Über Jahrhunderte waren Rot, Gelb und Grün die beherrschenden Farben Macaus. Es waren die Symbole Portugals und sie wehten als Fahnen in dessen Enklave vor der chinesischen Haustür. Doch zur mitternächtlichen Stunde zwischen dem 19. und 20. Dezember 1999 verschwanden Gelb und Grün aus dem Stadtbild am Perlfluss, weil Macau mit China wiedervereinigt wurde. Und an ihrer Stelle trat das Rot der Volksrepublik und der fünfzackige gelbe Stern. Aber bis zum Jahr 2049 genießt die chinesische Sonderverwaltungszone ein Autonomie- und Selbstverwaltungsrecht, was sie bis dahin sicherlich genüsslich auskosten wird. Denn Macau ist das „Las Vegas des Ostens“ und begibt sich nach langer Unmündigkeit während der kolonialen Unterdrückung mit seinen zahlreichen Kasinos in eine aufregende Zukunft.
Seit 1847 ist das Glücksspiel in diesem Stadtstaat legaler Alltag der Menschen, von denen sich allerdings nur eine Minderheit den Gang zum Roulette und zu den Tischen des Black Jack oder des Chinesischen Domino leisten kann. Wer im benachbarten Hongkong die Fähre nach Macau besteigt, der wird in einer dreiviertel Stunde das quirlige Leben in den Schluchten der Wolkenkratzer eintauschen mit einer gänzlich anderen Welt. Denn trotz der Fülle an den Tempeln der Glücksritter hat diese Stadt in manchen Bereichen ihren Charme und ihr kulturelles Erbe bewahrt.
In der Altstadt präsentiert sich das andere Gesicht Macaus mit barocken Kirchen, chinesischen Tempeln und der eindrucksvollen Fassade der Kathedrale Sao Paulo, die bereits im Jahr 1835 einem Brand zum Opfer fiel. Über einen langen Zeitraum dienten die einstmals drei Inseln Macaus, die heute durch Landaufschüttungen und Brücken miteinander verbunden sind, betuchten Kaufleuten als Sitz ihrer Sommerresidenzen. Es war der Handel mit Tee, Gewürzen und vor allem mit Seide, der zu einem gewissen Wohlstand führte und die Kolonialmacht Portugal dazu ermunterte, die Infrastruktur Macaus anzukurbeln. Doch als der Handel mit Opium Mitte des 19. Jahrhunderts mehr und mehr über Hongkong lief, drohte Macau in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.
Das änderte sich mit der Entscheidung des portugiesischen Gouverneurs Francisco Guimaraes, das Glücksspiel in seiner Stadt zu legalisieren und Wetten zuzulassen. Heute ist Macau nach Las Vegas und Atlantic City weltweit die Nummer drei unter den Spielerparadiesen und verbucht weit mehr als die Hälfte des Steuereinkommens aus den Umsetzen der Kasinos. Während man in einem Casino sitzt kann man über sein Smartphone die platzierten Wetten kontrollieren.
Doch im wuchernden Häusermeer an der Mündung des träge dahin fließenden Perlflusses verstecken sich manche Oasen der Stille. So auf der Insel Coloane mit dem Strand Hac Sa am Südchinesischen Meer oder in den zahlreichen Parks, wo die Magnolien blühen und die Eukalyptusbäume Schatten spenden. Zu den beliebtesten Ausflugszielen der Einheimischen und der Urlauber zählt die historische Festung Monte Fort, wo das Macau Museum zu einem Streifzug durch die Geschichte der Stadt einlädt. Gebaut wurde die trutzige Anlage zum Schutz gegen die Angriffe der Holländer.
Ein optischer Glanzpunkt der Stadt ist der zentrale Senatsplatz mit seinen bunten Steinmosaiken in Wellenform. Springbrunnen, Restaurants und Cafés säumen die Fußgängerzone. An der höchsten Stelle der Stadt ist das Fort Guia aus dem 17. Jahrhundert mit seinem Leuchtturm – dem ältesten an der chinesischen Küste – nicht zu übersehen. Die Kapelle im Fort kündet mit ihren chinesischen und westlichen Engeln vom friedlichen Zusammenleben beider Kulturen in dieser interessanten Stadt. Der A-Ma-Tempel am inneren Hafen wurde zu Ehren einer taoistischen Göttin errichtet.
Das moderne Macau offenbart sich mit dem 338 Meter hohen Tower und dem Convention und Entertainment-Center mit zahlreichen Restaurants. Das eindrucksvolle „The Venetian“ übertrifft mit seinem bunten und schillernden Ambiente sogar die größten Kasinos in Las Vegas. Fünfmal pro Woche findet hier eine tolle Show statt.
Aber hinter den glitzernde Kulissen dieser Scheinwelt des Glücks versteckt sich in Macau noch immer das historische China mit Lotosblüten auf den Teichen und dem Orakel der Zahlenstäbchen in den Tempeln.
Reiseinformationen Macau
Staatsform | Sonderverwaltungszone |
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Währung | Pataca |
Fläche | ca. 30,3 km² |
Bevölkerung | 646.800 (Schätzung 2015) |
Sprachen | Chinesisch |
Stromnetz | 220 Volt, 50 Hz |
Telefonvorwahl | +853 |
Zeitzone | UTC+8 |