Der Blick auf die kunterbunten Giebelhäuser der historischen Uferstraße „Handelskade“ ist atemberaubend. Willemstad ist die Hauptstadt der Karibikinsel Curaçao. Wer noch nie dort war, stellt sich die 140.000 Einwohner-Stadt am besten wie ein Mini-Amsterdam vor – nur sehr viel farbenfroher. Die Stadt liegt rings um den natürlichen Hafen Schottegat. Viele ihrer Altstadt-Häuser sind im Kolonialstil erbaut. Das verleiht dem Ort neben seiner ewigen Sommertemperatur einen Hauch von Exotik.
Weiße Sandbuchten vor türkisfarbenem Meer
Die Insel der südlichen Kleinen Antillen – auch „Inseln unter dem Winde“ genannt – liegt nördlich von Venezuela. Einst war sie Sklaven-Markt und niederländische Kolonie. Das ist längst Geschichte. Curaçao gehört heute als autonomer Staat zum Königreich der Niederlande und ist mit der EU „assoziiert“. Seine Bürger haben einen niederländischen Pass. Für Touristen ist Willemstad ein Paradies: Als Freihafen bietet sich die Stadt zum preiswerten Shopping an, sie hat architektonische und andere Kulturschätze und eine außergewöhnliche Flora und Fauna. Sie lädt Strandfans in die weißen Badebuchten zu Wassersport und Tauchgängen am türkisfarbenen Meer. Besucher dürfen europäische Standards erwarten. Das betrifft die ärztliche Versorgung oder das Trinkwasser, das problemlos aus dem Hahn zu genießen ist.
UNESCO erklärt historische Stadtviertel zum Weltkulturerbe
Besucher verständigen sich in Niederländisch, Spanisch oder Englisch, obwohl die Muttersprache der meisten Einwohner die Kreolsprache „Papiamentu“ ist. Der Großteil der Einheimischen sind Nachkommen ehemaliger Sklaven. Nachfahren verfolgter Juden pflegen bis heute ihre Religion und Traditionen. Sie mussten im 17. Jahrhundert Europa verlassen und hatten großen Anteil am Aufbau Willemstads. 1997 sind Stadtteile von Willemstad von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden, was einen Restaurierungs-Boom der historischen Gebäude aus der Kolonialzeit ausgelöst hat. Die Modernisierung hat aber auch Schattenseiten: Sie führt durch Erhöhung der Mieten und Immobilienpreise zu einer Vertreibung der ärmeren Bevölkerung aus den etwas heruntergekommenen Vierteln, die allmählich auf Hochglanz poliert werden.
Für Schiffe wird die Königin-Emma-Brücke zur Seite geschwenkt
Kreuzfahrtschiffe und Tanker erreichen den Hafen von Willemstad durch die Sankt-Anna-Bucht. Das ist keine Bucht, sondern eine Meerenge mit der Funktion eines Kanals. Darüber spannen sich zwei berühmte Brücken – der Ponton-Überweg „Königin-Emma-Brücke“ für Fußgänger – zur Seite geschwenkt für Schiffe passierbar – und die Königin-Juliana-Brücke, die Autos in 490 Meter Höhe übers Wasser führt. Die Brücken verbinden am Atlantikufer zwei historische, sich gegenüber liegende Viertel: Punda im Osten und Otrabanda im Westen.
Am Meeresarm Waaigat verführt der schwimmende Markt in Punda dazu, frisches Obst, Gemüse, Fisch und Meeresfrüchte zu kaufen. Sehenswert ist auch die alte Markthalle „Plasa Bieu“, in der man gut speisen kann. Souvenirjäger finden in Punda interessante Stücke aus Keramik, Schnitzereien, Strohgeflochtenes oder handgearbeitete Flugdrachen. Die nahe Mikvé Israel-Emanuel-Synagoge aus dem 17. Jahrhundert lohnt ebenso einen Besuch wie die protestantisch-schlichte Fortkerk im Fort Amsterdam, das einst zur Verteidigung von Stadt und Hafen gebaut wurde.
Der Sklavenmarkt lag früher im Stadtteil Otrabanda
Otrabanda ist mit seinen kleinen Gassen uriger als Punda, dafür etwas weniger schick. Dies war früher der Bezirk des großen Sklavenmarkts. Bei Dunkelheit sollte man seine dunkle Gassen meiden, warnen Reiseleiter. Ansonsten gilt Curaçao als sicher. Wunderschöne bunte Häuser gibt es auch im ebenfalls geschützten Pietermaai-Viertel zu sehen. Viele Galerien und Ateliers findet man hier. Wo alte Häuser noch nicht restauriert sind, helfen Künstler mit Graffiti und Wandmalereien, sie provisorisch zu verschönern. Ganz im Zeichen der Kreativen steht auch das Viertel Scharloo – inzwischen ein echter Szenebezirk mit Co-Working-Spaces, hübschen Wohnungen, angesagten Boutiquen, Cafés und Restaurants. Nachtschwärmer finden die meisten Bars und Lokale aber im Viertel Salina. Von Ende Januar bis Mitte Februar wird auf Curaçao alljährlich einer der größten Karnevals der Karibik mit Straßenfesten, Musik und großen Paraden gefeiert.
Leckeres Ziegengulasch aus den vielen Garküchen
In allen Stadtteilen gibt es zahlreiche Garküchen oder Restaurants aller Preisklassen. Die Küche der Insel zeigt spanisch-niederländische, Südstaaten- und kreolische Einflüsse. An Reis, Bohnen, Kochbananen, Maismehlrollen, Fisch und Meeresfrüchten kommen Urlauber nicht vorbei. Es sei denn, sie bestehen auf Burger mit Pommes wie zu Hause. Sie sollten einmal Spezialitäten wie die Kaktussuppe Kaduschi mit Fleisch- oder Fischeinlage oder Keshi Yena, mit Fleisch gefüllte Käsetaschen probieren. Lecker ist das Ziegengulasch Kabritu Stoba. Auf die bei Einheimischen beliebte Leguansuppe (Iguana) können Besucher sicher leicht verzichten.
Ein blauer Likör macht die Insel weltberühmt
Im Osten von Willemstad wartet das Landhaus Chobolobo auf einer ehemaligen Plantage auf den Besuch der Touristen. Hier erfährt man alles über den Likör, der auf Curaçao kreiert wurde und die Insel weltberühmt gemacht hat. Allerdings präsentiert sich das aus Schalen von Bitterorangen und Zucker hergestellte Getränk auf typische Inselart unerwartet farbenfroh: Den Likör gibt es in Klar, Grün, Blau und Rot. Die blaue Farbe soll einst bei der Herstellung durch eine chemische Reaktion mit einem Kupferfass entstanden sein. Heute wird auf der ganzen Welt mit Lebensmittelfarbe nachgeholfen.
Leguane, Wasserschildkröten und eine bunte Vogelwelt
Curaçao ist auch ein Ziel für Naturfreunde, die auf der Insel Seltenes zu sehen bekommen: In einigen Buchten sind Leguane zu beobachten. Die Vogelwelt ist kunterbunt. Auffällig sind grüne Sittiche mit gelben Köpfen, grün-blaue Kolibris, die schwarz-orangenen Baltimore-Rupiale, die knallgelben Zuckervögel und die elegant staksenden Flamingos in leuchtendem Pink. Besucher von Willemstad sollten das „Seaquarium“ und den „Zoo & Botanical Garden“ nicht verpassen, um auch Delphine und Wasserschildkröten zu sehen.