abteien und mächtige Türme

Ein Land in Grün und Grau, so wirkt Umbrien auf den ersten Blick, doch bei näherem Hinsehen entfaltet das Land seine herbe Schönheit, die geprägt ist von mittelalterlichen – teils romanischen – Städten und Dörfern, die sich stolz an erhabene Felsmassive lehnen oder auf samtigen Hügeln thronen.

An die Berghänge schmiegen sich Städte mit jahrtausendealter Geschichte

Der Name „Umbrien“ geht zurück auf das Volk der Umbrer, die das Gebiet um das Jahr 1000 n. Chr. dauerhaft besiedelten und auch ihre eigene Sprache – das Umbrische – entwickelten.

Cascata delle Marmore
Der Wasserfall Cascata delle Marmore, Bild: MilaCroft / shutterstock

Hauptstadt ist Perugia, das mit seinen mehr als 165.000 Einwohnern die weitaus größte Stadt und gleichzeitig das Zentrum der gleichnamigen Provinz darstellt. Perugia war bereits in der Eisenzeit (um 900 v. Chr.) besiedelt und erlebte zur Zeit der Etrusker im 5. Jahrhundert v. Chr. eine hochkulturelle Blüte. Von dieser Zeit zeugt der heute noch erhaltene Bogen des Arco Etrusco aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Sehenswert ist auch der gotische Dom, der ab dem 14. Jahrhundert errichtet wurde, um nur einige der zahlreichen geschichtsträchtigen Bauten in der Altstadt Perugias zu nennen. Überregionale Bedeutung hat die Galleria Nazionale dell`Umbria, die eine umfassende Sammlung von Kunstobjekten des Mittelalters beherbergt. Das „Archäologische Museum Umbriens“ ist ebenfalls in Perugia angesiedelt.

Berühmt ist die Stadt für seine „Baci Perugina“ (Peruginer Küsse), eine Pralinenspezialität aus Nougat und ganzen Haselnüssen, die zwar gerne als Mitbringsel gekauft, am liebsten aber gleich vor Ort selbst aufgegessen wird.

Auch Terni, die zweitgrößte Stadt der Region, hat viel antikes zu bieten, etwa in Form eines römischen Stadttors oder eines Amphit-Theaters, das heute für Musik- und Theateraufführungen genutzt wird. In Terni befindet sich eine Pinakothek, die sowohl Werke Alter Meister, wie auch zeitgenössischer Künstler aufgenommen hat.

Hinter wehrhaften Mauern verbergen sich große Kunstschätze und viel italienisches Flair

Perugia
Perugia, Bild: joyfull / shutterstock

Eine Besonderheit vieler umbrischer Städte und Dörfer sind die engen Gassen, die zur Ortsmitte in einladende Plätze münden, die von imposanten Palazzi und Sakralbauten umringt sind – typisch italienisch findet sich dort dann auch ein großer Brunnen, an dessen frischem Wasser man sich kühlen kann.

Umbrien wird „das Land der Heiligen“ genannt. Das liegt wohl an der bis heute ungebrochenen Strahlkraft des Hl. Franz von Assisi, der um 1182 in der umbrischen Stadt Assisi geboren wurde. Er war der Sohn einer Kaufmannsfamilie und gründete später den Orden der Franziskaner, der sich der Armut und dem Dienst an den Armen und Kranken verschrieb. Sein Grab befindet sich in der Kirche des Hl. Franziskus in Assisi.

Die Kunst der Gotik trieb in Umbrien meisterliche Blüten

Besonders sehenswert ist Gubbio, das etwa 35 km nordöstlich von Perugia liegt. An seiner „Piazza Grande“ steht der Priorenpalast, dessen kühner Monumentalbau als bedeutendster Profanbau des italienischen Mittelalters bezeichnet wird. Was bei einem ersten Blick auf seine Front nicht erkennbar ist: er wurde an einen Steilhang gebaut. Sein gesamtes Erdgeschoss besteht aus einem einzigen Saal.

Wie in vielen umbrischen Ortschaften liegt auch der Dom von Spoleto im Herzen der Altstadt am Ende einer weitläufigen Treppenanlage. Ab 1175 erbaut, ist er ein Zeuge gotischer Baukunst. Sein Innenraum wird von acht Fensterrosen erhellt, von denen die Rose im Mittelpunkt als „die schönste Fensterrose Norditaliens“ bezeichnet wird.

Die Basilika „San Salvatore“ wurde im 5. Jahrhundert um den Innenraum eines römischen Tempels herum gebaut und gilt als wertvolles Zeugnis frühchristlicher Kultur. 2011 wurde sie in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Eine große kulturhistorische Bedeutung hat die Rocca Albornoziana, eine päpstliche Burg aus dem 14. Jahrhundert. Zu Füßen der Burganlage erstreckt sich die „Ponte delle Torri“, die Brücke der Türme, die mit ihren enormen Ausmaßen von über 200 m Länge und 76 m Höhe ein Beispiel für das beeindruckende Können der mittelalterlichen Baumeister darstellt.

Schlichte Schönheit am Tage – der Abend spielt mit einer großen Farbpalette

Umbriens besonderen Reiz erleben kann man am eindrucksvollsten in der Abendstimmung, wenn der Trubel verebbt ist – am besten von einem Aussichtspunkt auf einem der markanten Hügel mit Blick in die Ebene, wenn die Sonne das Land noch einmal in zauberhafte Farben taucht, bevor sie hinter den Bergen versinkt.

„Umbrische Nacht“, heißt es in einem Gedicht von Paul Celan (1920 – 1970), „mit dem Silber von Glocke und Ölblatt“. Schöner kann man es nicht beschreiben.