Fast kreisrund, zerfurcht vom Kern ausgehender Schluchten, liegt die drittkleinste Insel der Kanaren im Atlantik und lockt mit einer unberührten Natur. Bananenplantagen, Palmenhaine, eine einfache bäuerliche Lebensweise und die 1970-er Jahre der Hippies, welche den Archipel einst für sich entdeckten, prägen bis heute die Kanareninsel La Gomera.
Die Echtheit, Natürlichkeit und Unverfälschtheit der Insel ist bemerkenswert. Manchmal kann La Gomera auch ganz schön kitschig sein. Spätestens dann, wenn in perfektem Bogen ein Delfin aus dem Atlantik springt oder der glühende Sonnenball ins Meer eintaucht und geschmeidig zurück ins Wasser gleitet. Die vor der nordwestafrikanischen Küste liegende Insel Gomera ist vulkanischen Ursprungs und außergewöhnlich schön.
Einem Abenteuer gleich – geheimnisvoll und fesselnd
La Gomera ist etwa 10 Millionen Jahre alt. Die Insel hütet viele Geheimnisse, macht neugierig und wirft dabei auch einige Fragen auf: Steht da wirklich eine Orgel im Meer? Wie gefährlich ist ein Sprung ins Wasser? Wer lauert hinter den Steinnestern? Und was genau ist der Salto del Pastor? Es lohnt, einiges mehr über La Gomera zu erfahren.
Nebelverhangenes Hochland, regenreicher Norden, karger und trockener Süden – La Gomera vereinigt auf engstem Raum ganz unterschiedliche Klimazonen. Hier liegt alles dicht beieinander. Während Sonnenanbeter herrliches Strandfeeling genießen, schreiten wetterfeste Wanderer nur wenige Kilometer weiter durch einen geheimnisvollen Nebelwald. Fest steht: Die meisten Highlights der Insel offenbaren sich in ihrer vielseitigen und einzigartigen Natur.
Der Norden von La Gomera – nicht nur ein Hit für Wanderer
Der reiche Norden kann mehr als nur Regen. So lockt er mit schmucken Herrenhäusern, alten Kirchen und traditionellem Kunsthandwerk. Zunächst durchdringen Wanderer und Abenteuerlustige den uralten Lorbeerwald. Verwunschen anmutend entfaltet er seine gesamte Schönheit. Hin und wieder kann es richtig gruselig werden: Plötzlich heulen Windböen auf, die feuchte Humuserde entfaltet modrigen Geruch, und zudem versinkt das knarrende Geäst der mächtigen Baumkronen im gespenstischen Nebelfeld.
„Isla Magica“, so nennt man den berüchtigten Mischwald im Nationalpark Garajonay. Einheimische vermuten hier sogar Versammlungsplätze für die Hexen. Wie eine Oase erstreckt sich der Wald in einer wilden, zerrissenen Gebirgslandschaft bis 1500 Meter über dem Meeresspiegel.
Das Gedro-Tal ist Mittelpunkt des Nationalparks. Hier fließt ein sprudelnder Bach, umrankt von Efeu. Über kleine Holzbrücken, vorbei an Wasserfällen, erreicht man bald eine Lichtung. Hier liegt malerisch eine verwunschene Kapelle.
Dem nicht genug. Agulo ist die Hauptstadt der kleinsten (gleichnamigen) Gemeinde Gomeras. Das wohl schönste Dorf der Insel präsentiert sich auf einer 200 Meter hohen Felskuppel über dem Meer. Von hier bietet sich den Besuchern ein überwältigender Blick auf die Nachbarinsel Teneriffa. Auch das Ortszentrum von Agulo ist überaus sehenswert.
Nicht weniger begeistert Los Órganos mit einem in der Steilküste des Nordwestens gelegenem Naturwunder. Dazu später mehr.
Der Süden Gomeras – malerische Häfen und ein Meer von Palmen im ewigen Frühling
Zusammen mit dem Fährhafen bildet die Stadt San Sebastián das Zentrum der Südostküste von La Gomera. In unmittelbarer Nähe des Hafens befinden sich viele historische Bauten aus der Eroberungszeit. San Sebastián ist der Hauptort der Insel und war zudem die letzte Station von Kolumbus vor der Seereise über den Atlantik.
In der Kirche „La Asuncion“ finden sich viele Erinnerungen daran. So auch in der „Torre del Conde“, dem Grafenturm aus dem 16. Jahrhundert. Ebenfalls sehenswert ist das alte Zollhaus, das zeitweise auch als Gefängnis genutzt wurde sowie „Casa Bencom“, das „Museum der Steine“. Hier erfahren die Besucher allerlei Wissenswertens über die Entstehung der Insel.
Das kleine Bergorf Arure liegt am Rand eines wunderbaren Tals. Arure ist die erste Ortschaft oberhalb des Valle Gran Rey. Traditionelle Steinhäuser schmücken die alte Siedlung, welche auf 825 Meter Höhe in einer malerischen Landschaft liegt. Hier verweilt man gern. Das Restaurant „El Jape“ verwöhnt die Besucher mit regionalen Köstlichkeiten.
Im Tal des „Großen Königs“ – „Valley Gran Rey“ – scheint die Zeit stehen geblieben. Am Rand der Welt genießt man und entspannt. Hier ist nichts zugebaut, keine Hektik, hier und da hocken ein paar Leute am Strand herum. Das ehemalige Hippieparadies ist charmant, besticht in einer tollen Lage und zeigt sich vielerorts alternativ. Weiße Häuser schmiegen sich an die terrassierten Berghänge. Das Hafenviertel Vueltas bildet mit La Puntilla, La Playa und La Calera das touristische Zentrum dieser Region.
La Gomera und die schönsten Strände
- Playa de Santiago ist das sonnenverwöhnte Ferienzentrum der Insel mit wunderschönen Stränden.
- Im touristisch gut erschlossenen „Valle Gran Rey“ offeriert sich eine besondere Vielfalt an Stränden. Gleich hinter der Hafenmole liegt der Sandstrand Playa de Vueltas. Der Strand ist bei Familien und Kindern besonders beliebt, beruhend auf seiner geschützten Lage gegen die tückische Brandung.
- Baden wie in einem kleinen Pool – noch mehr Schutz bietet Babybeach, der Mini-Strand nahe La Puntilla. Felsen und Steine bilden hier eine Art Lagune und ermöglichen sorglosen Badespaß.
- An der Landspitze Puntilla beginnend, erstreckt sich schließlich der längste Strand La Gomeras. An den flachen Ufern und an dem eher ruhigen Meer tummeln sich Touristen und Einheimische.
Und wie steht es um die Orgel? Freilich bleiben unsere Fragen nicht unbeantwortet:
- In der Tat, es gibt sie, die Orgel im Meer: Los Órganos ist eine in den Fels gearbeitete Kirchenorgel. Dieses Wunder der Natur kann nur über den Seeweg erreicht werden. Prismatische Basaltsäulen reihen sich auf einer 80 Meter hohen und 200 Meter breiten Felswand aneinander. Die freigelegten Basaltsäulen wirken wie Pfeifen einer riesigen Orgel. Ein Juwel der Natur, dessen unglaubliche Schönheit den Besuchern regelmäßig den Atem verschlägt.
- Der Sprung ins Meer ist tatsächlich an einigen Stellen nicht ganz ungefährlich. Besonders dort, wo die starke Strömung und spitze Felsen den Sprung zu einem gefährlichen Unterfangen machen. So gibt es im Inselnorden kaum Badestellen – zu unberechenbar ist der Sog, zu heftig der Wellengang. Dafür genießt man auf der südlichen Hälfte Gomeras ausgelassenen Badespaß. Hier geht man auf Nummer sicher: San Sebastián, Playa de Santiago und Valle Gran Rey.
- Was hat es mit den Steinnestern auf sich? Auch für langjährige Gomera-Reisende bleibt es ein Mysterium: Der Strand an der Playa de Inglés scheint zu kommen und zu gehen, wie es ihm beliebt. Unabhängig von Gezeiten und Saison – zurückbleibt schwarzer Kies. Wenn das Gestein die Kiesgröße übersteigt, bauen die Sonnenanbeter große Steinnester. So schützen sie sich vor Wind und neugierigen Blicken.
- Der Salto del Pastor war einst eine besondere Technik der Ziegenhirten, um sich im steilen Terrain leichter fortbewegen zu können. Es entstand der Hirtensprung. Dazu benötigt man eine bis zu 3,50 lange Holzstange (astia) mit einer aufgesetzten Metallspitze. So konnten die Hirten steile Abhänge, Terrassen, tiefe Gräben und den Anstieg problemlos überwinden. Heute ist der Salto del Pastor auf La Gomera ein beliebter Freizeitsport.
Sehenswertes und Erlebenswertes auf La Gomera“: Vom Nebelwald bis zum Strand-Paradies
Die Insel La Gomera zeichnet sich vor allem durch seine atemberaubende Natur und seine zahlreiche kleinen Strände aus. Wer auf der Insel Urlaub macht, sollte also auf jeden Fall festes Schuhwerk mitbringen. Hier gibt es auf unzähligen langen und kurzen Wanderwegen schließlich einiges zu entdecken.
Inselhauptstadt San Sebastian de La Gomera: Im Zeichen von Christoph Kolumbus
Auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten wird man vor allem in der Inselhauptstadt San Sebastian de La Gomera im Osten der Insel fündig. Das 9.000-Einwohner-Städtchen steht vor allem im Zeichen des Weltumseglers Christoph Kolumbus, der auf seinen Reisen nach Amerika hier immer wieder Halt gemacht hat. Im Kolumbushaus Casa Colón kann man einiges über den Entdecker und dessen Zeit auf der Insel erfahren. Im La Casa de la Aguada wartet zudem eine ständige Ausstellung über die Entdeckung Amerikas. Ebenfalls einen Besuch abstatten sollte man dem Festungsturm Torre del Conde aus dem 15. Jahrhundert, der nach wie vor sehr gut erhalten ist. Auch die beeindruckende Auferstehungskirche Iglesia de la Asunción mit ihren vielen kleinen und großen sakralen Kunstwerke ist immer einen Besuch wert. Einen gemütlichen Bummel durch die vielen engen Gassen der historischen Altstadt und einen Kaffee in einem der zahlreichen gemütlichen Cafés sollte man sich ebenfalls nicht entgehen lassen.
Naturmonument Los Organos und Nebelwald Garajonay
Wer im Norden von La Gomera unterwegs ist, sollte unbedingt einen Abstecher zum riesigen Naturmonument Los Organos an der Nordküste machen. Das 175 Meter breite und 80 Meter hohe Felsformation gilt als die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit und ist gleichzeitig auch das Wahrzeichen der Insel. Auch der etwa 2.000 Jahre alte Nebelwald Garajonay im Inneren der Insel zieht jährlich tausende von Touristen und Einheimische an. Als einer der ältesten Nebel-Lorbeerwälder der Welt gehört er zu den beliebtesten Attraktionen der gesamten Insel.
Aufgrund des ständigen Nebelregens hat sich auf dem 4.000 Hektar großen Gebiet eine artenreiche Flora und Fauna mit 1000 unterschiedlichen Tier- und knapp 500 Pflanzenarten entwickelt. Unter anderem sind hier bis zu zwei Meter hohe grüne Farne zu finden. Außerdem leben in dem unglaublich spannenden Nationalpark unzählige Vogelarten, Reptilien und Amphibien. Stattdessen gibt es hier nur sehr wenige Säugetiere. Neben Tier- und Pflanzenfans kommen in der Region auch Wanderer voll auf ihre Kosten. Der überwiegend von kanarischem Urwald geprägte Nationalpark, der seit 1986 zum Naturerbe der UNESCO gehört und außerdem ein riesiges europäisches Vogelschutzgebiet ist, ist für alle Besucher ein echtes Natur-Paradies. Das gesamte Gebiet ist von unzähligen Wanderwegen mit unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden geprägt und damit auch ein echtes Paradies für Wanderer.
Ursprüngliche Dörfer im Norden, weite Strände im Süden
Überhaupt ist die Nordseite der Insel bei Wanderern und Klettern ebenso beliebt wie bei kleinen und großen Naturfreunden. Wer beschauliche Urlaubsorte abseits der großen Touristenströme sucht, ist hier ebenfalls genau richtig. In Agulo, der kleinsten Gemeinde der Insel, kann man ebenso wie im kleinen Dörfchen Playa de Alojera das ursprüngliche La Gomera mit seinen vielen engen Gassen und kleinen Häusern kennenlernen. Ein beliebter Startpunkt für Wanderungen ist ebenfalls die Ortschaft Vallehermoso. In der Nähe befindet sich mit dem Castillo del Mar, eine aufwendig restaurierte ehemalige Verladestation für Bananen, ein echter Blickfang, der sich auch auf vielen Urlaubsfotos wiederfindet.
Nicht weit entfernt befindet sich die Siedlung Hermigua, die vor allem als das größte Bananenanbaugebiet der Insel bekannt ist. Und wer schon einmal hier unterwegs ist, sollte sich auch den Wasserfall El Chorro nicht entgehen lassen. Erholungssuchende und Badeurlauber sind im Süden von La Gomera in Playa de Santiago genau richtig. Die Region rund um den südlichsten Ort der Insel, der auch über einen kleinen Hafen verfügt, zeichnet sich vor allem durch seine sonnensichere Lage und seine zahlreiche Strände aus. An der langen und beeindruckenden Uferpromenade befinden sich zahlreiche Bars, Restaurants und Clubs. Hier geht es in den Sommermonaten vor allem in den Abend- und Nachtstunden richtig hoch her – ebenso wie im Bungalowdorf Jardin Tecina, das sich im Osten von Playa de Santiago befindet.
Ebenfalls sehr beliebt bei Touristen und Einheimischen ist das Tal Valle Gran Rey im äußersten Westen von La Gomera. Durch das äußerst milde Klima ist hier in den vergangenen Jahrzehnten neben den vielen wunderschönen Sandstränden auch das beliebteste Touristenzentrum der Insel mit zahlreichen Wassersportangeboten und einem regen Nachtleben entstanden – unter anderem in den kleinen Orten La Puntilla und La Playa