Spanien. Mallorca, Costa Brava, die Kanaren, Barcelona, Andalusien und viele mehr. Städte und Orte, die wir zumindest vom Hören-Sagen alle kennen und die jährlich tausende von Touristen anziehen. Sie sind auf den Tourismus ausgerichtet und Urlauber aus aller Welt werden jedes Jahr mit offenen Armen empfangen. Der wunderschöne Westen Spaniens an der Grenze zu Portugal gerät jedoch oft in Vergessenheit. Der Urlaub soll bestenfalls am Meer stattfinden und für etwaige Städtetrips werden große und bekannte Städte bevorzugt. Dabei hat man genau hier, im unbekannten Westen Spaniens, das Gefühl, einen ursprünglichen und alten Teil des Landes zu entdecken. Wer also auf der Suche nach alten Städten, landschaftlich scheinbar ewigen Weiten, wenig Tourismus und leckeren Pinchos ist, sollte dieser Region zweifellos einen Besuch abstatten.
Ich bin Mel, Yogalehrerin, Sozialarbeiterin und reise gemeinsam mit meiner besseren Hälfte in unserem Camper („Erwin“) durch Europa. Wir surfen, arbeiten von Zeit zu Zeit über „Workaway“ und freuen uns über jedes neue Abenteuer. Ich liebe es, meine Erlebnisse, Erfahrungen und Begegnungen schriftlich festzuhalten und mit Anderen zu teilen. Das Motto „Sharing ist Caring“ wird bei mir groß geschrieben und ich möchte anderen die Möglichkeit geben, sich vorab über einen Ort oder ein Land zu informieren, da ich selbst neben dem Schreiben unheimlich gerne lese und mich natürlich vor jeder Reise mit Berichten und Tipps über das jeweilige Land eindecke.
Nachdem wir die wilde, grüne Atlantikküste in Spaniens Norden hinter uns gelassen haben, sind wir nun auf dem Weg nach Andalusien mehr oder weniger ungeplant und unfreiwillig jedoch glücklicherweise in der Region Extremadura, die die Provinzen Cacerès und Badajoz beinhaltet, gestrandet. Unser Erwin hatte Probleme mit der Kupplung und musste in die Werkstatt. Alles gut, die Versicherung deckt das Meiste und wir werden erst mal in einem Hotel in Càceres untergebracht. Nachdem sich herausstellt, dass wir doch mindestens 10 Tage hier sein werden (in Spanien läuft das Alles mit sehr viel Ruhe und Gemütlichkeit ab), ziehen wir um in ein tolles Airbnb Apartment und können ohne Zeitdruck die Stadt erkunden.
Einer der besten Tipps was Städtereisen angeht ist für mich persönlich immer Airbnb. Preislich absolut angemessen hat man hier eine große Auswahl, seine eigenen vier Wände und kann tun und lassen was man möchte. Gerade für Vegetarier und Veganer rentiert sich eine eigene Küche vor allem in Ländern wie Spanien, die sehr auf Fleisch und Fisch ausgelegt sind. Wir ergattern also eine absolut liebevoll eingerichtete kleine Wohnung mitten im Stadtzentrum und haben damit die perfekte Basis für eine schöne Zeit hier. Natürlich verfügt Càceres auch über genügend Hotels und da die Stadt nicht all zu groß ist, ist das Zentrum von fast jedem dieser Hotels bequem zu Fuß erreichbar.
Cacerès, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, liegt also wie erwähnt mitten in der Region Extremadura, die bekannt für ihre Abgelegenheit, ihre Seen und Berge, die Naturschutzgebiete, Eichelhaine und die Iberico Schweine ist. Die Hauptstadt der Region ist Merida, die mit ihren römischen Ruinen und Denkmälern definitiv einen Besuch wert ist. Extremaduras Hauptstadt liegt ca. 45 Autominuten südlich von Càceres und kann mit der Bahn unkompliziert um ca. 5€ erreicht werden.Egal in welche Stadt der Provinz Ihr Städtetrip Sie also führt, die Städte sind jeweils relativ schnell erreichbar und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Die Temperaturen können in der Region im Sommer schnell über die 30 Grad Marke klettern, daher sind für einen Städtetrip mit milderen Temperaturen die Nebensaisonen empfehlenswert.
Die traumhaft schöne Altstadt des ca. 100 000 Einwohner zählenden Ortes Càceres gehört seit 1986 zum UNESCO Kulturerbe und erhielt im 15. Jahrhundert durch die angeordnete Zerstörung Isabellas I. Von Kastilien den Beinamen „Enthauptete Hauptstadt“. Die zwei davon unversehrten Paläste sind noch Heute Teil der Altstadt. Wer sich für Geschichte und Kultur der Stadt interessiert, sollte das „Museo Guayasamin“ (dem Maler Osvaldo Guyasamin gewidmet) und die am höchsten Punkt der Stadt angelegte Zisterne „Aljibe vin Cáceres“ nicht auslassen.
Natürlich bietet Càceres neben der historischen Altstadt unzählige Möglichkeiten, die berühmten und liebevoll zubereiteten Pinchos (die Tàpas des Nordens) zu einem guten Glas Wein oder kühlen Bier, in einem der Restaurants oder einer der Bars zu genießen. In der gemütlichen Bar „Lizarran“ haben wir ganz unerwartet sogar zwei sehr leckere vegetarische Gerichte gefunden. Das mag seltsam klingen, ist aber in Spanien nicht selbstverständlich. Normalerweise isst man hier als Vegetarier „Patatas Bravas“ beziehungsweise Pommes. Auch das Nachtleben kommt in Càceres dank seiner unzähligen Bars nicht zu kurz. Am Plaza Major gibt es am Wochenende hin und wieder ein Open-Air Kino, natürlich in spanischer Sprache aber zwischen den uralten Mauern sitzend ist das Ganze zweifellos ein Erlebnis. Nicht zu vergessen sind natürlich die für jeden Urlaub essenziellen Eisdielen, die mit vielen verschiedenen Sorten aufwarten.
Als zusätzlichen Zeitvertreib gibt es genügend Shopping-Möglichkeiten. Egal ob man sich in den kleinen, liebevoll gestalteten Geschäften der Altstadt umschaut, in denen man von spanischen Delikatessen bis zum handgemachten Schmuck alles bekommt oder ob man in größeren Einkaufszentren durch bekannte Kleidungsmarken stöbern möchte, Càceres bietet alles und noch mehr. Die Stadt ist auffallend sauber und im liebevoll angelegten Park/Grünstreifen lässt es sich wundervoll im Schatten der Bäume relaxen.
Empfehlenswert ist in der Region Extremadura jedoch auf jeden Fall ein Mietauto, da sich auch die Landschaft außerhalb der Städte als wunderschön erweist. Wir haben das Glück, mit dem Van unterwegs zu sein und dürfen daher unglaubliche Weiten zwischen Eichelbäumen und Kühen, Seen und Bergen entdecken. Laue Sommernächte mit malerischen Sonnenuntergängen und ein ganz anderes Spanien wird uns zuteil, wenn unser Camper nicht gerade einen Abstecher in die Werkstatt macht.
Wer also Lust auf den etwas anderen und mehr ursprünglich angehauchten Spanien-Urlaub hat, sollte sich definitiv Gedanken über einen Trip nach Extremadura machen. Selbst wenn es nur ein Kurz-oder Städteurlaub wird, es ist wunderschön. Und für alle, die den Artikel „Im Urlaub frei bleiben-Mit dem Mietwagen ans Meer fahren“ bereits gelesen haben- von der Küste Andalusiens sind es nur ein paar Stunden bis nach Extremadura. Auch nach Portugal sind es nur wenige Kilometer, die Region eignet sich also perfekt als Ausgangspunkt für sämtliche umliegende Urlaubsdestinationen. Genießen Sie hier den ursprünglichen und etwas anderen Trip nach Spanien, weg vom Massentourismus.
Eine letzte kurze Anmerkung, da die Zeiten, besonders was das Reisen angeht, mit COVID-19 doch etwas speziell sind: In Spanien herrscht Maskenpflicht, egal wo man sich bewegt, was das Spazieren durch die Stadt etwas unangenehmer macht als gewohnt. In Restaurants und Bars ist keine Maske nötig, solange man am Tisch sitzen bleibt. Ganz Spanien scheint ein bisschen ausgestorbener als sonst, einige Restaurants und Bars haben das Ganze nicht überlebt. Trotzdem ist es nach wie vor einen Besuch wert. Die Menschen sind freundlich und das öffentliche Leben geht bestmöglich weiter. Die einzigen Einschränkungen die wir als Touristen zu „beklagen“ haben, sind das ständige Tragen der Masken und, dass alle Bars ab 01:00 Sperrstunde haben. Ich denke diese Kleinigkeiten sind im Gegenzug zu wunderschöner Landschaft, wenig Tourismus, leckerem Essen und tollen Städten absolut in Kauf zu nehmen.