Wenn es um die Bekanntheit im Ausland geht, steht Toulouse ein wenig im Schatten von französischen Großstädten wie Lyon, Marseille, Paris oder Bordeaux. Dabei ist die viergrößte Stadt Frankreichs nicht nur historisch eine der bedeutendsten Städte des Südens von Frankreich, sondern hat darüber hinaus eine lange Historie und eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten zu bieten. Tief im französischen Languedoc gelegen, haben bereits die Römer Toulouse zu einer der bedeutendsten Städte Europas ausgebaut. Die rosarote Stadt, wie sie aufgrund der besonderen Farbgebung in den Ziegeln der Häuser genannt wird, ist heute eine Kulturmetropole und ein kleiner Geheimtipp für Städtereisen in Europa.
Von Gallien zur Renaissance Stadt – die Geschichte von Toulouse
Bereits als die Römer über Frankreich herrschten und dem Gebiet den Namen Gallien gaben, war Toulouse eine Stadt von Bedeutung. Sie bauten die Stadt zum Zentrum der Provinz an der Grenze zu Spanien aus und für eine Weile führten alle Straßen in Frankreich nicht nur nach Rom, sondern auch nach Toulouse. Dieses Design ist heute noch zu sehen. Wer sich auf eigene Faust durch die Stadt begibt, wird das römische Straßendesign nicht nur in den Materialien, sondern auch im Aufbau der Innenstadt und der Altstadt finden. Toulouse war ein Zentrum für den Süden Frankreichs und ist es bis heute geblieben.
Die besondere Stellung sollte Toulouse über Jahrhunderte behalten, was auch diverse Bauten aus dem frühen und späten Mittelalter in der Stadt zeigten. In der Renaissance entwickelte man sich zu einer der wichtigsten Handelsstädte und es gelang auch, die Industrialisierung von Frankreich weitestgehend zu überstehen. In der Moderne wandelte sich Toulouse vor allem zu einer Stadt der Forschung, der Lehre und der Ausbildung. Hier befindet sich nicht nur der Kern der Flugzeugindustrie von Frankreich, sondern darüber hinaus eine der bedeutendsten Universitäten des Landes und die Stadt ist ein beliebtes Ziel für Schüleraustauschprogramme in der gesamten Welt.
Zwischen Moderne und Historie – Toulouse zwischen den Welten
Der Kontrast der letzten Jahrhunderte zeigt sich bei einem Spaziergang durch die Stadt deutlich. Nicht umsonst hat sich Toulouse den Ruf als eine Stadt der Schüler und Studenten erworben. Nicht nur, dass der junge Altersdurchschnitt in der Stadt sofort auffällt, der Kontrast zwischen den Jahrhunderten und den Generationen zeigt sich auch im Stadtbild. Dort ist eine historische Kirche aus dem Mittelalter und eine Straße weiter ein Zeugnis für die sehr aktive Graffiti-Szene in der Stadt, die sich mit Streetart mischt, die überaus politisch sein kann.
Es fällt auf, dass die mitunter engen Straßen, die ihren Ursprung noch in der römischen Zeit haben, nahtlos in breite und offene Plätze übergehen, die auch ein beliebter Treffpunkt für die Einwohner der Stadt sind. Das beste Beispiel dafür ist mit Sicherheit der Place du Capitol. Das historische Rathaus aus dem 16. Jahrhundert und der Fassade aus dem 18. Jahrhundert mit dem riesigen Marktplatz ist ein Zeugnis aus einer Zeit, in der Südfrankreich quasi stellvertretend von Toulouse aus regiert wurde und ein Zeugnis für die Macht und den Wohlstand, den die Stadt über viele Jahrhunderte hatte.
Wer auf der Suche nach historischen Sehenswürdigkeiten ist, sollte natürlich auch einen Blick auf die vielen Kirchen werfen, die die Skyline der Stadt dominieren. Ob nun die gotische Kathedrale Saint Etienne oder das Kloster Les Jacobins – die Kirche spielt in der Geschichte der Stadt eine stets bedeutende Rolle. Die Basilika St. Sernen de Toulouse und Notre-Dame du Taur runden das Angebot an historischen Kirchenbauwerken noch ab. Darüber hinaus befinden sich viele Museen und staatliche Theater in Gebäuden, die zum großen Teil im Mittelalter oder in der Renaissance entstanden sind.
Toulouse ist aber mehr als eine Ansammlung von historischen Gebäuden. Die Stadt ist für seine Größe beeindruckend grün, was sich in den vielen Parkanlagen und Grünflächen in der Stadt zeigt. Verantwortlich dafür dürfte auch der Canal du Midi sein, der Toulouse mit dem Mittelmeer verbindet, zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und ein wichtiges Werkzeug für den Handel in der Stadt in der Vergangenheit war.
Das Nachtleben und die Kultur bei einem Besuch in Toulouse
Bei den Themen Kultur und Freizeit zeigt sich wieder der recht junge Geist der Stadt. Toulouse verfügt über ein großartiges Nachtleben mit Bars, Kneipen und Restaurants, die sich durch viele Stadtteile der Stadt ziehen. Wer sich nach Einbruch der Dunkelheit durch die Altstadt und das Stadtzentrum bewegt, wird unweigerlich viele Menschengruppen befinden, die sich in einem Restaurant mit Freunden treffen oder auf dem Weg in den nächsten Club sind, um die Nacht zum Tag zu machen. Da die verschiedenen Gebäude auch in der Nacht besonders beleuchtet sind, kann sich ein abendlicher Spaziergang auch dann lohnen, wenn man nicht in einem Club auf die neusten Hits der französischen Charts warten möchte.
Ein guter Anlass, um sich selbst einen Eindruck von dem Nachtleben zu verschaffen, sind die vielen kulturellen Einrichtungen. Die Theater bieten tolle Aufführungen an, die Museen sind meist bis in die späten Abendstunden geöffnet und auf den Bühnen zeigt sich der Nachwuchs der französischen Poetry Slam Szene. Alles in allem gibt es also ausreichend Möglichkeiten, nach einem Bummel durch die Stadt eine Möglichkeit zu finden, wie man den Tag ausklingen lassen kann und wie man einen Eindruck von dem frischen Geist bekommt, der die Stadt heute beseelt.