Wenn von Schleswig-Holstein und seiner Inselwelt die Rede ist, dürften den meisten Sylt, Amrum und andere insulare Nordsee-Schönheiten einfallen. Aber auch vor der Ostküste des nördlichsten Bundeslandes können Inselfans fündig werden. Einmal abgesehen von den Schleuseninseln in Kiel-Holtenau und den beiden winzigen Warder-Inseln in der Lemkenhafener Wiek gibt es allerdings nur ein einziges Eiland in der schleswig-holsteinischen Ostsee: Fehmarn.
Zwischen Holstein und Dänemark
Die Insel ist nicht nur einzig, sondern auch groß. Mit einer Fläche von 185 qkm ist Fehmarn doppelt so groß wie Sylt und damit die größte schleswig-holsteinische Insel. Im gesamtdeutschen Inselflächen-Ranking nimmt Fehmarn nach Rügen und Usedom Platz 3 ein. Die zum Kreis Ostholstein zählende Insel mit ihren 12.000 Einwohnern bildet seit einer Gemeindereform eine einzige Stadtgemeinde, in der die ehemalige Stadt Burg (6.000 Einwohner) sowie die in viele Dörfer unterteilten einstigen Gemeinden Westfehmarn, Bannesdorf und Landkirchen zusammengeschlossen worden sind. Fehmarn liegt vor dem Ostzipfel der Halbinsel Wagrien.
Die hier Festland und Insel trennende Meerenge Fehmarnsund ist kaum einen Kilometer breit. Seit 1963 gibt es mit der für Kraftfahrzeuge und Eisenbahn befahrbaren Fehmarnsundbrücke eine feste Querung über diese Meerenge. Dass eine ähnliche Brücke jemals auf der Fehmarner Nordseite die Insel über den gut 15 km breiten Fehmarnbelt zwischen Fehmarns Fährhafen Puttgarden und der dänischen Nachbarinsel Lolland realisiert werden werden könnte, wird zwar immer wieder angedacht, ist bisher aber Spekulation.
Spannende Insel-Geschichte
In mancher Hinsicht nimmt Fehmarns Geschichte eine Sonderstellung ein. So konnte die bäuerliche Bevölkerung der „Landschaft Fehmarn“ im Gegensatz zu den meisten anderen Regionen der Herzogtümer Schleswig und Holstein weitgehende Freiheits- und Selbstverwaltungsrechte bewahren. Dabei ist besonders das Fehlen von Leibeigenschaft zu nennen, die bis Anfang des 19. Jahrhunderts auf schleswig-holsteinischen Adelsgütern auf dem Festland üblich war. Fehmarn war seit dem frühen Mittelalter von Angehörigen des slawischen Stamms der Abodriten besiedelt.
Der Inselname leitet sich vom westslawischen Begriff „fe more“, das heisst „im Meer“ ab. Später mischten sich die Slawen mit holsteinischen, niederländischen und dänischen Neusiedlern. Fehmarn hatte wechselnde Landesherren. So war um 1020 der Bischof von Odense Inselherr, dann die Schauenburger Grafen. Im Krieg gegen Dänenkönig Erich wurde 1420 der Großteil der Inselbevölkerung ausgelöscht. Graf Adolf VIII. von Holstein-Schauenburg lockte insbesondere Angehörige Dithmarscher Bauerngeschlechter von der Nordseeküste mit dem Versprechen von Freiheits- und Steuerprivilegien zur Wiederbesiedlung auf die Insel. Später Teil des Dänischen Gesamtstaates wurde Fehmarn 1867 preußisch. Dank der Initiative eines britischen Diplomaten entging Fehmarn dann nach dem Zweiten Weltkrieg nur knapp dem Schicksal, der sowjetischen Besatzungszone zugeschlagen zu werden.
Das wichtigste Nachkriegs-Ereignis auf Fehmarn war für viele Rockfans das 1970 gefeierte Love-and-Peace-Festival: An den dort zelebrierten letzten Auftritt von Jim Hendrix erinnert heute ein Gedenkstein in der Nähe des Leuchtturm Flügge.
Abwechslungsreiche Landschaft, weite Strände
Die im satten Grün leuchtende Landschaft Fehmarns zeigt viele attraktive Unterschiede auf. Neben Weiden für Viehhaltung Schwarzbunter Holsteiner Rinder und den für Schleswig-Holstein einzigartigen Schwarzerde-Äckern sind weite Flächen mit Dünen, Nehrungen, kleinen Seen und weißen Stränden dem Naturschutz und der Erholung vorbehalten. Auf der flachen Insel gibt es kaum Erhebungen. Der höchste Inselhügel, der Hinrichsberg im Dorf Staberdorf, ist mit seinen 27 m Höhe nicht besonders beeindruckend. Dagegen weist die Kliffküste an der Ostseite der Insel durchaus eine schroff-steinige Dramatik auf, die mit den weichen Dünenlandschaften der Nordküste kontrastiert. Bei Badefreunden beliebt sind insbesondere die an der Südküste zum Auspannen einladenden ebenso breiten wie feinsandigen Strände.
Ferienfreude pur
Nicht im Süden, sondern im Norden ist es am sonnigsten: Mit ungefähr 2.220 Sonnenstunden liegt Fehmarn satte 10 % über dem Bundesdurchschnitt und ist damit die sonnenreichste Gegend Deutschlands. Noch vor der Landwirtschaft ist der Tourismus Wirtschaftsfaktor Nr. 1 auf Fehmarn. Dennoch macht die weitläufige Insel selbst in der Hochsaison keinen überlaufenden Eindruck. Fehmarn hat seinen Gästen allerhand zu bieten. Neben Ferienpensionen, Camping-Plätzen, Ferien-Bauernhöfen oder Hotels können Fehmarn-Besucher auch einen originellen Schlafstrandkorb oder eine gepflegte Ferienwohnung auf Fehmarn aussuchen zum Ausgangspunkt für Erkundungstouren über die Insel wählen. Wer mit vielen Personen reist, und lieber Ferienhäuser an der Ostsee buchen möchte wird ebenfalls von der großen Auswahl an Häusern profitieren. Außer beim Strand- und Badevergnügen, bei Wellness und Sauna kann Körper und Seele Gutes beim Kiten, Wandern, Radeln, Surfen oder Segeln getan werden. Spaß garantieren ebenso der Wasserpark Viwa Watersports und der Tretbootverleih am Südstrand, eine Runde Soccergolf in Burg oder Siloclimbig in Burgstaaken.
Museen wie das Peter-Wiepert-Museum in Burg oder das Mühlen- und Landwirtschaftsmuseum in Lemkenhafen informieren über die Lokalgeschichte der Insel. In Burgstaaken kann mit der von 1968 bis 1987 aktiven Bundeswehr-Veteranin U 11 eines der Standard-U-Boote aus der Frühzeit der bundesdeutschen Marine besichtigt werden. Bestaunt werden kann auch Fehmarner Tierwelt: An verschiedenen Aussichtspunkten oder bei Führungen in den Naturschutzgebieten kommt Mensch Kormoranen, Haubentauchern & Co. ganz nah.
Anreise nach Fehmarn
Seitdem Fehmarn durch seine Sundbrücke mit dem Festland verbunden wurde, ist die Anreise unkompliziert geworden. Von Hamburg aus fährt der Autofahrer auf der A1 über Lübeck bis nach Heiligenhafen an der Ostspitze von Ostholstein nach Fehmarn. Von dort sind es dann auf der B 207 nur noch wenige Kilometer bis zur Fehmarnsundbrücke. Wer die Bahn für die Anreise wählt, kann mit Regionalbahnen oder mit den auf der Vogelfluglinie zwischen Deutschland und Dänemark fahrenden ICE-Zügen die Inselbahnhöfe Burg und Puttgarden erreichen.