London – Laut, antik, kitschig, wild. Mit etwa 20 Millionen ausländischen Touristen meistbesuchte Stadt der Welt, hochmoderne Metropole mit alten Traditionen, das Zuhause von neun Millionen Einwohnern, von 140 Milliardären und der Queen. Aufregend, wunderbar, aufreibend und irgendwie unergründlich …
London – Der Mittelpunkt der Zeit
Mancher Besucher startet seine Visite in Großbritanniens Hauptstadt in der U-Bahn – und bekommt gleich einen Eindruck vom Londoner Alltag. Man meint, dass der Begriff Stoßzeit in den proppenvollen Waggons erfunden wurde – schließlich befördert die Bahn täglich 3,5 Millionen Passagiere – einmal alle Berliner quasi.
Aber es geht nicht nur um Stoßzeiten in der Bahn, sondern um die Zeit an sich: London ist eigentlich das Zentrum der Zeit, liegt doch der Nullmeridian im Stadtteil Greenwich. Wo West und Ost zusammenlaufen, ist nach Wahrnehmung vieler Briten immer noch der Mittelpunkt der Welt. Ihre Uhren stellten die Menschen früher nach den Schlägen von Big Ben, zumindest die aus dem Commonwealth – und das ist annähernd auch heute noch ein Drittel der Weltbevölkerung.
Heute gibt London immer noch den Takt an, in der Kultur, in der Musik, bei Finanzen und in der Mode – und dennoch scheint sie hier manchmal einfach stillzustehen. In alten Gassen mit Kopfsteinpflaster und Gaslampen, die in der Dämmerung immer noch per Hand angezündet werden oder auch am altehrwürdigen Buckingham Palace, wo zu Ehren der Queen immer wieder die Wachwechsel zelebriert werden.
Keep calm and carry on
Schon möglich, das die Zeit in London etwas anders funktioniert oder relativ erscheint. Die Stadt gönnt sich eine auffällige Gelassenheit, weil sie schon alles erlebt hat: Krieg und Frieden, die Zentralmacht eines Weltreichs, die Herrschaft des Geldes und die Bedeutung als Zentrum der Künstler, der Kreativen, Hipster und Avantgardisten. Keep calm and carry on: „Ruhig bleiben und weiter machen“ nehmen sich am besten alle Besucher vor, die statt des Powershoppings in Bond Street, Knightsbridge oder Kings Road kassenschonendes Einkaufen in Portobello, Camden Look, Borough Market und Columbia Road bevorzugen. Die Gegenden, wo London wirklich hip ist, mit den vielen Sehenswürdigkeiten, lassen sich zudem auch wunderbar unkompliziert zu Fuß erkunden.
Besuch in London Town
Fußwege, U-Bahnen, Züge: Londons beste Verbindungen lassen sich per App auf das Smartphone laden: https://citymapper.com/london?set_region=uk-london
Bus-Touren können dann schnell zur bevorzugten Variante werden, sich durch ganz London schaukeln zu lassen. Dabei kann man seine individuelle Tour komponieren – toll sind die Linien 159 von Marble Arch nach Streatham, die 73 von Victoria nach Stoke Newington Common oder die 24 von Hampstead Heath nach Pimlico oder auch umgekehrt, die an all den weltbekannten Sehenswürdigkeiten vorbei führt.
Ideal geht es auch zu Fuß: Sehenswürdigkeiten wie Piccadilly und Soho oder die großen Einkaufsstraßen Regent und Oxford Street lassen sich ganz bequem erlaufen. Das gilt auch für den Tower, die National Gallery oder für Buckingham Palace.
London – Unbedingt ansehen!
Apropos Buckingham Palace: Noch imposanter als der Regierungssitz der Queen sind die südwestlich liegenden historischen Schlossanlagen Hampton Court Palace in Richmond upon Thames. Hier ist London am Grünsten und die Gärten sind geradezu grandios. Im Frühling und über die Sommermonate lässt sich die Anreise wunderbar mit einer Bootstour auf der Themse kombinieren
(www.hrp.org.uk/hampton-court-palace).
Geschichtsfans werden im Imperial War Museum fündig: Die Ausstellungen umfassen die Zeiten vom Ersten Weltkrieg bis heute. Wie bei vielen Londoner Museen, Galerien und historischen Bauten ist auch hier der Eintritt kostenlos (www.iwm.org.uk).
Naturbelassen und ziemlich wild ist der Friedhof Highgate Cemetery im Norden der Stadt, auf dem auch u. a. Karl Marx begraben liegt. Das gleichnamige Dorf war einstmals ein bedeutendes Zentrum britischer Literaten – heute leben hier Stars wie Jude Law oder Kate Moss.
(www.highgatecemetery.org)
Spitalfields Market in Shoreditch besteht aus fest etablierten Geschäften und wechselnden Marktständen. Täglich öffnet er am Horner Square (www.spitalfields.co.uk).
Tolle Teile!
London hat jede Menge tolle Stadtteile. So das schicke Hampstead mit schönen Parks, kleinen Geschäften, Pubs und Restaurants. Hier wohnen auch gern verschiedene Fußballprofis.
Zu den tollen Teilen zählt unbestritten auch Richmonds mit Restaurants, Pubs und Cafés ganz unmittelbar am Wasser. Wie schon erwähnt ist dieser wunderschöne Stadtteil längs der Themse Ausgangspunkt vieler Bootstouren und für Besuche im Richmond Park mit seinem beachtlichen Rotwildbestand. Hier gilt: Nur fotografieren, aber nicht anfassen!
Delicious London
Sicher, Koch-Koryphäen wie Anna Hansen, Nuno Mendes, Lawrence Keogh oder Yotam Ottolenghi betreiben in London Gourmettempel, auf die Paris neidisch ist. Für das Durchschnittsbudget kann es aber wohl durchaus auch handfester sein.
Schon sehr handfest erscheint Londons Gastronomie zumindest in Lokalen, die vor ihren Türen mit Speisen auf Bildern werben. Aber sonst hat das früher zurecht gefürchtete Pub-Food seine Schrecken längst verloren und man kann in Großbritanniens Metropole sehr gut und durchaus günstig essen:
So ist Crate Brewery empfehlenswert, ein uriges Brauerei-Restaurant in einer stillgelegten Fabrikhalle am Kanal in Hackney Wick. Hier gibt es die große Auswahl an lokalen Bieren und hervorragenden Hochofenpizzen. (www.cratebrewery.com)
The Flask ist ein besonders schöner alter Pub mit historischem Interieur und Biergarten, in dem schon Lord Byron und John Keats einst ihre Pints leerten. Gute Küche und hervorragende Desserts in 77 Highgate West Hill (www.theflaskhighgate.com).
Last but not least Mr Fogg’s: Die eklektische Bar in Mayfair mit alten, schweren Ledersesseln, Memorabilien aus victorianischen Zeiten und mit Kellnern, die aus dem Besuch geradezu interaktives Theater machen, betört geradezu – nicht allein mit exotischen Cocktails (www.mr-foggs.com).
Mit einem schönen Cocktail wird wohl mancher Besucher seine London-Visite ausklingen lassen. Er wird immer wieder kommen, denn diese Stadt ist unergründlich …