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Reiten auf einem Elefanten
Weit verbreitet und ebenso problematisch: Das Reiten von Elefanten als touristisches Angebot, Bild: Mizuno555 / shutterstock

Wildtier-Tourismus: Worauf Reisende achten sollten

Auf Elefanten reiten, ein Selfie mit einem Faultier aufnehmen oder einen Tiger streicheln. Wer sich insbesondere auf Fernreisen begibt, trifft nicht selten auf touristische Angebote, bei denen Wildtiere die Hauptrolle spielen. Doch bleibt dabei der Tierschutz auf der Strecke? Die Welttierschutzgesellschaft gibt Reisenden Tipps, welche Angebote im Sinne der Tiere zu vermeiden sind und zeigt Möglichkeiten für tiergerechten Wildtier-Tourismus.

Eine zentrale Regel lautet: Bitte kein direkter Kontakt zu Wildtieren! Es sollte immer bedacht werden, dass es sich bei Wildtieren nicht um Hunde oder Katzen handelt, die seit Generationen domestiziert wurden und den Kontakt zu Menschen gewöhnt sind. Jeder Mensch-Wildtier-Kontakt kann das natürliche Verhalten der Tiere verändern, sie stressen oder dazu führen, dass sie wegen geringerer Scheu Wilderern später leichter zum Opfer fallen. Ausnahmen für einen engen Kontakt zu Wildtieren gelten nur in besonderen Situationen, zum Beispiel, wenn verletzte Wildtiere aufgelesen und daraufhin versorgt werden müssen.

Reisende sollten sich bewusst machen, dass viele Tiere, die als „Attraktion“ angeboten werden, eine lange Leidensgeschichte hinter sich haben. Denn das Problem kann bereits bei der Beschaffung seinen Anfang nehmen. Oftmals werden die Tiere – beispielsweise Affen – als Babys gefangen und ihren Müttern entrissen, die von Wilderern dabei in der Regel getötet werden.

Hinter vielen Angeboten steckt Tierleid

Otte-Cafés sind nahezu zwangsläufig mit Tierleid verknüpft
Otte-Cafés sind nahezu zwangsläufig mit Tierleid verknüpft, Bild: Michael Gordon / shutterstock

Dennoch machen sich viele Anbieter den Wunsch von Reisenden, Wildtiere aus der Nähe zu sehen oder sie gar zu berühren, zu Nutze. Zwei Angebote im Bereich des Wildtier-Tourismus zeigen exemplarisch die dahinter liegenden Probleme.

Ein bekanntes Beispiel sind so genannten Otter-Cafés, die in Japan sehr beliebt sind. Tourist*innen haben dort die Möglichkeit, Zwergotter zu streicheln, und posten Fotos und Videos davon dann oftmals in den sozialen Netzwerken. Doch die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich hinter diesen Tierbegegnungen massives Tierleid verbirgt: sowohl bei der Beschaffung – die Otter wurden möglicherweise nur für diesen Zweck der Wildnis entrissen und illegal gehandelt – als auch in den Cafés selbst, wo sie die Tiere der Situation nicht entziehen können und der direkte Kontakt mit den Menschen unvermeidbar ist.

Auch Angebote zum Reiten von Wildtieren wie Elefanten sind hochproblematisch. Denn wie wird das Wildtier dazu gebracht, einen derart engen und langwierigen Kontakt zu ständig wechselnden Menschen zu akzeptieren? Dass es bei Elefanten dafür der Anwendung von Gewalt bedarf, ist aus vielen Beispielen bekannt. Außerdem ist für Reisende in der Regel nicht ersichtlich, wie die Tiere außerhalb ihrer Einsatzzeiten gehalten werden und welchen fachlichen Hintergrund ihre Betreuer*innen haben.

Fehlendes Wissen in Bezug auf die genannten, leider sehr beliebten Angebote mit Tieren birgt viele Gefahren. Denn jeder direkte Kontakt zu Wildtieren kann den Tieren in höchstem Maße schaden.

Die Folgen von Wildtier-Selfies

Ein weiterer für das Tierwohl gefährlicher Faktor ist die unkritische Darstellung von Wildtierfotos in den sozialen Netzwerken. Posten Tourist*innen Beiträge wie Selfies mit Wildtieren, kann das unmittelbar die Nachfrage nach solchen Angeboten steigern. Wer also Bilder und Videos von einem engen Kontakt zwischen Mensch und Wildtier sieht, sollte keine Reaktion – zum Beispiel durch Kommentare oder Emojis – zeigen, sondern den Inhalt konsequent an die Moderator*innen-Teams der Netzwerke melden. Zudem kann es Gedankenanstoß sein, die Ersteller*innen per Privatnachricht darauf hinzuweisen, welches weitere Tierleid die unkritische Darstellung zur Folge haben könnte.

Weitere Informationen zum Thema „Tierleid in sozialen Netzwerken“ stehen auf der Website der Welttierschutzgesellschaft bereit: https://welttierschutz.org/stoppt-tierleid/

Die Welttierschutzgesellschaft stellt den zahlreichen kritischen Punkten eine Merkliste gegenüber, wie tiergerechter Wildtier-Tourismus funktionieren kann und wie Reisende entsprechende Angebote erkennen können:

  1. Höchstes Gebot sollte es sein, Wildtiere als natürlich wildlebende Tiere wahrzunehmen. Dazu gehört auch, dass diese Informationen bereits im Angebot deutlich hervorgehoben werden.
  2. Frei lebende Tiere in der Natur sowie Wildtiere zum Beispiel in Schutzzentren sollten immer nur aus der Ferne beobachtet und fotografiert werden. Ein direkter Kontakt, insbesondere Anfassen, Füttern und Streicheln, darf nicht erlaubt sein.
  3. Touren durch Einrichtungen wie Schutzzentren sollten nur in kleinen Gruppen angeboten und stets von Mitarbeitenden geführt werden.
  4. Es sollte das Gebot gelten, sich stets ruhig zu verhalten und nicht aktiv den Kontakt zu den Tieren zu suchen.
  5. Bei Touren innerhalb des Habitats frei lebender Tiere sollte unbedingt darauf geachtet werden, keinen Müll zu hinterlassen.

Die Tierschützer*innen raten dazu, sich vorab immer genau über das Reiseziel und die dortige Natur und Tierwelt zu informieren. Sobald Zweifel hinsichtlich angebotener Aktivitäten aufkommen, sollte unbedingt beim Anbieter nachgefragt werden. Wenn dadurch nicht ausreichend sichergestellt werden kann, dass es sich um ein tiergerechtes Angebot handelt, gilt es im Sinne der Tiere, das Angebot nicht wahrzunehmen. Wer auch nach reiflicher Prüfung während eines Angebots Missstände beobachtet, sollte mit dem Anbieter und Mitreisenden direkt darüber sprechen. Auch ein Hinweis an lokale Tierschutzvereine kann helfen, denn diese kennen die lokalen Gegebenheiten und können sich gegenüber Behörden und sonstigen Stellen für das Wohl der Tiere auch dann noch einsetzen, wenn die Reisenden das Land schon längst wieder verlassen haben.