Castel del Monte
Castel del Monte, Bild: canadastock / shutterstock

Castel del Monte in Apulien

Weithin sichtbar, gleich einer Mauerkrone, ruht das Castel del Monte auf einem Hügel. In der unermesslichen Ebene Apuliens erklärt sich das Schloss als beherrschendes Wahrzeichen. Das Volk nennt es das „Belvedere“ oder den „Balkon Apuliens“. Passender ist die Bezeichnung: „Steinerne Krone Apuliens“. Die Stauferburg wurde 1240 unter Friedrich II. als Jagdschloss errichtet. Der Grundriss der Burg ist achteckig, dazu besitzt sie achteckige Türme. Im Obergeschoss lagen die kaiserlichen Gemächer.

Castel del Monte – Das Licht und der Stein und ein Mythos

Der Plan für das monumentale Kastell, das in seiner herben Schlichtheit wie ein erratischer Block auf der Kuppe eines Hügels thront, soll auf den Kaiser Friedrich II. selbst zurückgehen. Es bringt dessen persönliche Vorlieben für Astronomie, Geometrie und seinen Fanatismus für alle Gesetzmäßigkeiten zum Ausdruck. Formvollendet, aber es ist nicht die Form weltlicher Bauten. Das Bauwerk scheint aus dem harten Licht des Südens gemeißelt. Im Lichtstrom wird hier die Zeit zum Raum. Die mathematische Strenge des Grundrisses ist außergewöhnlich. Das ist kein reines architektonisches Prinzip, sondern gebaute Philosophie. Daher steht das Quadrat für die Welt und das Diesseits, der Kreis für die jenseitige Unendlichkeit Gottes, während das Achteck die vermittelnde Instanz zwischen Himmel und Erde repräsentiert.

Bestimme Kreise sahen in Friedrich II. den Antichrist – ja, sogar den Sohn Satans. Schuld an dieser Einschätzung war seine Neugier. Diese trieb ihn immer wieder dazu, über die Grenzen der eigenen Kultur und des eigenen Glaubens hinauszublicken. In zehnjähriger Bauzeit wurde eine Burg gebaut, die den Vorstellungen des Bauherren vollkommen entsprach und sein Vermächtnis werden sollte.

Charme und Geheimnisse einer Mysterienburg

Ganz gleich, aus welcher Richtung man das Kastell betrachtet, der achteckige Körper erscheint von vollkommener Symmetrie. Ähnlich wie ein geschliffener Kristall, den man immer wieder bewundernd in den Händen dreht. Erst in der Bewegung erschließt sich die Form. Der Bau wirkt wuchtig und leicht, umkränzt mit achteckigen Türmen – in sich geschlossen und unbezwingbar. Nach Osten gerichtet der Eingang, Triumphbogen und Kathedralenportal.

Wer hier eintritt, durchquert einen Raum, um wieder ins Freie zu treten. In dem achteckigen Innenhof misst der Schatten die Zeit nach dem Sonnenstand. Vom Erdgeschoss führen in drei der acht Türme Wendeltreppen in das obere Stockwerk. Die Steine des Castel del Monte sprechen von Macht und Mystik. Verblüffend ist die Magie des Bauwerks, welches mathematische Berechnung mit christlicher Symbolik vereinigt. Die Zahl Acht ist nicht nur ein kaiserliches Symbol, sie steht für die Auferstehung des Menschen. Das Castel del Monte, welches die Persönlichkeit ihres Schöpfers darstellt und kulturelle Elemente der Antike, dem Norden Europas und der islamischen Welt harmonisch vereint, wurde im Jahre 1996 zum UNESCO-Welterbe erklärt.

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