Bastian Maria ist reisebegeisteter Fotograf aus Friedrichshafen am Bodensee. Im März 2020 plante Bastian mit seiner Frau Viviane eine Weltreise per Anhalter von Deutschland bis nach Japan zu reisen. Reisemagazin Online hat mit Bastian Maria und Viviane getroffen:
Reisemagazin Online: Zuallererst, wie kommt man auf die Idee per Anhalter nach Japan zu reisen?
Viviane: Bastian und ich sind beide sehr sportbegeistert. Vor allem haben uns die Olympischen Spiele seit unserer Kindheit fasziniert. So durften wir 2012 in London und 2016 die Spiele in Rio de Janeiro hautnah miterleben. Nach diesen zwei Ereignissen war uns klar, dass wir 2020 nach Tokyo reisen möchten.
Und warum per Anhalter?
Viviane: Wir haben uns lange überlegt, wie wir unsere Reise nachhaltig und möglichst nah an der einheimischen Bevölkerung gestalten können. So, dass wir in für uns unbekannte und spannende Kulturen eintauchen können. Zusätzlich wollten wir möglichst nachhaltig unterwegs sein. Wenn ein Auto in eine Richtung fährt und Platz vorhanden ist, warum sollten wir dann nicht einfach mitfahren?!
2020 war der Ausbruch der Corona-Pandemie. Hat die Pandemie euren Reisestart beeinträchtigt?
Bastian: Ja definitiv. Wir hatten unsere Wohnung und Job gekündigt und hatten uns bereits aus Deutschland abgemeldet. Als wir aufbrechen wollten, waren auf einmal alle Grenzen zu. Eigentlich wollten wir im März 2020 starten, mussten jedoch bis Juni abwarten. Dann öffneten langsam wieder die ersten Landesgrenzen.
Und wie hat Covid euch während der Reise beeinflusst?
Bastian: Während der Reise war es vor allem herausfordernd, wenn es darum ging, in ein neues Land einzureisen. Oft war es nicht ganz eindeutig, welche Tests und welche Einreisebestimmungen gültig sind. Per Landweg einzureisen, war meist nicht möglich. Nichtsdestotrotz hat Covid uns in Länder gebracht, in die wir ohne die Pandemie nicht gereist wären. Als wir beispielsweise aus Kirgisistan ausreisen mussten, war Pakistan eines von wenigen Ländern, die Touristen ins Land ließen. Unvergessliche Momente und ungeplante Erlebnisse sind dort entstanden. Insgesamt lief alles meist problemlos. Außer, dass wir es nie nach Japan geschafft haben.
Wieso habt ihr es nicht nach Japan geschafft?
Viviane: Japan hat die Grenzen vor den Olympischen Spielen in Tokyo nicht wieder geöffnet. Es durften lediglich die Athleten, Trainer und Verantwortliche unter strengen Auflagen einreisen. Selbst Verwandten, wie beispielsweise den Eltern von Athleten war es verwehrt, nach Japan einzureisen.
Wie war für euch der Moment als euch bewusst wurde, dass ihr es nicht nach Tokio schaffen werdet?
Viviane: Zuallererst waren wir etwas traurig und es hat uns etwas den Wind aus den Segeln genommen. Wir haben uns die Frage gestellt, für was wir nun eigentlich unterwegs sind? Recht schnell sind wir uns jedoch einig geworden, dass Tokio eigentlich „nur“ der Anlass der Reise war. Das eigentliche Ziel hat sich während der Reise nicht verändert.
Wie würdet ihr euer Ziel dann beschreiben?
Bastian: Für uns war es von Anfang an wichtig, in Kontakt mit fremden Kulturen zu kommen. Und das so nah wie möglich. Wir wollten mit Menschen durch Couchsurfing in Kontakt treten und per Anhalter von A nach B kommen. Das Land und ihre Menschen auf persönliche Art und Weise kennenlernen. Abseits bekannter Reiserouten. Vielleicht zwischendurch gemeinnützige Organisationen unterstützen.
Dadurch habt ihr sicherlich viel erlebt. Gibt es diesen einen Moment, welchen ihr als beeindruckendstes Ereignis der knapp zwei Jahre Weltreise beschreiben würdet?
Viviane: Es ist nicht möglich, das eine Highlight zu definieren. Jedoch gibt es ein paar Ereignisse, die man wahrscheinlich nur einmal in seinem Leben erlebt. Dazu gehört das Jagen mit einem Adlerjäger in den Bergen Kirgistans. In Pakistan durften wir fünf Tage lang an einer traditionellen Punjab Hochzeit teilnehmen. In der Türkei durften wir an der Ägäischen Küste auf einem Segelboot per Anhalter einige Tage mitreisen.
Reisemagazin Online: „Wenn die Reise nicht durch die Olympischen Spiele beendet wurde, was hat euch dazu bewegt die Reise zu beenden? Oder ist die Reise nicht zu Ende?“
Viviane: Ich bin auf der Reise in Sri Lanka schwanger geworden. Dies war zwar für uns kein Anlass direkt nach Hause zu gehen. Jedoch waren Bastian und ich uns einig, dass das Kind möglichst in der vertrauten Heimat in Deutschland zur Welt kommen soll. Und so war es auch, dass wir nach Sri Lanka, drei Monate auf Sansibar geblieben sind, bevor wir im 7ten Monat der Schwangerschaft an Weihnachten in Deutschland waren. Die Geburt verlief im März 2022 komplikationslos. Seither sind wir ein glückliches Dreiergespann.
Das sind ja tolle Neuigkeiten. Was macht ihr aktuell und wie plant ihr eure nähere Zukunft?
Bastian: Viviane und ich sind beide Selbstständig. Wir nutzen die aktuelle Zeit intensiv um unsere Selbständigkeit weiter auszubauen. Von unserer Reise planen wir einen Reisevortrag mit dem Titel: Daumen Hoch – Per Anhalter nach Japan. Hier möchten wir gerne unsere Erlebnisse mit Bildern, Videos und Geschichten teilen.
In naher Zukunft möchten wir gerne nach Südkorea und immer noch gerne nach Japan reisen. Die Olympischen Spiele haben wir natürlich verpasst, aber das Land und die Menschen zu erleben, wäre weiterhin ein großer Wunsch von uns. Ab jetzt natürlich zu dritt.
Für euer Vorhaben wünsche ich euch alles Gute. Vielen Dank für das Interview.
Viviane: Wir sagen Danke.