Trier: Römer, Heilige und Marx

Mosel, Trier
Blick auf die Mosel in Trier, Bild: S-F / shutterstock

Trier – Das einstige Augusta Treverorum ist das historische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Mosel. Einerseits jung und dynamisch, mit einer rührigen Universität, andererseits ein Ort, an dem Geschichte so präsent ist wie kaum anderswo in Deutschland. Die einstige Weltstadt der Antike hat eine Vergangenheit aufzuweisen, um die sie selbst Rom bisweilen beneidet. Eine Stadt der Gegensätze, geprägt von der Feudalmacht absolutistischer Fürstbischöfe.

In dieser katholischen Hochburg kam Karl Marx zur Welt, dessen Lehren für einen Teil der Erde zu die Art Ersatzreligion werden sollten. Am überzeugendsten spielt Trier die Rolle, die zugleich seine sympathischste sein dürfte: nämlich die Stadt des Weines zu sein; etwas versteckt gelegen, doch urgemütlich, wie stille Winkel nun einmal zu sein pflegen.

Für den romantischen Spaziergang durch die Altstadt von Trier sollte man sich mindestens einen halben Tag Zeit nehmen. Trier hat eine ungewöhnliche Vielzahl von Sehenswürdigkeiten zu bieten. Einige von ihnen liegen so versteckt, dass sie vom Ortsfremden nur mit Mühe gefunden werden. Deshalb ist es unbedingt empfehlenswert, sich einer der Stadtführungen anzuschließen. Sie beginnen vor der Niederlassung der Tourist-Information an der Porta Nigra.

PORTA NIGRA / SIMEONSTIFT

Porta Nigra
Die Porta Nigra, Bild: Alizada Studios / shutterstock

Das römische Stadttor wurde im letzten Drittel des 2. Jahrhunderts aus hellen Sandsteinquadern gegen germanische Angriffe gebaut. Verwitterung schwärzte bereits im Mittelalter die Fassade und gab dem Bauwerk den Namen Porta Nigra (Schwarzes Tor). Im 11. Jahrhundert zu einer Kirche umgebaut, erhielt es an der Westseite einen vierflügeligen Annex: den Simeonstift, eine der ältesten erhaltenen Stiftsanlagen Deutschlands. Heute ist dort das Städtische Museum untergebracht.

HAUPTMARKT TRIER

Das Marktkreuz (Original im Städtischen Museum Simeonstift) wurde 958 von Erzbischof Heinrich als Symbol der erzbischöflichen Stadtherrschaft gestiftet. Der Petrusbrunnen (1595) in der südöstlichen Ecke des Platzes stammt von dem Trierer Bildhauer Hans Ruprecht Hoffmann. Durch ein prunkvolles Barockportal auf der Südseite gelangt man zur ringsum bebauten Gangolfkirche aus dem 14./15. Jahrhundert. Das auffälligste Gebäude am Hauptmarkt ist die „Steipe“, das mittelalterliche Trink- und Festhaus (1430 – 1483) der Ratsherren.

TRIERER DOM / LIEBFRAUENKIRCHE

Der Dom geht auf einen römischen Palast aus dem 4. Jahrhundert zurück. Er dürfte damit die älteste Basilika Deutschlands sein. Die kostbarste Reliquie des Doms ist der Heilige Rock, jenes legendäre Gewand, das Christus bis kurz vor seiner Kreuzigung getragen haben soll und heute in der Heiltumskammer aufbewahrt wird. Sehenswerte Sakralkunst birgt auch die Schatzkammer im Dom.
Durch den Kreuzgang und das sogenannte Paradies mit dem Dom verbunden ist die Liebfrauenkirche (13. Jahrhundert), eines der ersten gotischen Gotteshäuser in Deutschland. Ihr Grundriss gleicht der Form einer zwölfblättrigen Rose.

PALAIS KESSELSTATT

Das Reichsgrafengeschlecht erbaute seine barocke Stadtresidenz im 18. Jahrhundert in unmittelbarer Sichtweise zu Dom und Liebfrauenkirche auf den Fundamenten einer römischen Patriziervilla.

PALASTAULA / KURFÜRSTLICHES PALAIS

Konstantinbasilika Trier
Die Konstantinbasilika, Bild: LaMiaFotografia / shutterstock

Die „Aula Palatina“ diente Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert als Thronsaal, der mit Marmorplatten und Skulpturen reich geschmückt war. Vor dem Kaiserthron erstrahlte ein goldenes Bodenmosaik im Licht, das durch die bis zu sieben Meter hohen Fenster fiel. Seit 1856 nutzt den vom alten farbigen Putz befreiten Bau die evangelische Kirche.

Mit der Palastaula architektonisch verbunden ist das Kurfürstliche Palais. 1757 – 1761 wurde der Südflügel im Rokokostil von Johannes Seiz, einem der Schüler des Würzburger Architektengenies Balthasar Neumann, ergänzt. Den figürlichen Schmuck der mittleren Schlossfassade und die Steinskulpturen im Palastgarten schuf Ferdinand Tietz. Heute ist das Palais Sitz der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion.

KAISERTHERMEN

Der Bäderpalast von Kaiser Konstantin entstand um das Jahr 300 und war mit technischen Finessen wie Kalt-, Warmwasser- und Dampfbad ausgestattet. Von der Anlage existieren noch die Außenmauern sowie die unterirdischen Bedienungsgänge, Heizungsschächte und Kanäle.

AMPHITHEATER TRIER

Amphitheater
Das Amphitheater, Bild: Sergej Lebedev / shutterstock

Jenseits der alten Stadtmauern befindet sich das Amphittheater, das im Mittelalter als Wehranlage, später als Steinbruch und Weinberg diente. Es wurde um 100 n. Chr. gebaut und bot etwa 20.000 Zuschauern Platz.

THERMEN AM VIEHMARKT

Die älteste römische Badeanlage Triers aus dem Jahr 80 n. Chr. wurde erst vor wenigen Jahren unter dem Viehmarkt entdeckt. 1998 wurde über den Ruinen ein Museum zum Badewesen der Antike eröffnet.

KARL-MARX-HAUS TRIER

Der weltberühmte Philosoph Karl Marx wurde 1818 in einem barocken Bürgerhaus in der Brückenstraße 10 geboren (heute Museum).

RÖMERBRÜCKE

Marktplatz Trier
Der Marktplatz in Trier Bild: Romas_Photo / shutterstock

Im 2. Jahrhundert n. Chr. bauten die Römer den Flussübergang zum anderen Moselufer, von dessen sieben Pfeilern noch fünf antiken Ursprungs sind.

BARBARATHERMEN

Diese römische Badeanlage wurde bereits Mitte des 2. Jahrhunderts gebaut und mehrere Jahrhunderte genutzt.

ST. MATTHIAS-KIRCHE

Die Wallfahrtskirche wurde im 12. Jahrhundert über einem frühchristlichen Gräberfeld errichtet, um die Gebeine des Apostels Matthias aufzunehmen. Zwischen 1496 und 1510 wurden neue gotische Gewölbe eingebaut sowie Chor und Krypta verlängert. Portalvorbauten und Turmkrönung sind barock.

RHEINISCHES LANDESMUSEUM TRIER

Domkirche
Hohe Domkirche St. Peter zu Trier, Bild: Vytautas Kielaitis / shutterstock

Das 1874 gegründete Museum zeigt bedeutende Sammlungen zur Vor- und Frühgeschichte, aus der römischen Zeit sowie zu den Bereichen mittelalterlicher und neuzeitlicher Kunstgeschichte. In Deutschland gibt es keine vergleichbare Dokumentation römischer Kunst.

STÄDTISCHES MUSEUM

In dem ehemaligen Kreuzgang aus dem 11. Jahrhundert, der als Ergänzungsbau zur Porta Nigra entstanden ist, werden heute die Sammlungen des Städtischen Museums gezeigt, darunter Malerei und Plastik vom Mittelalter bis zur Neuzeit, niederländische und rheinische Malerei (überwiegend 19. Jahrhundert) sowie Topographie und Kunstgeschichte Triers.