Jörg Martin Dauscher hat in seinem Leben bereits viele interessante Länder besucht. Destinationen die vielleicht nicht bei jedem Reiselustigen auf der Wunschliste ganz oben stehen. Mit seinem Rucksack unternahm er unter anderem interessante Touren durch Mazedonien, Albanien und die Ukraine.
Wiederholt zog es ihn dabei auch nach Georgien. Wie facettenreich und vielfältig das Land am Kaukasus ist hat er nun in seinem Buch „111 Gründe, Georgien zu lieben“ aufgeschrieben.
Im Interview sprechen wir mit dem ehemaligen Weinhändler über die Vorzüge und kulinarischen Highlights Georgiens.
Herr Dauscher, warum sollte bei der Planung des nächsten Städtetrips die Wahl auf Tbilissi (Tiflis) fallen und nicht auf Paris, London oder Rom?
Also nichts gegen die genannten Städte, aber Tbilissi hat kulturell ähnlich viel zu bieten, ist dabei aber wesentlich vitaler: die Stadt erblüht derzeit regelrecht. Daran teilzuhaben, bzw. das mitzubekommen, das macht einfach Spaß! Gleichzeitig ist das Zentrum von Tbilissi recht übersichtlich und kann fußläufig erfahren werden.
Welche Sehenswürdigkeiten darf der Georgien-Reisende sich auf keinen Fall entgehen lassen?
Die Natur, diese ungeheuer vielfältige, überbordende Natur – insbesondere natürlich in den Bergen. Mindestens also einen Tageshike einbauen, das geht auch unweit von Tbilissi schon recht gut, zum Beispiel am Kazbegi bzw. von Stepanzminda aus.
Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Tourismus in Georgien in den letzten Jahren verändert?
Er ist am Explodieren, mehr und mehr Menschen haben das Land für sich entdeckt – insbesondere aufgrund der ganzen neuen Fluglinien. Dennoch sind es zu 98% Individualtouristen, die nach Georgien finden. Das Land ist nicht ganz einfach zu bereisen, aber für Leute, die sich auf eigene Faust fortbewegen, äußerst günstig. Viel Zeit mitbringen, zwei Wochen sind das absolute Minimum, besser drei! Im Juli und August wird es mittlerweile recht voll an einigen Orten, deswegen lieber den Juni und den September anvisieren.
Was viele nicht wissen: Georgien verfügt über tolle und preiswerte Skigebiete. Sie schreiben in Ihrem Buch dass Bakuriani über Silvester hoffnungslos überfüllt ist. Welches ist denn für den Wintersportler die beste Reisezeit?
Sowohl Gudauri als auch Mestia und der Tednuldi in Swanetien – wobei letzteres nicht wirklich ein Skigebiet im europäischen Sinne ist, es ist schlicht zu klein und es gibt nur ein paar Lifte, das aber macht die spektakuläre Natur mühelos wett. Bakuriani zu Silvester muss nicht wirklich sein, das aber legt sich schon eine Woche später wieder. Hauptsaison in Gudauri ist im Januar und Februar, überfüllt im europäischen Sinn ist es jedoch nie. Lediglich am Wochenende sind mehr Leute unterwegs, weil dann Tbilissi anrückt.
In Ihrem Buch nennen Sie 111 Gründe, Georgien zu lieben. Welches ist aus Ihrer Sicht DER wichtigste Grund das Land und die Kultur kennenzulernen.
Eieieiei. Da schreibt man 111 Gründe auf und dann soll man einen rauspicken! Ich kann das nur für mich selbst beantworten, und für mich überwiegen die Berge. Der Hohe Kaukasus ist schlicht und einfach phänomenal gewaltig. Muss man sehen!
Zum Abschluss eine kulinarische Frage: Wenn Sie die Wahl hätten, welchen Wein würden Sie nehmen. Georgischer Mtsvane oder rheinhessischer Riesling?
Da fragen Sie den völlig Falschen! In Georgien definitiv die Mtsvane und es darf auch gerne der günstige vom Markt sein. In Rheinhessen dann den Riesling bitte, diesen mächtigen St. Georgenberg von Pfannebecker zum Beispiel, gern mit ein paar Jahren Reife!
Über den Autor:
JÖRG MARTIN DAUSCHER, geboren 1975 in Franken, arbeitete als Weinhändler in Berlin, bevor er einen Rucksack nahm und die Stadt verließ. Seitdem zog es ihn wiederholt nach Georgien, wo er monatelang in Bergdörfern lebte. Dauscher liebt die Berge und die See, er ist leidenschaftlicher Hiker und arbeitet als Autor sowie Journalist und, wenn es sich ergibt, auch als Barista, Koch oder Sommelier.
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