Von Spaniens Süden sagt man, diese Region sei die Heimat des Lichts. Und in den Gotteshäusern von Andalusien beten die Menschen voller Andacht und im Bewusstsein, ein schönes Flecken Erde ihr eigen zu nennen: „Am achten Tag der Schöpfung soll der Herr gesprochen haben: Lass‘ mich alle Schönheiten versammeln in diesem Land. Ich will ihm Strände schenken, Gipfel voller Schnee und fruchtbare Felder. Möge dort dreihundert Tage im Jahr die Sonne scheinen.“ Darauf schuf er sein Meisterwerk in Andalusien.
Gottesfürchtig sind die Menschen in diesem Landstrich, und wenn sich am frühen Morgen über den alten Mauern von Casares der Nebel hebt, schlagen nicht nur die Alten das Kreuz ihres tief verwurzelten Glaubens. Wohl wissend, dass sie mit den Schönheiten Andalusiens gesegnet sind.
Andalusien – Hier lebt die Geschichte
Es ist das Land der weiten Horizonte, der heiteren Feste, der stolzen Burgen und der historischen Städte. In Andalusien lebt die Geschichte, uns sie bekam im Laufe der Zeit viele Gesichter. Vor mehr als einem Jahrtausend hatte Al-Andalus dem europäischen Kontinent so manches voraus. Diese Region im Süden der Iberischen Halbinsel war ein Teil des islamischen Reichs, wo begnadete Architekten und Wissenschaftler Werke für die Ewigkeit schufen. Wer heute durch die historischen Königspaläste wandelt, sich in Granada vom Märchenschloss der Alhambra verzaubern lässt oder sich über die römische Brücke, die den Fluss Guadalquivir überspannt, Cordoba nähert, der bekommt einen Eindruck vom Glanz dieser Stadt der Kalifen. Denn sie hat die Zeiten überdauert – trotz einer bewegten Geschichte.
Mehrere Religionen fanden einen Platz unter dem Dach der Mezquita, der erhabenen Moschee von Cordoba. Erhalten ist das Gewirr der römischen Säulen und maurischen Bögen, obwohl im 16. Jahrhundert nach dem Ende des Kalifats dort auch eine Kirche der Christen Einzug hielt. Die neuen Herren im spanischen Süden verstanden dies als eine Demonstration ihrer Macht. Die Pracht des Orients offenbart sich aber nicht nur in dieser eindrucksvollen Moschee in Cordoba sondern in hohem Maße auch im Park des Alcácar-Palastes mit seinen plätschernden Brunnen, den verspielten Treppen und den lauschigen Orangenhainen. Die Faszination dieses weithin unverblassten Weltkulturerbes der UNESCO nimmt in dieser Stadt kein Ende.
Beim Abschied weinte der Herrscher
Achthundert maurische Jahre haben die Hügel über Granada geprägt. Dieser Burgberg zählt zu den größten Sehenswürdigkeiten auf dem Globus. Mit seinem einzigartigen „Löwenhof“ der Alhambra und dem Königssaal „Sala de los Reyes“. Der maurische Herrscher soll ein paar Tränen verdrückt haben, als er seine Paläste hoch über Granada verlassen musste, weil dort im Jahr 1492 die katholischen Könige Einzug hielten.
Doch das einstige orientalische Gepräge von Granada offenbart sich noch immer in den Gassen der alten Stadt. Mit ihren kleinen Läden und Restaurants, in denen wie eh und je die Wasserpfeife wie selbstverständlich gereicht wird und wo die geräucherten Schinken von der Decke baumeln. An klaren Tagen scheint es, dass die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada ganz nah sind, obwohl in den Parks der Alhambra bereits die Rosen blühen.
Von den Menschen im spanischen Süden heißt es, sie zeichneten sich durch eine außergewöhnliche Eigenschaft aus: Würde und Anmut. Manche erblicken darin gar die Wesensart des Adels. Bei den großen Fiestas des Landes, unter anderem in Jerez de la Frontera, wo man einen köstlichen Sherry verköstigen kann, ist das Fest der Reiter der Höhepunkt eines Jahres. Und er zieht viele Touristen aus aller Welt an, die sich an den Ausritten nach Gutsherrenart kaum satt sehen können.
Wo Kolumbus seine letzte Ruhe fand
Sevilla präsentiert sich bei Tag und auch bei Nacht als eine außergewöhnliche Schönheit. Zwei Wahrzeichen prägen das Bild dieser Stadt: Der Turm der mächtigen Kathedrale, wo der Seefahrer Christoph Kolumbus seine letzte Ruhestätte fand und der „Torre de Oro“. Die „Giralda“ des zentralen Gotteshauses war ursprünglich das Minarett einer Moschee, ehe man sie im Jahr 1560 aufstockte zu einem Glockenturm. Wenn in der Kathedrale zur mitternächtlichen Stunde die Glocken läuten, darf man davon ausgehen, dass der Bischof die Fußballer einer erfolgreichen Mannschaft aus Sevilla segnet. Wer diese Stadt besucht und die vielen Gesichter dieser Metropole mit all‘ seinen Sinnen in sich aufnehmen möchte, der sollte sich für eine Kutschfahrt entscheiden. Dann wird der von Kanälen umsäumte Palast an der Plaza de Espana einer von vielen Zielen sein.
Die alten Städte und romantischen Dörfer Andalusiens haben das Bild geprägt, das man sich vom spanischen Süden macht. Mit Flamencos und Fiestas – und, wer es mag, wohl auch mit dem Besuch einer Arena der Stierkämpfer. Und wer nach so viel Historie ein paar Tage Urlaub vom Stress der Besichtigungen wünscht, der findet sie an Spaniens populärster Küste – der Costa del Sol. Spätestens dort wird der Urlauber begreifen, warum die Iberer von Andalusien als der „Heimat des Lichts“ sprechen.