Als ich das erste Mal mit Thomas Bauer in Kontakt trete, befindet er sich gerade in Ontario in Kanada bei der Vorbereitung auf eine sicherlich erlebnisreiche Kajaktour. Schon beim schriftlichen Austausch per mail findet man schnell heraus, dass man hier in Kontakt zu einem fröhlichen und ausgeglichenen Menschen steht. Charaktereigenschaften die sicherlich auch auf seinen zahlreichen beeindruckenden Reisen geprägt wurden.
Ob per Liegerad durch die Türkei, auf seiner ganz persönlichen Tour de France per Postrad rund um unser Nachbarland oder zu Fuß von Florenz nach Rom. Thomas Bauer ist Reiseprofi und Profi-Abenteurer.
Sein aktuelles Buch „Neugier auf die Welt“ (ISBN 978-3-95996-205-6, periplaneta Verlag) führt den Leser in 80 teils lustigen, aber auch zum Nachdenken anregenden Kurzgeschichten zu einzigartigen Orten rund um den Globus. Das Besondere dabei: Der Leser befindet sich dabei in einem Rätsel und darf erraten in welcher Destination die Geschichte handelt.
Aufgrund der Kürze der einzelnen Kurzgeschichten ist das Buch ideal um zwischendurch immer mal wieder eine Pause auf der Arbeit einzulegen und das Fernweh ein wenig zu stillen.
Wir freuen uns, dass Thomas Bauer für einige Fragen rund um sein Buch und aktuelle Projekte zur Verfügung stand.
Aktuell befinden Sie sich in Kanada auf einer Kajaktour über den Rideau Canal in die Hauptstadt Ottawa, über Montreal bis hin nach Québec. Anschließend möchten Sie per Anhalter zurück nach Toronto fahren. Eine Reise die auch dazu dient herauszufinden, ob sich die Menschen und Ihre Gastfreundlichkeit während der Corona-Pandemie verändert haben. Wie sind Ihre ersten Eindrücke und Erlebnisse?
Das Ausmaß der Gastfreundschaft hier in Kanada haut mich schlichtweg um: Die Menschen sind ausgesprochen hilfsbereit – auch wenn ein sonnenverbrannter, durchnässter und nicht eben nach Chanel duftender Kajakfahrer vor ihnen steht. Es ist wärmer als ich dachte; im Rideau-Kanal tummeln sich Schlangen und Schnappschildkröten. Ab und zu rauscht eine Wolkenfront durch; dann springe ich rasch an Land und suche Schutz unter einem Baum oder einem Hausdach. Einmal habe ich in der Eile eine Privatvilla erwischt, vor der eine vorzeigbare Yacht und ein Privatflugzeug parkten. Nach einer Minute kam die Besitzerin angerannt. Ich dachte, dass sie mich jetzt von ihrem Grundstück verjagen würde; immerhin hatte ich gerade einen Kajak auf ihren Privatbesitz gehievt. Stattdessen bot sie mir Kaffee und Kekse an! Corona scheint der Kontaktfreude und Hilfsbereitschaft der Menschen hier keinen Abbruch zu tun – Gott sei Dank.
Welche Abenteuer wollen Sie in diesem Jahr noch erleben? Wo geht Ihre nächste Reise hin?
Meine nächste Reise beginnt schon drei Tage nach meiner Rückkehr von Kanada. Ich muss nach der Corona-Zwangspause ja einiges nachholen! Usbekistan und Kirgistan stehen auf dem Programm. Vor Corona hatte ich Georgien und den Iran besucht, jetzt geht es auf der Seidenstraße weiter gen Osten. Ich bin gespannt – auf die prachtvollen Städte Samarkand und Buchara ebenso wie auf die Hochebenen Kirgistans, wo ich in einer Jurte übernachten werde.
Wenn Sie zurückblicken: Haben Sie für sich bei Ihren zahlreichen Reisen einen Lieblingsort gefunden den Sie gerne noch einmal besuchen würden?
Nicht nur einen, mehrere! Das Fernweh wird ja nicht kleiner, wenn man reist – im Gegenteil. Ich würde wahnsinnig gerne nachschauen, wie sich Buenos Aires, das ich vor mehreren Jahren besucht habe, entwickelt hat. Australien hat noch mehr zu bieten, als ich in meinen acht Wochen dort unten erlebt habe. Die Arktis, die ich im Hundeschlitten erkunden durfte, hat mich sehr beeindruckt; dorthin möchte ich auf jeden Fall zurückkehren. Und Indien ist ein Land, das man in einem ganzen Leben nicht wirklich kennenlernen und erforschen kann. Langweilig wird’s mir also nicht …
Können Sie im Urlaub auch einfach mal eine Woche am Strand liegen oder muss auch immer ein wenig Abenteuer und Kultur dabei sein? Oder anders gefragt: Ist ein Urlaub „All Inclusive“ für Thomas Bauer überhaupt vorstellbar?
Ich muss zugeben, dass ich ein Zappelphilipp bin. Mit meinem Energieüberschuss nerve ich meine Mitmenschen manchmal. Am Strand halte es schon aus – ein oder vielleicht zwei Tage. Dann aber würde ich mich wieder auf den Weg machen. „All inclusive“ ist nichts für mich: Ich habe meine Art zu reisen gefunden.
Sie haben in Ihrem Leben schon unzählige Menschen und Kulturen kennengelernt. Sind mit dem Fahrrad rund um Frankreich gefahren. Zu Fuß durch Italien gelaufen. Wo haben Sie bislang die größte Gastfreundlichkeit erfahren? Ich habe zum Beispiel festgestellt dass Franzosen zwar anfangs distanzierter sind als viele andere Europäer, jedoch umso herzlicher wenn man ihnen erst einmal näher gekommen ist.
Das stimmt; Franzosen tauen spätestens dann auf, wenn man die Sprachbarriere geknackt hat. Meine rustikale Art zu reisen bringt es mit sich, dass ich unterwegs auf Hilfe angewiesen bin. Die habe ich überall bekommen – entlang der Donau ebenso wie in Japan und in Südamerika. Ich glaube auch gar nicht, dass es ein „gastfreundlichstes Land“ gibt. Es kommt eher darauf an, was man selbst ausstrahlt. Wenn ich mich auf ein Land einlasse, zumindest ein bisschen die dortige Sprache spreche und offen auf die Leute zugehe, werde ich in aller Regel reich belohnt – egal wo ich mich aufhalte.
Wenn man sich auf Ihrer Internetseite umschaut wird man neugierig auf Ihre Lesungen. Was ist das Besondere an Ihren Auftritten und wann kann man Sie mal wieder live erleben?
Ich habe das Glück, mehrere gute Musiker gefunden zu haben. Meine Auftritte sind daher immer eine Mischung aus Lesung, Bildern und Live-Musik in mehreren Sprachen. Ich glaube, dass ich meinen Zuhörern dadurch ein Land besonders gut nahebringen kann. Ich tummele mich noch ein wenig in der Welt herum, doch gleich nach meiner Rückkehr im September kann man mich live erleben: zum Beispiel am 7.9. in Penzberg, am 14.9. in München, am 20.10. in Frankfurt am Main und am 5.11. in Knittlingen.
Mehr Infos: www.neugier-auf-die-welt.de