New York, Paris, London und Sydney sind nur einige Beispiele für Reisedestinationen, die sich unter Städteurlaubern einer großen Beliebtheit erfreuen. Wer auf der Suche nach dem Besonderen ist, sollte sich außerhalb dieser Metropolen umschauen und den Fokus auf Städte mit einem ganz eigenen Charme legen. Wir haben uns in der Welt umgeschaut und eine Auflistung der beeindruckendsten Städtetrips erstellt, die für geschichtlich und kulturell interessierte Urlauber genau richtig sind.
Brügge
Die Hauptstadt Westflanderns in Belgien trägt das UNESCO-Label „Weltkulturerbestadt“, denn sie zeichnet sich durch eine gut erhaltene Backsteingotik aus und die Bauwerke bilden eine architektonische Einheit. Charakteristisch für das Stadtzentrum sind die mittelalterlichen Gebäude, die als authentische Zeitzeugen die Kulisse prägen. Brügge gilt als die Geburtsstadt einer Künstlergruppe der Altniederländischen Malerei. Kunstwerke der „Brügge“ sind heute im Groeningemuseum ausgestellt.
Das Wahrzeichen der Hauptstadt Westflanderns ist der Belfried auf dem Marktplatz. Eine Treppe mit 366 Stufen führt auf die Aussichtsplattform des 83 Meter hohen Turms, der im 13. und 14. Jahrhundert der Brandwache diente. Gleichzeitig sollte das Bauwerk Macht und Reichtum des Bürgertums symbolisieren und durfte von keinem anderen Gebäude überragt werden. Der Aufstieg lohnt sich nicht nur wegen der atemberaubenden Aussicht. Im Turm verstecken sich eine alte Schatzkammer und das Uhrwerk mit Glockenspiel.
Seit Jahrhunderten stellen die Brügger Grachten, die im Flämischen als Reien bezeichnet werden, wichtige Verbindungswege dar. Die Kanäle erinnern an Venedigs Stadtkulisse. Bootsfahrten ermöglichen den Besuchern eine Reise auf den Wasserwegen, die unter romantischen Bogenbrücken hindurch und an verwunschene Gärten vorbei führt. Auf der 30-minütigen Fahrt, die von fünf Anlegestellen gestartet wird, erfahren Touristen das Wichtigste über die bekannten Sehenswürdigkeiten.
Tipp: Ein Besuch in der Chocolaterie „Chocolate Line“ lohnt sich, denn der Inhaber Dominique Persoone begeistert mit ausgefallenen Schokoladenkreationen wie essbare Schokoladenfarbe, Schokoladen-Lippenstift oder Chocolate Shooter.
Sukhotai
Die heutige thailändische Stadt liegt etwa 13 Kilometer von der ursprünglichen Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs entfernt. Dieses war im 13. und 14. Jahrhundert eines der größeren Königreiche der Thai. Sukhotai, was übersetzt so viel bedeutet wie „Dämmerung des Glücks“, war geprägt durch zahlreiche buddhistische Tempelanlagen und Klöster. Sie sind bis heute als Ruinen erhalten und wurden zur Weltkulturerbestätte erklärt. Von den knapp 30 Anlagen gibt es einige besonders wertvolle Überreste, die einen Besuch Wert sind. Wat Chetuphon ist eine von Mauern umgebene Anlage, in dessen Mitte ein würfelförmiger Pavillon steht. Seine Seitenwände wurden mit Stuckfiguren von Buddha in unterschiedlichen Haltungen verziert.
Der Wat Mahathat war der „Tempel der großen Reliquie“ und stellte als wichtigster Tempel den zentralen Punkt dar. Noch heute beherbergen die ruinösen Bauwerke originale Buddha-Statuen aus der alten Zeit. Als das Königreich in voller Blüte stand, umfasste das Zentralheiligtum eine Fläche von 40.000 Quadratmetern. Darauf stehen neben kleineren Gebäuden etwa 200 Türme, die sogenannten Chedi. Der Wat Ton Chan ist das „Kloster am Sandelholz-Baum“ und zeichnet sich durch teilweise eingestürzte Cheditürme aus. Diese Klosteranlage erlangte Berühmtheit wegen den archäologisch wertvollen Amulettfunden aus Terrakotta.
Wenn in Thailand das traditionelle Lichterfest Loi Krathong gefeiert wird, lohnt sich eine Reise besonders. Die Vollmondnacht des zwölften Monats innerhalb des thailändischen Kalenders fällt meist in den November. In dieser Nacht setzen die Thailänder schwimmende Blumenboote mit Lichtern und Kerzen auf Seen und Teiche, sodass sie sich in der Dunkelheit in ein Lichtermeer verwandeln. Diese Zeremonie findet zu Ehren der Wassergöttin Mae Kongha statt.
Carcassonne
Wer diese südfranzösische Festungsstadt besucht, begibt sich auf eine Reise in die mittelalterliche Vergangenheit. Die Cité de Carcassonne ist eine im Mittelalter erbaute Festung, welche heute die Altstadt darstellt. Ihre Ursprünge liegen allerdings in der gallorömischen Zeit. Eine doppelte Mauer mit einer Länge von drei Kilometern und 52 Wehrtürmen umschließt die Anlage und ist vollständig begehbar. Dieser zweifache Ring aus Verteidigungsmauern sollte die Siedlung uneinnehmbar machen. Heute verlockt der Innenbereich des Mauerrings mit seinen engen Gässchen zu entspannten Erkundungstouren. Restaurants und Cafés verwöhnen die Gäste mit typisch französischen Köstlichkeiten und Kunsthandwerker präsentieren ihr Können in kleinen Ateliers.
Am linken Aude-Ufer entstand im 13. Jahrhundert die Bastide Saint Loius während der Herrschaft des gleichnamigen Königs. Die Straßen wurden ausgehend vom heutigen Platz Carnot in einem Schachbrettmuster angelegt. Bis heute leben in dieser Unterstadt mehr Einwohner als in der altertümlichen Oberstadt. Sie zeichnet sich durch ihre architektonische Vielfalt aus und versprüht mit religiösen Gebäuden und den Hôtels Particuliers einen prunkvollen Charme. Die Hotelanlagen bestechen mit ihren aufwendig gestalteten Fassaden, beeindruckenden Toren und luxuriösen Innenhöfen. Diese Strukturen zeugen von der Blütezeit der Textilindustrie im 18. Jahrhundert.
Las Vegas
Um die Metropole des Glücksspiels ragen sich zahlreiche Mythen. Sie ist bekannt für ihre bunten Werbeanzeigen, das schrille Nachtleben und die rund 70 Casinos, in denen Unmengen von Besuchern ihr Glück herausfordern. Etwa vier Kilometer westlich des Stadtzentrums befindet sich ein Naturschutzpark, welcher um die ursprünglich wichtigste Wasserquelle der Stadt errichtet wurde: die Las Vegas Springs. Vier Themenpfade führen durch das Spring Preserve und enden an einer Oase, die als „cienega“ bezeichnet wird. Hier erkundet der Besucher die Geschichte des Wüstenlebens, erfährt Einblicke in die Geologie und taucht ein in die floristische und faunistische Artenvielfalt der Region.
Dass die Stadt der perfekte Ausgangspunkt ist, um einige der spannendsten Naturwunder der USA zu bestaunen, wissen die wenigsten Besucher. Eines davon ist das 80 Kilometer entfernte Valley of Fire, in dem im April die Temperaturen auf über 40 Grad Celsius ansteigen. Rote Sandsteinformationen prägen das Landschaftsbild. Am Atlatl Rock zeugen Felszeichnungen von einer Vergangenheit, als Anasazi-Indianer das Land besiedelten. Die Naturgewalten haben im State Park interessante Formationen erschaffen: Die Beehives befinden sich direkt an der Durchfahrtsstraße und erinnern an überdimensionale Bienenkörbe, während der Elephant Rock nahe dem Osteingang einem Elefanten ähnelt.
Edinburgh
Nicht ohne Grund wird die schottische Stadt als „Athen des Nordens“ bezeichnet. Aushängeschild der historischen Hauptstadt ist das Castle, welches auf einem ehemaligen Vulkankegel errichtet wurde. Archäologische Funde deuten auf eine Besiedlung der Felsformation hin, die in das Mittelalter datiert wird. Wann genau die Burg gebaut wurde, ist nicht zweifelsfrei überliefert. Das heutige Schloss beherbergt den legendären „Stone of Scone“. Dieser diente seit der mittelalterlichen Epoche dazu, schottische und englische Könige zu krönen.
Gleichermaßen geschichtsträchtig ist die „One O’Clock Gun“ (deutsch: 13-Uhr-Kanone). Zu Zeiten der blühenden Seefahrt wurde die Kanone täglich um Punkt 13 Uhr abgefeuert, um den Seefahrern im Firth of Forth eine exakte Zeitangabe zu geben. Noch heute ist der Kanonenschuss jeden Tag außer sonntags zur selben Uhrzeit hörbar. Im August verwandelt sich der Vorplatz in die Bühne für das Military Tattoo, einem Aufmarsch von militärischen Musikkapellen und Tänzern.
Die klassizistisch geprägte Neustadt steht mit ihren Prachtstraßen des 18. Jahrhunderts im Kontrast zur Altstadt und dem Schloss. In der New Town sind die Straßen im rechten Winkel angeordnet. Unter dem Vorort Gilmerton erhält der Besucher einen Einblick in die Siedlungsgeschichte. Eine unauffällige Hütte markiert den Eingang in einen mystischen Komplex aus sieben unterirdischen Kammern, die durch Gänge und Treppen miteinander verbunden sind. Wozu Gilmerton Cove diente, ist nicht geklärt. Die Siedlung selbst wurde von Bergleuten und Steinbrechern bewohnt.
Ystad
Die südschwedische Stadt gilt als Kulisse des Kommissars Kurt Wallander. Der Autor Henning Mankell hat seine Geburtsstadt als Schauplatz für seine Krimis auserkoren. In der Mariagatan befindet sich Wallanders Wohnhaus. Weitere Schauplätze wie Fridolfs Konditorei, das Hotel Continental oder die Polizeistation kann der Besucher mit der Wallander-App erkunden. Warum der Schriftsteller den beschaulichen Ort als Kulisse für seine brutalen Morde auswählte, ist nicht bekannt.
Mit seinen Fachwerkhäusern und dem Kopfsteinpflaster versprüht Ystad ein romantisches Flair, das an Astrid Lindgrens Bullerbü erinnert. In der Umgebung prägen flache Hügel und ein langer Sandstrand das Bild. Die ehemalige Fischerstadt beherbergt eine Kirche aus dem Jahr 1200. Die St. Marienkirche ist das älteste Bauwerk der Kleinstadt. Ein Turmwächter lässt jeden Abend im Viertelstundentakt ein Kupferhorn ertönen. Dieser traditionelle Beruf wird seit dem 18. Jahrhundert ausgeübt und gilt im ganzen Land als einzigartig.