Deutschland kann außer mit einer Reihe kleiner Binneninseln in Flussläufen oder Seen wie z. B. das Bodensee-Eiland Mainau oder die Weser-Insel Harriersand mit mehr mehr als drei Dutzend Meeres-Inseln in Nord- und Ostsee aufwarten. Bis auf die ungefähr ein Quadratkilometer große Felseninsel Helgoland befinden sich alle deutschen Nord- und Ostseeinseln weniger als 20 km von den Küsten Schleswig-Holsteins, Niedersachsens und Mecklenburg-Vorpommerns entfernt. Insbesondere die größeren dieser Inseln sind ausgesprochen beliebte Tourismusziele. Viele Gäste mieten sich Ferienwohnungen an der Ostsee oder Nordsee und haben somit die Flexibilität die Inseln auf unabhängig zu erkunden. Hier nun einige Kurzinformationen zu den „Großen Vier“ dieser Eilande:
Rügen – Vorpommerns Land im Meer
Mit über 900 Quadratkilometern Fläche ist das an Buchten und Halbinseln, an Hügeln, Kreidefelsen und Wäldern reiche Rügen die flächengrößte deutsche Insel. Auch was die Einwohnerzahl angeht, kann Rügen den insularen Deutschland-Rekord für sich beanspruchen: Mehr als 60.000 Menschen haben auf der zum Landkreis Vorpommern-Rügen gehörigen Insel ihren Erstwohnsitz. Zentralorte sind die Inselhauptstadt Bergen (13.000 Einwohner), der Hafen- und Badeort Sassnitz (9.000 Einwohner) sowie Binz (5.000), Putbus (4.500) und Garz (2.500). Und einen weiteren Superlativ kann das wirtschaftlich auf Tourismus ausgerichtete Rügen für sich in Anspruch nehmen: Mit durchschnittlich fünf bis sechs Millionen Übernachtungen jährlich ist Rügen Rekordhalterin unter den deutschen Urlaubsinseln.
Vom Festland mit der Hansestadt Stralsund ist Rügen geografisch durch den bis zwei Kilometer breiten Ostseearm Strelasund getrennt. Überquert werden kann dieser Meeresarm über die imposante, fast 3000 Meter lange, mehrspurige Rügenbrücke, die 2007 für den Autoverkehr eröffnet worden ist. Bis dahin war der 1936 eröffnete und weiterhin genutzte Rügendamm einzige Hauptverbindung über den Strelasund. Die sowohl dem Auto-, den Fußgänger- als auch dem Schienenverkehr dienende Klappbrücke Rügendamm (113 Meter lang) verbindet die zu Stralsund gehörende Kleininsel Dänholm mit Rügen. Dänholm wiederum ist durch die Ziegelgrabenbrücke mit dem Festland verbunden. Die beiden festen Strelasund-Querungen werden durch ein regelmäßiges Fährangebot ergänzt.
Ihren zahlreichen Gäste haben Rügens Kultur und Landschaft viel zu bieten. Über 50 Kilometer lange Sandstrände und Badeorte wie Sellin, Putbus und Binz laden zum Wasservergnügen und Spaziergehen in der für Rügen typischen weißen Bäderarchitektur ein. Geschichtsinteressierte kommen u. a. im Jagdschloss Granitz (19. Jahrhundert) oder im an Rügens Historie als KdF-Seebad erinnernden Ferienwohnungskomplex “Koloss von Prora“ (1930er Jahre)auf ihre Kosten.
Usedom – Zweistaateninsel in der Ostsee
Im äußersten Osten der mecklenburgisch-vorpommerschen Küste nahe der polnischen Großstadt Szcesin (Stettin) liegt die 445 Quadratkilometer große Insel Usedom. Vom Festland ist Usedom durch den schmalen Peene-Strom getrennt. Eine 225 Meter lange Klappbrücke verbindet Usedom mit dem Festland bei Wolgast. Eine Besonderheit des als „Sonnneninsel“ geltenden Eilandes in der Pommerschen Bucht ist ihre historisch bedingte Zweiteilung in einen deutschen Anteil (373 Quadratkilometer) und einen polnischen Anteil (72 Quadratkilometer). Mit etwa 32.000 Menschen lebt knapp die Hälfte der Inselbevölkerung im deutschen Teil. Vor Corona besuchten über 1,2 Millionen Touristen, die jeweils durchschnittlich fünf Übernachtungen buchten, die Insel. Besonders attraktiv für den Bädertourismus sind der über 40 Kilometer lange Sandstrand sowie die mit fast 13 Kilometer Länge größte europäische Strandpromenade, die vom deutschen Kaiserbad Ahlbeck zur polnischen Hafenstadt Swinemünde führt. Typisch für Usedom sind auch die bis zu 500 Meter ins Meer ragenden Seebrücken, eine Betonung des Wellness-Aspekts in Hotels und Kureinrichtungen sowie zahlreiche Naturschutzgebiete. Wichtigste deutsche Orte auf der Insel sind Heringsdorf (8.900 Einwohner), Zinnowitz (4.000 Einwohner) und das Städtchen Usedom (1.700 Einwohner), der einzige deutsche Insel-Ort mit Stadtrecht.
Fehmarn – Schleswig-Holsteins größte Insel
Fehmarn (14.000 Einwohner) liegt einen Kilometer vor der Küste Ostholsteins. Landschaftlich ist die 186 Quadratkilometer große Insel vor allem durch Weiden, Dünenlandschaften und Kliffküsten-Abschnitte sowie Sandstrände bestimmt. Den Insel und Festland trennenden Fehmarnsund quert seit 1963 eine Straßen- und Eisenbahnbrücke („Fehmarnsundbrücke“). Vom Insel-Hafen Puttgarden verkehren regelmäßig Fähren zum benachbarten Dänemark. Neben Landwirtschaft und Windenergie basiert Fehmarns Wirtschaft insbesondere auf Tourismus. Wie Usedom wird auch Fehmarn „Sonneninsel“ genannt. Fehmarn bildet politisch eine einzige Stadt-Gemeinde. Größter Ortsteil der Stadt ist das Heilbad Burg (6000 Einwohner).
Sylt – Nordfrieslands Hauptinsel
Im Norden des Nordfriesischen Wattenmeers erstreckt sich auf 40 Kilometer vor den Westküsten Schleswig-Holsteins und Dänemarks das knapp 100 Quadratkilometer große Sylt. Außer mit Fähren und Kleinflugzeugen kann Sylt per Eisenbahn über einen elf Kilometer langen Gleisdamm („Hindenburgdamm“) erreicht werden. Kraftfahrzeuge können nur auf Autozügen oder Fähren die Insel erreichen. Typisch für Sylt ist der an der Westseite fast durchgängige Sandstrand vor einer Kliffküste. Auch laden weite Dünenlandschaften zur Erholung ein. Auf der wegen seines überdurchschnittlichen Anteils von ausgesprochen wohlhabenden, nicht selten prominenten Touristen und auswärtigen Zweitwohnsitzbesitzern mitunter „Insel der Reichen und Schönen“ oder „Jet-Set-Insel“ genannten Insel gibt es ein breites Angebot an gastronomischen Exquisitäten, Unterhaltungsmöglichkeiten und gesundheitsfördernden Maßnahmen. Die meisten der rund 18.000 Insulaner sind in der Gemeinde Sylt, die 2007 durch den Zusammenschluss der Stadt Westerland mit den Nachbarorten Sylt-Ost und Rantum entstanden ist, zuhause. Daneben gibt es noch die Orte List (nördlichste Gemeinde Deutschlands), Kampen, Hörnum und Wenningstedt.
Insulare Vielfalt – die nächst größeren Inseln
In der Größenrangliste folgen den „Big Four“ der deutschen Inselwelt Sylts Schwesterinseln Föhr (83 qkm, 8.500 Einwohner) und Pellworm (37 qkm, 1.200 Einwohner). Knapp gefolgt von dem vor Wismar liegenden Poel (36 qkm, 2.500 Einwohner). Zur Gruppe der zu Niedersachsen gehörenden Ostfriesischen Inseln gehören Borkum (31 qkm, 5.000 Einwohner) und Norderney (26 qkm, 6.000 Einwohner).