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Castells
Castells, Bild: davide bonaldo / shutterstock

Castells (Menschentürme) in Tarragona

An der spanischen Mittelmeerküste liegt die Hafenstadt Tarragona etwa 100 Kilometer südwestlich von Barcelona. Das römische Amphitheater bietet einen herrlichen Blick auf das Meer und den feinen goldenen Sandstränden der Costa Dorada. Die eigentliche Sensation der Stadt aber sind die Menschentürme, die hier von den Tarragonesen errichtet werden. Die Katalanen nennen sie die Castells, die sich seit über 200 Jahren zu einem authentischen Bestandteil der katalonischen Kultur entwickelt haben.

Wurzeln der Castells

Monument als castellers Tarragona
Monument der Menschentürme in Tarragona (Monument als castellers), Bild: Alexey Broslavets / shutterstock

Im frühen 19. Jahrhundert entstand in Katalonien die Idee, die Geschicklichkeit und die Kraft der Katalanen mit Menschentürmen zu zeigen, die hoch in den Himmel ragen und so die Majestät der Kultur wie der Menschen hier manifestierten. Mitte des 19. Jahrhunderts hatten sich die eindrücklichen Castells in ganz Katalonien verbreitet und begannen, sich in Tarragona zu einem Zentrum der regionalen Identität zu entwickeln.

Die Castells wurden immer höher, bis gesellschaftliche Krisen, der erste Weltkrieg und später der spanische Bürgerkrieg zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Castells führten. Nach dem zweiten Weltkrieg begann eine neue Blütezeit, zu deren Zentrum sich zunächst Barcelona und heute Tarragona mauserten. Die modernen Massenmedien führten zu immer neuen Wettbewerben und steigerten den Ehrgeiz der Castellers. Heute finden im ganzen Land beachtete Wettstreite der verschiedenen Castellers-Gruppen statt und schaffen einzigartige kulturelle Ereignisse. Es wurden bis dahin undenkbare Konstruktionen realisiert. Seit 1980 wird von einem goldenen Zeitalter der Castells gesprochen.

Die Kultur und die Technik der Castells

Castells Wettbewerb
Aufnahme des jährlichen Menschenturm-Wettbewerbs in Tarragona, Bild: David Ortega Baglietto / shutterstock

Die Castellers, die die Castells bauen, sind in örtlichen Gruppen organisiert, die miteinander rivalisieren. Jeder will das schönste und beste Castell errichten. Das Ereignis beinhaltet exakte Techniken und vielfältige Rituale. Die Castells können zwischen 2 und 9 Mann stark und acht, neun oder zehn und noch mehr Ebenen hoch sein. Musikanten begleiten das Ereignis mit ihren katalanischen Trommeln und Schalmeien. Immer stützen die Starken die Schwachen.

In ausgefeilten Technik werden die Castells, die ganz verschiedene Fundamente und viele Stockwerke enthalten können, geplant. Die Castells als Symbole des Zusammenwirkens der Katalanen in der Gemeinschaft werden auf den zentralen Plätzen, in Tarragona meist vor der Kathedrale oder in der Rambla Nova, errichtet. Hier steht eines der in Katalonien oft anzutreffenden Denkmäler für die Menschentürme, in das die Gesichter bekannter Künstler wie Pablo Picasso, der Cellist Casals und Joan Miró eingearbeitet wurden.

Castells in Tarragona heute

Während der Sommersaison wird jeden Mittwochabend um 20 Uhr vor der Kathedrale an der Plaza de la Seu ein Castell errichtet. Weitere Höhepunkte gibt es an der Plaza Santiago Rusiñol. An manchen Tagen den ganzen Sommer über bis in den Spätherbst werden große Feste mit mehreren Castellers Gruppen gefeiert. Mutige Tarragona-Besucher nehmen an vom Tourismusbüro veranstalteten Castells-Workshops aktiv teil. Im Herbst wird in der Arena von Tarragona ein Wettbewerb katalanischer Castellers-Gruppen gefeiert. Die Homepage des Tourismusbüros informiert über Termine.