Wälder und Wiesen so weit das Auge reicht. In den tiefgründigen Mooren spiegeln sich die Wolkenberge. Die Strände laden ein zu langen Wanderungen, und jenseits der Küste gibt es nicht weniger als 1.500 Inseln. Estland ist mit romantischen Fischerdörfern und seinem traditionellen nordischen Charme eine Perle des Baltikum und eine Region der leisen Töne. Es liegt weit im Osten des Kontinents, und da sich die Menschen dort auch in den Jahren der Unterdrückung durch den mächtigen Nachbarn Russland stets nach Europa orientierten, sprechen sie in Tallin und anderswo nicht von der Ostsee sondern vom „Westmeer“. Estland ist eine stille Schönheit, die sich – wie Lettland und Litauen – von August 1989 an mit der sogenannten „Singenden Revolution“ die Freiheit schenkte. Nun sind diese Länder volljährig geworden und haben sich mit ihrer Fülle an natürlichen Ressourcen dem Tourismus geöffnet.
Immer nur mit der Ruhe – das ist das Motto auf dem estnischen Festland und auf den großen und kleinen Inseln im „Westmeer“. Auch auf Saaremaa in der Bucht von Riga ist das so, wo die Dörfer von Steinwällen umgeben und die Häuser mit Reet gedeckt sind. Die Hauptstadt Kuressaare könnte eine Kopie einer skandinavischen Metropole sein, und entsprechend viele Urlauber aus Norwegen und Schweden verbringen hier ihre schönste Zeit des Jahres. Zwischen den bunten hölzernen Häusern thront die imposante Bischofsburg. Sie nimmt in den baltischen Staaten einen besonderen Rang ein, weil nur sie seit dem Mittelalter fast komplett erhalten blieb. Wer die Burg, die heute ein Museum ist, besucht, der wird dabei zu einem Spaziergang durch die Geschichte Saaremaas eingeladen. Kuressaare hat sich in jüngster Zeit auch als Kurort nicht nur in Estland einen Namen gemacht.
Der Küstenstreifen Estlands misst ziemlich genau 3.800 Kilometer. Seit Jahrhunderten ist das Meer die Quelle des Wohlergehens der Menschen, die früher auf Robbenjagd gingen und bis heute der Fischerei frönen. Die Routen der Hanse führten bis in die Hauptstadt Tallinn. Von dort aus wurde insbesondere England mit Holz, Honig, Roggen, Weizen und Pelzen versorgt. Allerdings führte die zentrale Lage der estnischen Häfen dazu, dass Eroberer und berüchtigte Seefahrer Gefallen an dieser baltischen Region fanden. Spuren dieser Aktivitäten liegen auf dem Grund der Ostsee und sind interessante Punkte für Taucher.
Wie wäre es mit Froschschenkel zur Vorspeise des Menüs? Estlands Küche hält viele Überraschungen parat. In den zahlreichen erstklassigen Restaurants landen in erster Linie die regionalen Produkte auf den Tisch, und wer sich auf den Wochenmärkten umschaut, der wird dort alles finden, was in den Gärten der Bewohner wächst. Einer der Hits sind die eingelegten Gurken, die von einer besonderen Qualität sind. Estland ist ein prächtiger Platz für Genießer.
Mythen und Legenden sind in Estland seit Jahrhunderten lebendig und werden von Generation zu Generation weitergetragen. Der stille Zauber des Landes manifestiert sich auch im Glauben an die Unerschütterlichkeit der Natur. Für die meisten Menschen ist dieses Grün „heilig“ – und damit meinen sie auch die Steine, Bäume und Flüsse. Die höchste Kiefer der Welt ist im Süden Estlands, im Landkreis Pölva, zu bewundern. Sie wird auf rund 215 Jahre geschätzt und hat inzwischen eine Höhe von 47 Metern erreicht.
Kultur-Enthusiasten zieht es in die Altstadt von Tallinn, wo eine mittelalterliche Fassade auf eine Jugendstil-Kulisse trifft und wo der Weg zum Domberg noch immer buckelig und grob gepflastert ist. Seit der Revolution hat sich in den alten Mauern neues Leben Platz verschafft. Fast achthundert Jahre lang war Estland fremdbestimmt – nun genießen die Menschen ihre Autonomie. Zur frühen Morgenstunde und am Abend erschallt über Tallinn eine Fanfare und auf dem höchsten Turm wird die Nationalfahne gehisst. Die Esten verstehen das als Zeichen ihrer neuen Freiheit.
Reiseinformationen Estland
Hauptstadt | Talinn |
---|---|
Staatsform | parlamentarische Republik parlamentarische Demokratie |
Währung | Euro (EUR) |
Fläche | ca. 45.339 km² |
Bevölkerung | ca. 1.319.130 (2018) |
Sprachen | Estnisch |
Stromnetz | 230 Volt, 50 Hz |
Telefonvorwahl | +372 |
Zeitzone | UTC+2 OEZ UTC+3 OESZ (März bis Oktober) |