Inverness – In dieser Stadt werden alle Schottland-Klischees wahr. Nach Whisky, Schlössern und Schottenröcken müssen Besucher nicht lange suchen. Inverness wird „Hauptstadt der Highlands“ genannt und ist es als Verwaltungsmetropole sogar offiziell. Die Stadt mit ihren 46 900 Einwohnern liegt im gebirgigen Nordwesten Großbritanniens im Tal Great Glen am River Ness. Der Fluß entspringt im legendären Loch Ness, wo das Ungeheuer „Nessie“ sein Unwesen treiben soll. In Inverness mündet er in die Meeresbucht „Beauly Firth“ und von dort in den Meeresarm „Moray Firth“. Der Stadtname Inverness ist vom gälischen Wort für „Mündung des Ness“ abgeleitet.
Macbeth wurde laut Shakespeare in Inverness zum Mörder
Neben „Nessie“ haben noch weitere „Promis“ Inverness berühmt gemacht. Da ist Macbeth, der von Shakespeare im Inverness Castle zum blutrünstigen Mörder seines Gegenspielers Duncan I. gemacht wird. Ganz so schlimm soll er in Wahrheit gar nicht gewesen sein. Auch Maria Stuart wohnte kurzfristig im Stuart Castle (dem heutigen Schlosshotel Castle Stuart) in der Nähe von Inverness. Nicht zuletzt ist die mutige schottische Patriotin Flora McDonald erwähnenswert. Die Stadt hat ihr ein Denkmal gesetzt, weil sie dem schottischen Thronanwärter Charles Edward Stuart – genannt „Bonnie Prince Charlie“ – nach der Niederlage der Schotten auf dem Culloden Battlefield 1746 zur Flucht vor den Engländern nach Frankreich verhalf.
Schmucke Gebäude neben Bausünden aus der Neuzeit
Mit dem Auto oder Bus erreichen Besucher die Stadt meist über die A9, an der auch Edinburgh und Glasgow liegen. Inverness hat inzwischen sein mittelalterliches Stadtbild verloren. Besucher finden die Stadt trotzdem attraktiv: Sie hat hübsche Parks und idyllische Inseln im Ness, die durch Brücken verbunden sind. Direkt neben ihren alten Kirchen und Gebäuden stehen leider oft seelenlose Betonkästen. Das sind die Bausünden aus den 1960er-Jahren. Immerhin lässt ein Bummel durch die kleine Fußgängerzone Highstreet und ihre Nebengassen Urlauberherzen höher schlagen. Das liegt nicht nur an der Altstadt-Kirche Old High Church von 1770 oder an dem im neogotischen Stil erbauten früheren Rathaus mit seinen Spitztürmchen. Es liegt auch an den Traditionsgeschäften und ihren Produkten. Das moderne Eastgate Shopping Centre steht dazu in hartem Kontrast. Doch in dessen Nachbarschaft lädt das architektonisch schönere „Old Eastgate“ ein. Auf einer Einkaufs-Tour nicht zu übertreffen ist die Gründerzeit-Markthalle „Victorian Market“ von 1870 an der Academy Street. Sie lockt Besucher mit Kilt- und Tweedshop, Souvenirläden, Cafés und Eiscreme.
Fußballfans tragen zum Spiel Schottenröcke
Hier wie dort sind „Tartans“ beliebte Mitbringsel. Das sind die kunterbunt-gewebten Schottenmuster der Wollstoffe, aus denen die Kilts angefertigt werden – jene legendären Schottenröcke der Männer. Touristen stürzen sich vor allem auf karierte Schals und Tücher. Standen anfangs bestimmte Schottenkaros für eine Region, wurden sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Erkennungszeichen der jeweiligen schottischen Clans. Kilts sieht man heute kaum noch im Alltag, dafür aber bei festlichen Anlässen wie Hochzeiten. Für deutsche Augen ungewohnt: Am Wochenende tragen die männlichen Fußballfans Schottenröcke, wenn sie im Tulloch Caledonian Stadion mit der Bierdose in der Hand ihren Verein Inverness Caledonian Thistle anfeuern.
Schöne Aussicht auf die Prachthäuser der Lords am Ness-Ufer
Das Inverness Castle thront auf einem Hügel am Ness, nahe der Fußgängerbrücke Greig Street Bridge von 1881 – einem schönen Fotomotiv. Das Schloss ist gar nicht alt und ehrwürdig, es stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist heute ein Gerichtsgebäude. Deshalb dürfen Besucher gar nicht hinein. Allerdings ist ein Turm für sie geöffnet worden. Schon vom Schlossgarten aus genießt man den Blick auf die viktorianischen Häuser der früheren schottischen Adeligen entlang des Ness-Ufers. Und vor dem Schloss steht die schon erwähnte Flora McDonald auf ihrem Sockel und sieht über den Fluss als würde sie jemanden erwarten. Die schönste Aussicht gibt es von der nahen Aussichtsplattform „Castle Viewpoint“. Wo heute das Schloss steht, haben vor vielen Jahrhunderten schon Festungen und Burgen gestanden.
Traditionsgericht Haggis ähnelt dem pfälzischen Saumagen
Kulinarisch bietet Inverness eine ganze Palette an internationalen Restaurants. Wer aber auf schottische Küche setzt, sollte einmal „Haggis“ probieren. Das ist ein Traditionsgericht, das „unserem“ pfälzischen Saumagen ähnelt: Ein Schafsmagen wird mit allerlei Innereien vom Schaf und Hafermehl gefüllt und geschmort. So entsteht eine Art Grützwurst, die mit gegartem Weißkohl, Kartoffelbrei und weißer Sauce heiß serviert wird. Inzwischen gibt es etwas modernere Varianten. Der schottische Nachmittagstee ist übrigens süßer als der englische und besteht aus drei Gängen: Sandwiches, Scones mit Clotted Cream – süße Brötchen mit dickem Rahm – und zum „Nachtisch“ kandierte Früchte oder Shortbread – das sind Kekse aus Mürbeteig.
Auf Whisky-Tour durch die Highlands
Wer länger in der Stadt bleibt, nutzt Inverness als Ausgangspunkt für Ausflüge. Die Tour in die landschaftlich schönen Highlands mit ihren Burgen, Wäldern, Wasserfällen, tiefen Seen, schroffen Klippen und baumlosen Mooren wird von vielen Reiseveranstaltern angeboten und kann gleich mit einer Whisky-Tour verbunden werden. Die Highland-Destillerien und ihre Spirituosen sind sehr bekannt und werden von Kennern gepriesen. Viele Brennereien bieten ihren Besuchern neben Whisky-Verkostungen Führungen, Souvenirs und Häppchen an. Dem Ungeheuer von Loch Ness können Besucher per Boot über den Caladonian Canal einen Besuch abstatten. Eine Tour ganz anderer Art ist dagegen eine Pub-Tour durch Inverness. Die sollte ein Muss sein! Schottische Folk- und Popmusik gibt es fast jeden Abend live in der Altstadt. Besucher sollten dort an einem „Ceilidh“ teilnehmen. Das ist eine schottische Pub-Party, auf der getrunken, musiziert, getanzt und gesungen wird – oft auch gemeinsam.