Menorca, Cala Mitjaneta
Cala Mitjaneta auf Menorca, Bild: Pawel Kazmierczak / shutterstock

Menorca – spröde Schönheit mit geheimnisvollen Relikten

„Menorca ähnelt in ihrem Umriss einer gewaltigen Saubohne“ – bemerkte einst scherzhaft der Inselgeograf Paul Fallot. In etwa haben wir nun ein Bild von einer Insel, die mit grundverschiedenen Seiten auftritt. Fjorde, die sich tief ins Landesinnere fräsen, kennzeichnen den Norden. Schroffe Felsen stürzen sich dramatisch ins Meer. Ihre hohen Steilhänge trotzen den Wellen an der 220 Kilometer langen Küste.

Die bizarren Felsformationen umgeben eine Reihe natürlicher Häfen. Indes offerieren sich weite Teile der Küste als unbebaute Naturgebiete. Neben mysteriösen Bauten der Ureinwohner wachsen verschlafene Siedlungen die Südküste entlang. Im Landesinneren findet man viele kleine Städtchen fernab vom Meer.

Zunächst wirkt die Baleareninsel ein wenig monoton – fast wie eine Festung aus Stein: dunkler Schiefer, steinige Felder, eine flache Landschaft ohne besondere Höhen und eine stachlige Vegetation. Der erste Eindruck täuscht. Bei einem Streifzug offenbart die Insel ihre ganze Schönheit. Vorbei an herrlichen Blütenteppichen, entlang duftender Kiefern- und Steineichenwälder, hin zu blitzsauberen Bauernhöfen – schon bald wird deutlich: Menorca ist einer der zauberhaftesten Flecken im Mittelmeer. Nur 45 Kilometer trennen sie von ihrer etwas vorlauten Schwesterinsel Mallorca. Menorca hebt sich als die Lieblich-Stille hervor.

Bengvinguts – wir entdecken Menorca!

Menorca
Bild: Kite_rin / shutterstock

Pechschwarze Pferde und rotbraune Kühe weiden auf saftig grünen Wiesen. Eine Augenweide bilden dabei die archaisch anmutenden Gartentore aus dem Holz wilder Olivenbäume – vom Wind skurril geformt. An den Küsten offenbaren sich verwunschene Badeplätze. Die Inselmitte lockt mit dem wohl besten Langusteneintopf der Region. Götter und Fabelwesen beherrschten einst die windgepeitschte Nordküste und schufen fesselnde Schauplätze. Hingegen setzen Gemüsegärtchen und Orchideen farbenfrohe Akzente in die feuchten Talsohlen. Blumenumrankte schneeweiße Ferienhäuser laden zum Verweilen ein.

Maó erscheint als pflichteifrige und korrekte Hauptstadt im Osten, Ciutadella als die heitere Stadt im Westen. Seit Jahrhunderten schwelt zwischen den beiden Metropolen ein Wettstreit. Auslöser waren die Engländer, welche die Insel einst besetzten und im Zuge einiger Handelstreitigkeiten Maó zur Inselhauptstadt machten. Es zeigen sich gravierende Unterschiede in der Lebensauffassung als auch in der Architektur. Nur ungern fährt der echte Ciutadella nach Maó. Lediglich Behördengänge pflegt er das zu erledigen. Hingegen zuckt des Hauptstädters Augenbraue, wenn er sich den Notizen der westlichen Provinz annimmt.

Reisende fühlen sich jedoch von beiden Städten magisch angezogen.

An einem Tag die Insel entdecken

Maó und die Ostspitze – kleine Orte und viel unberührte Natur:
Der quirlig-amtlichen Hauptstadt Maó sollte man mindestens einen Urlaubstag widmen. Mit einem beeindruckenden Naturhafen am lang gestreckten Hafenfjord und mit der mächtigen Festungsanlage von Isabel II. begeistert die lebhafte Stadt, die hoch oben auf der Steilküste thront. Bei einer Rundfahrt durch den Hafen tauchen die Besucher in koloniales Flair.

In der Nachbarstadt Es Castell begeistert die idyllische Bucht von Cales Fonts mit ehemaligen Boots- und Fischerhöhlen, in denen sich urige Kneipen eingenistet haben. Die Uferpromenade von Es Castell ist gesäumt von tollen Speiselokalen. Unweit befindet sich die legendäre Bar Es Cau.

Besonders sehenswert sind die Festung Sant Felip und das Fort Marlborough.

Menorca, Ciutadella
Der Hafen von Ciutadella, Bild: Jakub Skyta Photography / shutterstock

Nur wenige Kilometer gen Norden liegt das verträumte Städtchen Es Grau mit seinen vielen alten Häuschen. Gleichzeitig bildet der Ort das Tor zum „Naturpark Albufera des Grau“ mit seinem Feuchtgebiet. Die Lagune Albufera ist das Herzstück des Schutzgebietes. Die größte Lagune Menorcas erreicht eine Tiefe von bis zu 3 Meter.

Gen Süden ist Sant Lluis der perfekte Ausgangspunkt für eine traumhafte Küstenfahrt mit Blick auf die weißen Dörfer.

Cala en Porter sei wegen der Höhle von Xoroi erwähnt, die ganz sicher einen Besuch wert ist. Von der großen Höhle bietet sich ein herrlicher Blick aufs offene Meer. Die Ostseite der Bucht entwickelte sich mehr und mehr zu einer Touristensiedlung und hat seitdem viel an ihrem Charme verloren.
Ganz nah liegen die prähistorischen Begräbnishöhlen von Cales Coves. Für Inselentdecker ein ganz besonderes Ziel.

Wer sich noch enger mit der Geschichte Menorcas verbinden will, folgt dem historischen Küstenpfad Cami de Cavalls und spaziert einmal rund um die Insel.

Migjorn und die Inselmitte

Die Inselmitte präsentiert sich als zauberhaftes Hügelland. Hier thront das Städtchen Alaior auf einem Hügel und bildet den Ausgangspunkt für Entdeckungsreisen. Der südliche Inselteil wird von den Einheimischen Migjorn genannt, bezeichnend für den gleichnamigen Südwind. Auf dem beeindruckenden Kalksteinplateau haben die Bauern Obstplantagen angelegt. Orangen-, Zitronen- und Pfirsichbäume zieren das Plateau. In den tiefen Schluchten plätschert ein kleiner Wildbach, zum Meer öffnen sich blütenweiße Badebuchten, das Türkis des kristallklaren Wassers konkurriert mit dem Blau des Himmels, überall gibt es verwunschene Badeplätze, die Strände erinnern an die Karibik – eine traumhafte Region.

Nicht weniger begeistert der Monte Toro auf einer Höhe von 357 Meter. Am Fuße des höchsten Bergs der Insel präsentiert sich die malerische Ortschaft Es Mercadal. Hier liegt die Heimat der Weinbauer, Zuckerbäcker und der besten Küchenchefs der Insel. Zugleich ist Es Mercadal ein guter Ausgangspunkt für eine Fahrt in das Tramuntana Gebiet. Hier gibt es nicht nur den besten Langusteneintopf.

Badehungrige schätzen die zahlreichen Wassersportmöglichkeiten an der weiten Bucht von Fornells. Im Norden locken zudem herrliche Naturstrände, die Sandbucht von Arenal d’en Castell sowie die Kakteengärten der Feriensiedlung Playas de Fornells. Auch Golfspieler finden am Son Parc ihren Platz.

Ciutadella und die Westspitze

Menorca Altstadt Cuitadella
Bild: tuulijumala / shutterstock

Wie Maó verdient Ciutadella im Westen der Insel einen ausgiebigen Besuch. Nach einem Bummel durch die Jahrhunderte genießt man am späten Nachmittag das sanfte Licht der letzten Sonnenstrahlen auf die honiggelben Paläste und die ockerfarbene Stadtmauer.

In der unmittelbaren Umgebung lohnt ein Besuch der prähistorischen Begräbnisstätte „Naveta des Tudons“ sowie die Besichtigung des Steinbruchmuseums Ses Pedreres des’Hostal.
Anschließend warten die schönen unberührten Strände des Südens.

Einssein mit dem Meer – die schönsten Strände der Insel:
An den Stränden von Son Saura, Cala en Turqueta und Cala Macarella genießen Sonnenanbeter und Badehungrige eine wunderschöne Auszeit.

Im Norden begeistern die Strände Cala Pregonda und Platja de Cavalleria sowie Sa Mesquid im Osten der Insel.

Taucher erfahren ihr Paradies in der Traumbucht Cal Galdana. Unweit befindet sich auch die Ortschaft Ferreries, Heimat von Käseproduzenten und Schuhherstellern. Zugleich ist Ferreries Sitz des Geologiezentrums.

Tipps zur Übernachtung und kulinarische Höhepunkte auf Menorca

Port Mahón zählt zu den besten Hotels der Inselhauptstadt. Das im Kolonialstil erbaute Haus liegt nur 10 Minuten vom Stadtzentrum Maós entfernt. Von der zauberhaften Terrasse des Hotels genießt man nicht nur ein tolles Frühstück. Es bietet sich zudem eine traumhafte Aussicht über einen der größten Naturhäfen des Mittelmeers.

Das Casa Ládico ist ein zauberhaftes Stadthaus. Errichtet in der Mitte des 19. Jahrhunderts von einer griechischen Kaufmannsfamilie, gewähren heute 14 komfortable Zimmer des Hauses einen wunderschönen Aufenthalt. Im Keller locken Sauna, Dampfbad und Whirlpool.

Allerlei Köstlichkeiten:
In Ciutadella richtet die traditionsreiche Konditorei Ca’n Moll ein wahres Fest für Augen und Gaumen.

Hingegen bezaubert die „Posada del Toro“ am Monte Tore und überzeugt mit deftigen Speisen im Kloster.

Allerbeste mediterrane Speisen auf höchstem Niveau zaubern die Betreiber des „Cobbler Restaurants“. Die Köche, ihrer Herkunft Engländer, besitzen ein ausgeprägtes Talent, ihre Gäste mit mediterranen Genüssen zu verwöhnen. Das Ambiente ist fantastisch.

Ein toller Abschluss: Bei Cala’n Blanes betreten die Gäste einen Ort mit Kultpotenzial. Hier genießt man bei einem Longdrink den Augenblick direkt über den Wellen. Wenn sich die Sonne am Abend ins Meer senkt, darf man sich auf ganz wunderbare Weise von Menorca verabschieden.