Westlich von Tours beim Naturpark Loire-Anjou-Touraine beginnt das sich entlang der Loire bis zur Flussmündung in den Atlantik ziehende Pays de La Loire. Die Region zählt zu den schönsten in Europa und hat imposante historische Schlösser und Herrschaftssitze, quirlige Städte, herrliche Natur und vielerlei Genüsse zu bieten.
Entlang der Loire und ihrer zahllosen Nebenflüsse reihen sich Schlösser vom eleganten Jagdschloss bis zum königlichen Palast auf wie Edelsteine. Im späten Mittelalter und in der Renaissance wählten Adlige, Fürsten und Könige die herrlichen Täler der Loire als Sitz für das ländliche Lustschloss oder den dauerhaften Wohnsitz. Die Region bildet die Krone der insgesamt fast 1000 Kilometer Loire. Viele weitere Schlösser liegen entlang des Stroms östlich vom Pays de la Loire.
Neben den berühmten Schlössern ist es die genüssliche Lebensart, die die Region besonders macht. Das kleine Café gewährt einen prächtigen Loireblick, im Dorfrestaurant werden Spitzenweine zu kulinarischen Genüssen serviert. Tiefe Wälder sind die Bühne für erlebnisreiche Spaziergänge, die Weinkultur prägt Winzerorte. Lachse sind in dem reinlichen Fluss wieder zu Hause. Die Stadt Nantes nahe der Mündung zählt zu den schönsten Städten des mit Prachtorten gesegneten Frankreich.
Schlösser, Wein und Pferde in Anjou
Das Pays de la Loire beginnt im Weinanbaugebiet Anjou, in dessen Herzen die kleine alte Stadt Saumur vom imposanten Château der Herzöge von Anjou regiert wird. Weine aus dem Anjou wie trockene Weißweine, Schaumweine, trockene Rotweine sowie halbtrockene und süße Roséweine lassen sich in den Weinstuben und Restaurants oder im Maison du Vin neben dem Tourismusbüro verkosten. Weiße Kalksteinvillen und Fachwerkhäuser, oft mit geschnitzten Figuren geschmückt, stehen an den schmalen Gassen.
Typisch französisch gemütlich möblierte Straßen bereiten ein Einkaufsparadies. Am Fluss wacht das prächtige alte Rathaus über die Ordnung. Die örtliche Pferdekultur, heute noch in der „Kavallerieschule“ und vielen Reiterhöfen lebendig, wird im Pferdemuseum gepflegt. Die romanische Notre-Dame-de-Nantilly enthält eine bunte Sammlung historischer Wandteppiche. 15 Kilometer nach Osten entlang der Loire vor den Toren der Stadt liegt mit der Abbaye Royale de Fontevraud in Fontevraud-l’Abbaye die größte Klosteranlage Europas. Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert. In Montsoreau strahlt ein Renaissance-Château direkt am Ufer. Im Château de Montreuil Bellay, 15 km südlich von Saumur, residiert heute ein prächtiges Hotel.
Weitere Schlösser zwischen Saumur und Angers sind Montgeoffroy, Baugé und Boumois. Das 48stöckige Château Brissac gehört zu den eindrucksvollsten Schlössern im Loire-Tal.
Kunst und Weinkultur bei Angers
Im alten Loire-Städtchen Angers thront die Festungsanlage des von Louis IX. gebauten Châteaus mit ihren 17, manchmal 40 Meter hohen Rundtürmen über der Stadt. Im Schloss wird eine historische Teppichsammlung gezeigt. Gegenüber führt das La Maison du Vin gerne in die Kultur der regionalen Weine ein. Der Weg von der Festung zur zentralen Place du Ralliement, Treffpunkt des öffentlichen Lebens mit Restaurants und Geschäften, ist nicht weit. Am Samstag zeigt ein Markt auf der Place Imbach den ganzen Reichtum der Region.
Bemerkenswert ist die mittelalterliche Kathedrale mit ihren Glasmalereien. Im Kunstmuseum, untergebracht in einem gotischen Herrensitz, sind Werke auch von Claude Monet zu bewundern. Der älteste Hospitalbau Frankreichs beherbergt heute eine Krankenhausapotheke aus dem 17. Jh. und das Museum für zeitgenössische Teppichkunst. Die Weinkultur ist am besten bei Wanderungen und Touren entlang der Weinstraßen der Region zu erleben. Entlang der Routen etwa nach Brissac, nach Savennières oder nach Chaudefond-sur-Layon werden Verköstigungen angeboten. Bei Saint-Georges-sur-Loire wurdedie mittelalterliche Festungsanlage des Schlosses Serrant zu einem imposanten Renaissanceschloss mit englischem Landschaftspark umgebaut. Das Schloss Serrant ist das am westlichsten gelegene aller Loire-Schlösser.
Die Künste und die Technik in der Welt von Nantes
Die Hauptstadt der Pays de la Loire, Nantes, ruht etwa 60 Kilometer vor der Mündung am Fluss und auf einer Insel in der Loire. Im Schloss von Nantes herrschten einst die mächtigen Herzöge. Die Straßen und Paläste der reichen früheren Hafenstadt erinnern an dieses fürstliche Terrain.
Die mächtige Kathedrale im Stadtzentrum scheint mit den Bögen ihres Mittelschiffs in den Himmel zu streben. In Nantes wurde der futuristische Visionär Jules Verne geboren, der noch heute in der Stadt verehrt wird. In seinem Geburtshaus erzählt ein Museum von seinem Leben und seinen Werken. Dort ist eine von ihm handschriftlich angefertigte Kartei mit über 22.000 Karteikarten zu wissenschaftlichen Themen erhalten.
Auf der Insel in der Loire befand sich früher das Hafengelände, das zur Flussmündung verschoben wurde. Dort am Hafen hat Jules Verne seine Visionen aufgesogen und dort ist in den alten Hafenhallen das Projekt Les Machines de l’île entstanden. Eisenkünstler fertigen hier mehr als haushohe Elefanten, Tiere und Konstruktionen, die sich mit mächtigem Schritt durch die Stadt bewegen lassen. Diese Eisenkünstler haben den Namen von Nantes auf Paraden, Shows und Spektakeln um die Welt getragen.
Im Norden der Innenstadt werden auf dem Talensac Markt regionale Waren und frischer Fisch von der Küste eingekauft. Südlich der Stadt wird entlang der Straße nach Clisson der edle Muscadet als Weinrebe gezogen. In Nantes kann er in den Vinotheken probiert werden. Zwischen Nantes und Saint-Nazaire an der Mündung wurde die Loire in einen 60 Kilometer langen Kunstparcour verwandelt. Werke von französischen und internationalen Künstlern säumen den Flusslauf. Zu der spektakulären Installation gehören riesige Skulpturen, an die Maschinenwelt von Jules Verne erinnernde Mechaniken und ganze Häuser. Im Château du Pé werden Künstlerwelten präsentiert.
Le Mans im Nordosten
Weitab von der Loire liegt das Zentrum des Nordosten der Pays de la Loire und das Motorsportzentrum Le Mans. Seit einem Jahrhundert blickt die Welt einmal im Jahr auf das 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Diese alte Stadt bietet ihren Besuchern aber auch einen wundervoll erhaltenen, alten Stadtkern. Er schmiegt sich voller Romantik an die Flüsse Sarthe und Huisne. Im Zentrum der Altstadt wächst die zur einen Hälfte gotische und mit ihrer anderen Hälfte romanische alte Kathedrale von Saint Julien du Mans in den Himmel. Im von einer Stadtmauer umgebenen Viertel Plantagenet laden von Fachwerkhäusern gesäumte kleine Straßen zum Besuch der Geschäfte und Restaurants ein.
Das Quartier wirkt so authentisch, dass es schon oft als Kulisse für Filme gedient hat. Im früheren Königspalast residiert heute das Rathaus. Im Museum von Tessé sind Gemälde alter Meister zu sehen. Stadtmauern aus der Römerzeit weisen den Weg zu blühenden Parks entlang der Ufer der Sarthe. Der Freizeitpark Papéa Parc unterhält mit Naturwundern in der Stadt. Le Mans ist eine Hochburg des französischen Kunsthandwerks. In den Geschäften der Innenstadt werden die Kunstwerke der Dekorateure, Tischler, Hutmacher, Töpfer, Glasbläser, Lederhandwerker und vieler anderer verkauft. Oftmals können Werkstätten besichtigt werden.