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Das Ruhrpott
Das Ruhrgebiet – Hier die Zeche Ewald in Herten, Bild: © Ravi Sejk

Typisch Ruhrpott? – Zwischen Zeche und Kulturhauptstadt

Was genau versteckt sich eigentlich hinter dem Begriff Ruhrpott? Viele Geheimisse und Vorurteile stehen in engem Zusammenhang mit diesem Begriff. Dabei ist es doch eigentlich ganz einfach, das Ruhrgebiet auch Revier, Pott, Metropole Ruhr, Ruhrstadt oder Rheinisch-Westfälisches Industriegebiet genannt, ist mit rund 5,3 Millionen Einwohnern und einer Fläche von ca. 4.435 Quadratkilometern der größte Ballungsraum Deutschlands und der fünftgrößte Europas.

Zum Ruhrpott gehören sowohl Schimanski, Thyssen, Krupp, Kohle und sauflustige Zecher, als auch viele Staus, eine dichte Besiedlung und eine ausgebaute Infrastruktur. Eine echte Wundertüte eben!

„Melting Pott“

Dortmunder U
Das Dortmunder U – Zentrum für Kunst und Kreativität, Bild: Hernan J. Martin / shutterstock

Der Begriff Ruhrpott setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: Ruhrgebiet und Kohlenpott. Das Ruhrgebiet wiederrum verdankt seinen Namen der Ruhr, dem Fluss der einmal durch das ganze Ruhrgebiet verläuft. Dabei stellt der Pott einen echten „melting pott“ dar. In den 50er und 60er Jahren galt das Gebiet im Westen Deutschlands als Heimat verschiedener Gastarbeiter aus der Türkei und aus Italien. Durch die kulturelle Verschmelzung verschiedener Nationen bildeten sich unterschiedliche Bergarbeitersiedlungen aus der ganzen Welt – ein richtiger Schmelztiegel (engl.:“melting pott“) eben.

Kennzeichnend für den Ruhrpott ist, dass er von mehreren zusammengewachsenen Großstädten gebildet wird. Das Gebiet orientiert sich an den Grenzen des 1920 gegründeten Siedlungsverbands Ruhrkohlenbezirk, dem heutigen Regionalverband Ruhr (RVR). Zu diesem Verband gehören Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mühlheim und Oberhausen sowie Recklinghausen, Unna, Wesel und der Ennepe-Ruhr-Kreis. Jedoch ist Vorsicht geboten, die Städte des Ruhrgebiets (Dortmund, Essen, Bochum, Bottrop, Hamm, Gelsenkirchen und Duisburg) liegen zwar alle nur wenige Kilometer auseinander, jedoch bezeichnen sich die Essener, Dortmunder, Duisburger etc. selbst nicht als Potter.

Zwischen Zeche und Kulturhauptstadt

Viele Zechen sind geschlossen und meist erinnern nur noch die kohlschwarzen Häuser an die Zeiten, in denen Oppa und Vadder noch in der Zeche malochen waren. Heutzutage locken ausgezeichnete Universitäten junge Menschen mit internationalem Hintergrund in den Pott. Somit besteht der deutsche „melting pott“ bis heute weiter.

Zeche Zollverein, Ruhrgebiet
Zeche Zollverein, Bild: Peeradontax / shutterstock

Im Jahr 2010 wurde das Ruhrgebiet unter der Bezeichnung RUHR 2010, neben Pécs (Ungarn) und Istanbul, Kulturhauptstadt Europas. Aufgrund der hohen Dichte kultureller Einrichtungen bewarb sich das Ruhrgebiet unter Führung der Stadt Essen erfolgreich als Kulturhauptstadt Europas 2010. Jedoch gibt es nicht nur in Essen viel zu entdecken, das ganze Ruhrgebiet begeistert durch seine einzigartige Kultur, außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten und mit seinem verschmitzten Charme:

Zunächst ist natürlich das UNESCO-Welterbe Zollverein (Zeche Zollverein), auch „Eiffelturm des Ruhrpotts“, hervorzuheben. Die wohl schönste Zeche der Welt zählt zu den beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten des Ruhrpotts. Sie war ein von 1851 bis 1986 aktives Steinkohlewerk in Essen. Benannt wurde sie nach dem 1834 gegründeten Deutschen Zollverein. Heute ist sie ein einzigartiges Architektur- und Industriedenkmal.

Gasometer Oberhausen
Blick auf das Gasometer in Oberhausen, Bild: Ant Palmer / shutterstock

Inmitten des Zollvereins befindet sich ein Schwimmbad. Die Atmosphäre ist unbezahlbar, der Eintritt dafür aber frei. Auch Bottrop hat einiges zu bieten. Der Tetraeder ist eine Konstruktion aus Stahlrohren und Gussknoten. Angeordnet auf einer ehemaligen Halde, symbolisiert er den Strukturwandel der Region. Zum Ski fahren in den Pott? Auch im Sommer mit 100% Schneegarantie? Nein, das ist kein Scherz! Inmitten von Bottrop befindet sich das Alpincenter. Die längste Skihalle der Welt. Viele weitere Freizeitmöglichkeiten sind rund um die Skihalle zu finden.

Von Hochseilklettergarten bis hin zur Sommerrodelbahn. Hier kommt jeder auf seine Kosten. Weiter geht es nach Oberhausen. Schon von weiter Ferne kann man das Gasometer erkennen. 1929 für 1,74 Millionen Reichsmark erbaut, ist dieses Industriedenkmal heute die höchste Eventhalle Europas. Direkt in unmittelbarer Nähe befindet sich das Centro, das wohl beliebteste Einkaufscenter in der Gegend. Wenn man eine grüne Seite des Ruhrgebiets kennenlerne möchte, ist man im Kaisergarten in Oberhausen genau richtig. In dem rund 28 Hektar großen Park findet man unter anderem die begehbare Brückenskulptur „Slinky Springs to Fame“. Der Hafen von Duisburg ist der größte inländische Hafen der Welt. Und auch der Outdoor-Sportpark im Landschaftspark Duisburg-Nord ist in der Form einzigartig. Das begehbare spiralförmige Wahrzeichen „Tiger&Turtel-Magic Mountain“ rundet einen Besuch in Duisburg ab. Und wem das nicht genug ist, dem bleiben natürlich auch noch die Fußballstadien auf Schalke (Gelsenkirchen) und Dortmund.

Schalke vs. Borussia – Klischees über das Ruhrgebiet

Über kaum eine Region in Deutschland gibt es so viele Vorurteile wie über den Pott. Doch was ist dran an den Klischees über das Ruhrgebiet?

Jeder hier ist Fussballfan

Schalke Arena
Die Arena von Schalke 04 ist in großen Teilen der Stadt gut zu sehen, Bild: Chris Hoff / shutterstock

Fußball hat im Ruhrpott einen sehr wichtigen Stellenwert. Die beiden bekanntesten Vereine sind der FC Schalke 04 und Borussia Dortmund. Spielen beide Vereine gegeneinander (Revierderby) muss man sich entscheiden – entweder Dortmund oder Schalke –. Der FC Schalke 04 und der BVB sind zusammen mit dem MSV Duisburg Gründungsmitglieder der Fußball-Bundesliga. Auch der älteste Profiverein, der VfL Bochum (gegründet 1848) kommt aus dem Ruhrpott. Neben diesen Vereinen existiert eine Vielzahl anderer Clubs in allen Ligen. Viele dieser Vereine haben ihren Ursprung bei Werksmannschaften von Zechen. Fußball gehört somit zur Geschichte des Ruhrpotts und ist daher ein Muss! 

Da sind alle immer so unhöflich

Ruhrpotter sind richtige „Kodderschnauzen“. Wer jedoch denkt, sie seien unhöflich, hat da etwas falsch verstanden. Im Ruhrpott sagt man seine Meinung geradeheraus. Das kann manchmal gewöhnungsbedürftig sein, ist jedoch ehrlich. Im Ruhrpott lacht man gerne auch mal über derbe Scherze. Hier leben Menschen, die das Herz am richtigen Fleck haben.

Karneval? Das gibt`s doch nur in Köln! Oder etwa nicht?

Auch im Ruhrpott wird Karneval gefeiert. Umzüge finden in zahlreichen Städten statt. Im Archiv der Stadt Duisburg befindet sich die erste Stadtrechnung aus dem Jahre 1377, aus der hervorgeht, dass die Ratsherren und Bürger ausgiebig Fastabend feierten.

Jedoch wird nicht nur zu Karnevalszeit im Ruhrpott gerne gefeiert. Von 2006 bis 2010 fand die Loveparade hier statt. Und auch sonst sind die Ruhrpotter ein offenes Volk, welches auch gerne mal außerhalb ihrer Vereinshäuser feiert.

Der Pott is(st) lecker

„Oa wat hab ich anne Bude schon alles für Bömskes (Süßigkeiten) ausgegeben!“ Im Pott gibbet vieles. Fritten – dat is immer noch der beste Begleiter der Currywurst und dazu ein Gedeck – dat trinkt der Vadder inne Kneipe, Pils und einen Schnaps. Das Bierchen wird auch gerne mal am Büdchen (Kiosk) getrunken. Der Pott is(s)t lecker und im Pott wird auch gerne gegessen. Die in Berlin unter Bulette oder im Süden unter Fleischpflanzerl bekannte Frikadelle, ist wohl eins der liebsten Gerichte der Ruhrpotter. Auch der Ruhrpott-Kartoffelsalat, mit ´nem Schlag Mayonnaise, darf nicht fehlen. Genauso wenig wie alle möglichen kulinarischen Verrücktheiten wie z.B. Rosinenstuten mit Leberwurst, die in anderen Gegenden wohl eher auf Unverständnis treffen, sind hier heiß begehrt und sollten unbedingt mal probiert werden.