• Menu
  • Menu
Große Antillen
Die großen Antillen, Bild: Peter Hermes Furian / shutterstock

Karibik: Die großen Antillen

Der Mythos der Großen Antillen

Ähnlich wie das vielfach mythisch verklärte und sagenumwobene Inselreich „Atlantis“, das einer Schilderung des griechischen Philosophen Platon aus dem 4. Jahrhundert zufolge angeblich vor etwa 12.000 Jahren eine global bedeutenden Seemacht gewesen sein soll, welche jedoch durch eine schwere Naturkatastrophe zerstört wurde, hat auch die im 15. Jahrhundert in Europa erstmals auf Karten verzeichnete Phantominsel „Antilia“ vermutlich niemals existiert.

Das in zeitgenössischen arabischen und portugiesischen Quellen auch als „Ilha das Sete Cidades“ (Insel der sieben Städte) bezeichnete und ungefähr auf dem 31. Breitengrad in der Region des heutigen Kuba lokalisierte legendäre Eiland könnte aber angesichts der vielen untermeerischen Bergspitzen, Süßwasserquellen und vulkanischen Schichten in der tektonisch bis heute sehr aktiven Karibik vielleicht doch ein reales Vorbild gehabt haben. Ungeachtet dieser bis heute letztlich nicht gänzlich geklärten Frage hat die Insel „Antilia“ doch gemäß einer wissenschaftlich mehrheitlich akzeptierten Annahme den Namen der karibischen Inselgruppe der Antillen als Teil der Westindischen Inseln vor den Küsten Mittel- und Südamerikas begründet.

Die Großen Antillen sind heute der größte und bevölkerungsreichste Teil der Karibik

Als Christoph Kolumbus während der Entdeckung des später so benannten Amerikas im Oktober 1492 zuerst die östlich gelegene Bahamas-Insel Guanahani (San Salvador) betrat und Ende Dezember des selber Jahres auch auf Hispaniola und Kuba landete, werden er und seine Mannschaft mit der zu dieser Zeit weitverbreiteten Sage über „Antilia“ also aller Wahrscheinlichkeit nach vertraut gewesen sein. Zunächst wurden sämtliche Inseln in der Karibik von den spanischen Eroberern allerdings als heute genauer begrenzte Inseln über dem Winde („Islas de Barlovento“) bezeichnet. Auch die Briten nannten die Eilande im 18. Jahrhundert meist „Forward Islands“, der Name und die geografische Unterscheidung in Große und kleine Antillen ist erst seit Beginn des 19. Jahrhundert allgemein geläufig und üblich. Heute bilden die Großen Antillen im Westen der Karibik bestehend aus den Inseln und Inselgruppen Kuba, Hispaniola, Jamaika, Puerto Rico, Navassa und Cayman Islands mit über 207.000 km² und zusammen zurzeit ca. 38 Millionen Einwohnern jeweils um die 90 Prozent der Fläche und Bevölkerung aller Westindischen Inseln.

Kuba: Die größte Insel der Antillen besitzt eine äußerst ereignisreiche Geschichte

Kuba
Auf Kubas Straßen ist immer etwas los, Bild EvijaF / shutterstock

Mit knapp 110.000 km² Fläche und aktuell über 11 Millionen Einwohnern ist die größte Insel der Großen Antillen auch in landschaftlicher, kultureller sowie touristischer und nicht zuletzt politischer Hinsicht das wohl mit Abstand berühmteste Eiland der gesamten Region. Vom frühen 16. Jahrhundert bis 1898 spanische Kolonie, stand Kuba bis zur erfolgreichen Revolution im Jahr 1959 trotz formaler Unabhängigkeit lange Zeit unter US-amerikanischer Kontrolle. Nach der über Jahrzehnte andauernden Unterstützung durch die Sowjetunion litt die Insel nach dem Ende des „Ostblocks“ in den frühen 1990er-Jahren in der „Sonderperiode in Friedenszeiten“ große wirtschaftliche Not.

Als Reaktion hierauf erfolgte eine Öffnung des letzten offiziell sozialistischen Landes in der westlichen Welt für den internationalen Tourismus. Neben der gleichermaßen mondänen wie auch morbiden Hauptstadt Havanna zählen Santiago de Cuba als zweitgrößte Stadt, Cienfuegos an der südlichen Karibikküste sowie Santa Clara mit Che Guevaras Grabstätte und Trinidad mit dem als UNESCO-Weltkulturerbe geschützten Zentrum zu den meistbesuchten Zielen.

Cayman Islands: Als Dank für Seenotrettung spendierte der König Steuerfreiheit

Die aus Grand und Little Cayman sowie Cayman Brac bestehenden und zusammen ca. 264 km² großen Cayman Islands liegen 350 Kilometer südlich von Kuba. Erstmals von Europäern entdeckt und wegen der vielen Schildkröten als „Las Tortugas“ benannt, wurde die Inselgruppe bei der vierten Entdeckungsreise von Christoph Kolumbus im Mai 1503. Ihren Namen „Las Caymanas“ erhielten sie aufgrund der dort ebenfalls zahlreich lebenden Spitzkrokodile im frühen 17. Jahrhundert.

Die englische Herrschaft begann 1670, erste Siedlungen und Plantagen mit afrikanischen Sklaven entstanden ab 1730. Einer Legende zufolge soll der heutige Status als Steuerparadies bereits 1794 vom damaligen britischen König Georg III. als Dank für die Rettung einer in Seenot geratenen Schiffsflotte durch die Insulaner gewährt worden sein. Zur noch gemeinsam mit Jamaika verwalteten Kronkolonie wurden die Inseln 1863, seit 1962 sind sie ein eigenständiges Überseegebiet des Vereinigten Königreichs. Heute spielen vor allem Bade- und Tauchtourismus wichtige Rollen. Bekannte und viel besuchte Reiseziele sind der Seven Mile Beach, Stingray City und Queen Elizabeth II Botanic Park, das Cayman Turtle Centre sowie die maritimen Schutzgebiete Salina Reserve und Cayman Island Marine Park.

Jamaika: Rasta, Reggae, Rum und ritueller Rauch haben die Insel berühmt gemacht

Jamaika Obststand
Ein typischer Obststand auf Jamaika, Bild: LBSimms Photography / shutterstock

Auf der mit fast 11.000 km² Fläche drittgrößten Insel der Großen Antillen leben zurzeit gut 2,7 Millionen Einwohner mit zu über 90 Prozent afrikanischer Herkunft. Jamaika liegt je ca. gut 150 Kilometer südlich bzw. westlich von Kuba und Hispaniola, trotz der relativ geringen Größe verfügt die erdgeschichtlich vergleichsweise junge Insel über erstaunlich vielseitige und unterschiedliche Landschaften. Das Inselinnere wird von bis zu mehr als 2.200 Meter hohen Bergketten wie den im Osten gelegenen und als Anbaugebiet für die erlesene und kostspielige Kaffeesorte „Jamaican Blue Mountain“ bekannten Blue Mountains bestimmt. Die Küsten der Insel sind größtenteils deutlich flacher, traumhaft tropische Strände wie aus dem Bilderbuch sind beispielsweise Doctor’s Cave Beach Club in Montego Bay, Bluefields Beach Park in Westmoreland und der nach dem musikalischen Exportschlager Jamaikas benannte Reggae Beach zwischen Ocho Rios und Oracabessa an der Nordküste. Der von der in den 1930er-Jahren auf der Insel entstandenen Glaubensgemeinschaft der Rastafari gepflegte genuin jamaikanische Musikstil wurde in den 1970er-Jahren auch global populär. Häufig mit imposanten „Dreadlocks“ (Filzlocken) geschmückt, lehnen die meisten Rastas zwar den Konsum des vorzüglichen Rums aus Jamaika ab, genießen aber gerne das von ihnen „Ganja“ genannte sowie als heilig und heilend verehrte Cannabis.

Navassa Island: Die winzige unbewohnte Insel ist allenfalls strategisch bedeutsam

Die nur 5,4 km² große, 1504 erstmals von gestrandeten spanischen Matrosen betretene und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1898 intensiv für den Abbau des dort natürlich vorkommenden Düngemittels Phosphorit genutzte Insel war seit dem frühen 20. Jahrhundert lediglich sporadisch von wenigen US-amerikanischen Militärangehörigen und Wissenschaftlern bewohnt. Seit Dezember 1999 steht Navassa Island als von den USA beanspruchte „United States Minor Outlying Island“ vollständig unter Naturschutz und darf grundsätzlich nicht betreten werden.

Als Reiseziel ist das einsame Eiland gut 54 Kilometer vor dem westlichsten Punkt Haitis also nicht von Interesse. Strategischen Wert besitzt die Insel für die Vereinigten Staaten jedoch aufgrund ihrer Nähe zum berüchtigten Stützpunkt „Guantanamo Bay Naval Base“ an der Südostküste Kubas. Schlagzeilen machte Navassa 1996 und 2005, als ein Dokumentarfilmer sowie ein früherer somalischer Honorarkonsul gerichtlich bzw. mit der Gründung einer Mikronation letzten Endes erfolglos versuchten, Territorialansprüche geltend zu machen.

Hispaniola: Zwei relativ ungleiche Brüder teilen sich heute das karibische „Spanien“

Das mit knapp 76.500 km² Fläche zweitgrößte Eiland sowohl der Großen Antillen als auch der Westindischen Inseln zwischen Kuba, Jamaika und Puerto Rico war bis zur Ankunft der Spanier im Jahr 1492 von bis zu drei Millionen Angehörigen der indianischen Völker Arawak und Ciboney bevölkert. Deren Anzahl verringerte sich nach dem Beginn der spanischen Kolonialherrschaft im 16. Jahrhundert durch eingeschleppte Seuchen sowie unmenschliche Sklavenarbeit rapide bis zum fast kompletten Aussterben.

Diverse blutige Aufstände von indigenen und schwarzen Sklaven, Überfälle von Seeräubern, kriegerische Konflikte zwischen den erbittert konkurrierenden Kolonialmächten Spanien und Frankreich sowie Bürgerkriege und Naturkatastrophen prägten die bewegte Historie Hispaniolas bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Seit 1844 teilen sich das kleinere Haiti im Westen und die fast doppelt so große Dominikanische Republik im Osten die Insel. Speziell die Letztgenannte hat sich mit ihren Tourismuszentren Puerto Plata, Samaná, Punta Cana und Bávaro seit den 1980er Jahren zur beliebten Destination für Badeurlaub entwickelt. Weitere populäre Ziele in der „Domrep“ sind Cabarete, Playa Dorada und Las Terrenas sowie Bayahibe, Barahona, Boca Chica und Río San Juan. Im infrastrukturell deutlich ärmeren und weniger entwickelten Haiti sind vor allem die schönen Strände bei Cape-Haïtien im Norden sowie die Städte Jacmel und Port Salut wie auch die kleine Insel Île à Vache im Süden bekannte und gut besuchte Feriengebiete.

Puerto Rico: Der karibische Vorposten der USA ist ein kleines, aber feines Reiseziel

Salinas, Puerto Rico
Blick auf die Gemeinde Salinas in Puerto Rico, Bild: Felix Lipov / shutterstock

Puerto Rico, die mit gut 9.000 km² Fläche und aktuell ca. 3,2 Millionen Einwohnern kleinste Insel der Großen Antillen ist ein zu fast 95 Prozent mehrheitlich spanischsprachiges sowie schon seit 1898 nicht inkorporiertes Außengebiet der Vereinigten Staaten von Amerika. Obwohl der Dollar die offizielle Währung ist und seit 1917 auch sämtliche Puerto-Ricaner die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen, ist die Insel noch kein offizieller Bundesstaat.

Mit bis zu 3,7 Millionen ausländischen Besuchern pro Jahr ist Puerto Rico aber ein nicht nur bei US-Bürgern sehr beliebtes Reiseziel, auch zahlreiche europäische Gäste vorrangig aus Frankreich, Großbritannien und Deutschland zieht es dorthin. Die bekanntesten sowie am besten mit Gastronomie und Unterkünften ausgestatteten Strände sind Balneario de Rincón Boquerón (Cabo Rojo), El Tuque (Barrio Canas), Cayos de Caña Gorda (Guánica), der Crash Boat Beach (Aguadilla) und Flamenco Beach auf Culebra sowie die Playita del Condado und die ca. 40 verschiedenen Strandabschnitte rund um die Stadt Ponce an der Südküste. Für Ausflüge empfehlenswert sind darüber hinaus das historische Zentrum der Hauptstadt San Juan, das teils zugängliche Höhlensystem im Parque de las Cavernas del Río Camuy im Nordwesten sowie der ökologisch interessante Nationalpark El Yunque im Nordosten.