Letztes Jahr geriet Genua durch den Einsturz der Morandi-Brücke negativ in die Schlagzeilen. Für viele Besucher die mit Fähren weiterreisen gilt sie als laute, schmutzige Hafenstadt. Doch dieses Urteil hat die Hauptstadt Liguriens nicht verdient. Die Einwohner Genuas nennen ihre Heimatstadt „La Superba“, die Stolze. Und das zu Recht. Die Stadt hat einiges zu bieten.
Die zweitgrößte Altstadt und das größte Aquarium Europas
Bereits in der Antike wurde der schmale Küstenstreifen zwischen der Riviera und dem Gebirge des Apennin besiedelt. Die ersten Seefahrer erkannten den Wert des natürlichen Hafens und ließen sich hier nieder. So wurde bei Ausgrabungen unter anderem ein griechischer Friedhof aus dem 4. Jahrhundert gefunden. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs die Siedlung zur Stadt. Heute dehnt sich Genua 35 Kilometer an der Küste entlang und zieht sich in die Hügel hinauf.
Die Altstadt Genuas ist nach Rom die zweitgrößte Europas. Mit ihren Palazzi aus dem Mittelalter und der Renaissance zeugt sie von dem einstigen Reichtum der mächtigen Seefahrernation, als die Republik Genua noch ein eigenständiger Stadtstaat war. Es lohnt sich, einfach einmal durch die engen Gassen zu bummeln und die Gebäude aus verschiedenen Jahrhunderten auf sich wirken zu lassen. Ein Teil der Altstadt wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.
Einer der bekanntesten Seefahrer wurde in Genua geboren: Christoph Columbus. Es ist nicht historisch gesichert, ob er wirklich in dem Haus, das heute als sein Geburtshaus ausgewiesen wird, geboren wurde. Ein Besuch des Museums, das darin untergebracht ist und in dem Schriften und Erinnerungsstücke von Columbus ausgestellt sind, lohnt sich aber. Unweit des Geburtshauses steht die Porta Soprana, ein mittelalterliches Stadttor, das heute zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Genuas zählt.
Auf dem Hügel von San Benigno steht ein weiteres Wahrzeichen der Stadt. Der Leuchtturm erhielt seine heutige Form bereits im Jahr 1543. Er verfügt über zwei Aussichtsplattformen, die einen herrlichen Rundblick über Berge, Meer und die Stadt bieten. Er ist mit 76 Metern einer der höchsten Europas.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden in Genua über 30 Kirchen erbaut. Die Hauptkirche der Stadt ist die Kathedrale San Lorenzo. Sie wurde bereits im Jahre 1118 eingeweiht, doch die Bauarbeiten zogen sich bis ins 14. Jahrhundert. Sie vereint daher romanische und gotische Elemente in ihrer Architektur.
Doch Genua hat nicht nur alte Gebäude zu bieten. 1992 fand in Genua die Expo statt, 2004 war sie Kulturhauptstadt Europas. Im Zuge dieser Events wurde vor allem der Alte Hafen zu einem Kulturzentrum mit Museen und Veranstaltungsräumen umgestaltet.
Unter den Museen sticht vor allem das Aquarium hervor. 70 Becken und über 400 Tierarten machen es zum größten Europas. Neben Fischen und anderen Meeresbewohnern kann man dort auch Amphibien, Seekühe und Pinguine beobachten. In einem weiteren Raum, dem Kolibriraum, der dem südamerikanischen Regenwald nachempfunden wurde, leben die exotischen Vögel und Schmetterlinge. Die Abteilung Biosphäre beherbergt Chamäleons, Schmetterlinge und weitere exotische Pflanzen. Besonders für Kinder spannend ist der Streichelzoo, in dem es möglich ist, Fische zu streicheln.
Kulinarisches
Wie jede italienische Stadt hat auch Genua ihre besonderen Spezialitäten. Und wie für die Italienische Küche üblich besticht auch die Genueser Küche mit einfachen Zutaten, die zu köstlichen Gerichten zusammengefügt werden.
Das aus Olivenöl, Basilikum, geriebenem Käse, Pinienkernen und Knoblauch hergestellte Pesto alla Genovese ist weltberühmt. Das Basilikum, das in Ligurien angebaut wird, gilt als das beste der Welt. Traditionell wird das Pesto mit Trofie oder Trenette gegessen, schmeckt aber auch mit anderen Pastasorten köstlich.
Focaccia wird oft als Pizza Liguriens bezeichnet. In Genua geht die Tradition der aus Hefeteig hergestellten Teigfladen nachweislich bis ins 16. Jahrhundert zurück.
In der Küche der Hafenstadt spielen natürlich Fisch und Meeresfrüchte ebenfalls eine wichtige Rolle.