Grüne Berge und ein liebliches Stromtal: Rheinhessen ist ein Dorado für romantische Dichter, Maler und Sänger – wohl dem, der diesen Teil des Pfälzer Rheinlandes auf Schusters Rappen ode per Rad erkundet. So kann man zwischendurch getrost ein Gläschen Wein genießen.
Rheinhessen steht für Genuss und naturnahes Erleben. Der Wein ist hier allgegenwärtig. Winzer öffnen ihre Gasthäuser, die oft als Herberge dienen und charmante Städtchen laden zum Verweilen ein. Mittelrhein-Romantik und weite Blicke – hier fühlte sich schon Goethe wohl. Wer diese Region erkunden möchte, sollte mindestens eine Woche einplanen.
Zwischen Wein und Felsen – willkommen im „Land der Tausend Hügel“
Vorab: Wir weilen nicht in Hessen, wie es der Name vorgeben mag! Rheinhessen gehört seit dem Wiener Kongress (1815) den Pfälzern des Rheinlandes. Felder und Wälder, sanfte Bodenwellen, Wiesen oft mit Weinreben bewachsen, viele kleine Örtchen aus Sandstein gebaut – Rheinhessen ist wie ein Meer: Viele Perlen warten darauf, entdeckt zu werden. Weinberg reiht sich an Weinberg. Auf der Reise von Bingen über Alzey nach Worms findet der Urlauber eine sanfte Hügellandschaft vor. Immer wieder geht es bergauf und bergab.
Wer möchte mit der Seilbahn über einer Rebenlandschaft schweben? Ein Blumen-Präsent-Paradies besuchen, Weinwandern, tolle Feste und besondere Wein-Erlebnisse erfahren – es ist an der Zeit das deutsche Apulien zu entdecken!
Urlaub in „Weinhessen“ – ein Hauch von Mittelmeer
In Rheinhessen bildet das große Windröschen eine Blütenschönheit. Es liebt die Wärme. Insofern spricht vieles für die Klimagunst der Region. Der Lenz beginnt hier früher, der Herbst bietet dem Winter lange die Stirn. Zu Recht gilt Rheinhessen als die Toskana mitten in Deutschland. Hier gedeihen saftige Feigen, rassige Weine, süße Mandeln und Zitronen. Es herrscht beinahe mediterranes Klima. Weiße zipfelmützenartige Gebäude erinnern an Apulien in Süditalien. Die weißen Zuckerhüte – auch Trulli genannt – blitzen aus der Rebenlandschaft bei Flörsheim-Dalsheim hervor und sind zugleich das Markenzeichen des südlichen Rheinhessens. Zu empfehlen sei eine Trullo-Wanderung an jedem dritten Sonntag im Juni. Zahlreiche Besucher strömen dann zu den Weinberghäuschen mit den weißen Hüten, um deren Bewirtschaftung zu verfolgen.
Von Bingen an stromaufwärts weitet sich das Tal des Rheins. Zwischen Rheinknie und der Grenze zum Elsass erstreckt sich das gewaltige Rheinbaugebiet Rheinhessen.
Im sonnenreichen Klima der Pfalz reift der edle Rebensaft, der die Menschen in gemütlichen Weinstuben zusammenführt. Überall laden kühle Gewölbekeller zu einer zünftigen Weinprobe ein. Dabei entpuppt sich der „Rheinfranke“ als gastlicher, lebensfroher Menschenschlag. Die Region ist von einer 2000 Jahre alten Kulturgeschichte geprägt. Der Wein führt auch immer wieder auf die Spuren der Römer. Es gibt kaum einen Ort ohne Reben. Die Römer haben in eingeführt, und die Franken nachfolgend gepflegt.
Berühmte Plätze im sonnigen Hügelland
Besondere Orte entdecken und schöne Momente genießen – Rheinhessen lädt ein:
Beginnen wir mit den großen Namen der Weinwelt: Mainz, Oppenheim, Ingelheim und Nierstein. Alle großen Orte sind über öffentliche Verkehrsmittel bestens angebunden. Viele erkunden die Gegend per Muskelkraft oder mit dem E-Bike. Vor allem sind es aber die „Wandersleut“ , welche Rheinhessen zunehmend entdecken.
Nieder-Olm, Sprendlingen und Wörrstadt bilden das Herz der Region. Alzey agiert gern als die heimliche Hauptstadt Rheinhessens.
Nur ein Katzensprung, und man erreicht das jüdische Worms oder die sagenhaften Nibelungen, dem sich schon bald der Wonnegau anschließt. Die Domstadt Worms ist nicht nur die Heimat der Nibelungen, auch Luther stand hier 1521 vor dem Reichstag und sprach den bekannten Satz: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders…“.
Und dann wäre noch der Eicher See, auch das „rheinhessische Meer“ genannt, gefolgt von der romanischen Lambertus-Basilika in Bechtheim oder die Stadtmauer in Dalsheim. Es gibt viel zu entdecken.
Verweilen wir noch einen Moment im Nördliches Rheinhessen – in Bingen! Hier, wo die Heimat der „Heilgen Hildegard“ ist, zwängt sich der Rhein durch eine Gebirgsenge gen Norden. Der sagenumwobene Mäuseturm war einst ein Maut-, also ein Zollturm. Und anders als die imposante Überlieferung erwarten lässt, steht er nicht in luftiger Höhe, sondern am, besser im Rhein und ist mehr ein linksrheinischer Ausläufer der rechtsrheinischen Burg Ehrenfels. Freilich ändert auch ein besagter Mäuseturm nichts daran, das sich die rheinromantische Begeisterung an den Höhenburgen entzündet.
Mainz überzeugt indes mit seinem hübschen Rheinufer, dem Kirschgartenplatz und den vielen Mainzer Weinstuben. Zu empfehlen ist eine Stadtführung. Mainz ist eine bezaubernde Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten.
3 Orte wie aus dem Märchen – über Stock und Stein und Hiwwel
„Hiwwel“ – so nennen sich die Hügel in Rheinhessen. Insgesamt gibt es neun dieser Hügel, wovon zwei im nördlichen Rheinhessen liegen. Bei Ingelheim führen sogenannte „Hiwwelwanderungen“ durch das größte Weinanbaugebiet in Deutschland.
Bei Appenheim ist der Tisch für Wanderer immer geöffnet. Appenheim ist ein zauberhafter Ort und zugleich ein echter rheinhessischer Rastplatz. Wie wäre es mit Weinliegen in den Appenheimer Hundertgulden? Einmal im Monat wird die Steinmauer zur Bar und die Gäste genießen ein Gläschen Wein in waagerechter Lage bei einer atemberaubenden Aussicht.
Sich von der Außenwelt abschirmen und kurz eintauchen: Wer idyllische Wanderwege sucht, wird in den Hohlwegen von Westerberg fündig. Einst wurden hier schwere Karren von Ochsen und Pferden gezogen. Heute überraschen die schmalen Biotope mit einer besonderen Pflanzenwelt.
Tipp: In Schwabenheim steht ein Fass – ein spezielles Fass. Die Idee ist grandios: In dem Fass befindet sich ein Kühlschrank, gefüllt mit köstlichen Weinen des Weinguts Schuck. Jederzeit können sich die Gäste ein Gläschen gönnen und auf Vertrauensbasis eine Spende hinterlassen.
Top Sehenswürdigkeiten in Rheinhessen auf einen Blick:
- Stadtmauer in Dalsheim
- Flonheimer Trullo
- Jüdischer Friedhof in Worms
- Dom St. Peter in Worms
- Oppenheimer Unterwelten
- Dom St. Martin in Mainz
- Roter Hang in Nierstein
- Binger Kulturufer
- Schiefer Turm von Gau-Weinheim
- Kaiserpfalz in Ingelheim
Die Rheinhessische Küche – ein Augen- und Gaumenschmaus
Rheinhessen vereint drei Komponenten: Wein, Brauchtum und Essen.
Tipps zur gemütlichen Einkehr:
Café Augenwaide in Flörsheim-Dalsheim
Hier ist für alle Sinne etwas dabei. Das Blumen-Präsente-Paradies eröffnet den Reigen. Am liebsten möchte man alles für zuhause mitnehmen. Das Angebot ist überwältigend schön. Anschließend gelangt man zu einer bezaubernden Anlage mit Garten. Entspannung pur: Bei Kaffee und Kuchen schaut man den Schafen beim Grasen zu.
Wasems Kloster Engelthal
Ein guter Wein zur rechten Zeit. Das Kloster ist kein gewöhnliches Kloster, es ist eine Weinerlebniswelt. Gastlichkeit, Geselligkeit und Genuss – Stöbern, Schlendern und im Klosterrestaurant einkehren. Beim Kloster-Brunch erfahren die Gäste unvergessliche Gaumenfreuden. So mancher möchte länger verweilen. Warum eigentlich nicht? Das urige Weinhotel lädt mit seinen komfortabel ausgestatteten Zimmern zu einem wunderschönen Aufenthalt ein.
Gut Morstein
Nicht weniger begeistern die Gemächer vom Gut Morstein. Das denkmalgeschützte Weingut liegt im Ortskern von Westhofen. Im Hof befindet sich ein zauberhaftes Restaurant mit einem herrlichen Garten. Hier wird nicht nur gemütlich geschlemmt und geschlummert, hier wird auch geheiratet. Das Gut ist die perfekte Hochzeitslocation in Rheinhessen.
Gut zu wissen: Zu den rheinhessischen Spezialitäten gehören Kartoffelkuchen, Spundekäs, Spargelragout mit Kräuter-Nudeln und Handkäs mit Musik, der so heißt, weil er dank seines hohen Anteils an Sauermilchkäsen Verdauungsgeräusche erzeugt.
Fazit: Rheinhessen ist immer eine Reise wert. Die Menschen sind herzlich, das Essen schmeckt und der Wein ist köstlich. Die Region zählt zweifellos zu den schönsten Landstrichen Deutschlands.