von Rosa Koppelmann (www.consciouslifestyleofmine.com)
Ein Ort, an dem keine Autos fahren dürfen, Pferdekutschen das Tempo bestimmen und der nächste Strand nie mehr als 500 Meter entfernt ist – das ist die Nordsee-Insel Juist! Die Insel liegt im niedersächsischen Wattenmeer und ist mit einer Länge von 17 Kilometern, die längste der ostfriesischen Inseln. An der breitesten Stelle misst die Insel 900 Meter, an der schmalsten gerade mal 500 Meter.
Auf Juist gibt es zwei Ortschaften: den Hauptort, der in Westdorf und Ostdorf unterteilt ist und das kleinere Loog. Der Hafen und die meisten Hotels liegen im Hauptort. Hier findet man auch Supermärkte und andere Einkaufsmöglichkeiten. Loog bietet dagegen mehr Ruhe und noch individuelleren Urlaub.
Der Alltag auf Juist wird von den Gezeiten bestimmt: denn nur bei Flut können Personen- und Transportschiffe fahren. Dadurch läuft auf der Insel vieles etwas langsamer als auf dem Festland. Genau das macht den Charme von Juist aus, denn nirgendwo kann man so gut entschleunigen wie hier!
Juist mit dem Rad und zu Fuß entdecken
Juist ist mit 17 Kilometern Länge eine recht überschaubare Insel – und dennoch kann man hier einiges erleben! Die Insel lässt sich mit dem Fahrrad sehr gut entdecken und da es auf der Insel keine Autos gibt, kann man hier frei und entspannt fahren. Aber auch wer sich kein Fahrrad mieten möchte, kann hier viel sehen und erleben!
Jeder, der Juist besucht, geht früher oder später an den breiten, weißen Sandstrand, der sich über die gesamte Länge der Insel zieht. Hier kann man einen Strandkorb mieten und dem Trubel der Besucher zuschauen, einen langen Spaziergang machen, oder es sich an einem der weniger besuchten Strandabschnitte gemütlich zu machen.
Vom Strand aus geht es direkt in die Dünen, wo man auf Holzpfaden wunderschöne Wanderungen unternehmen kann. Eine beliebte Strecke ist der Otto-Leege-Pfad. Der Biologe Otto Leege ließ in den 1920er Jahren über 50.000 windresistente Bäume auf der Insel pflanzen und in seinem Gedenken wurde ein Natur- und Kunstlehrpfad angelegt, der Besuchern die Natur auf sehr anschauliche Weise nahe bringt. Die Tier- und Pflanzenwelt auf Juist ist unglaublich vielfältig: ja, tatsächlich findet man auf den Ostfriesischen Inseln rund ein Viertel der deutschen Flora und ein Fünftel der deutschen Fauna! Bei einem Anteil von 0,03 Prozent, gemessen an der Gesamtfläche Deutschlands ist das ganz schön beeindruckend!
Die schönsten Ausflugsziele auf Juist
Sowohl auf der Insel, als auch auf dem Meer finden sich einige faszinierende Ausflugsziele. Gleich bei der Ankunft auf der Insel sieht man den Leuchtturm Memmertfeuer. In den Sommermonaten kann man auf eine kleine Aussichtsplattform auf dem Leuchtturm steigen. Von hier ist man direkt auf der Hauptstraße, wo es Geschäfte, Cafés und Restaurants gibt. Auch das Juister Rathaus mit Touristen-Information findet man hier.
Wer das erste Mal im Wattenmeer ist, der sollte eine Wattwanderung auf Juist nicht verpassen. Das Erlebnis ist so einmalig wie das Wattenmeer selbst! Ein Muss ist außerdem die Bill, die am Westende der Insel liegt; dort wo Nordsee und Wattenmeer aufeinandertreffen. Die Domäne Bill, die kurz vor den großen Sandbänken liegt, serviert den weltbekannten Rosinenstuten und leckere Kaffee-Spezialitäten, die man entweder im Café oder auf dem grünen Deich mit Blick auf das Watt genießen kann. Zur Domäne kommt man am besten mit dem Rad oder mit der Pferdekutsche. Die Tickets für die etwa einstündige Kutschfahrt kann man ganz einfach im Reisebüro auf der Hauptstraße erwerben.
Eine Radtour zum Hammersee ist ebenfalls ein schöner Ausflug mit dem Rad oder zu Fuß; der größte Süßwassersee der Ostfriesischen Inseln entstand 1932, als der Dünendeich gebaut wurde. Auch hier gibt es einen befestigten Wanderweg, auf dem man den See umrunden kann, ohne Flora und Fauna aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Wer gern auf dem Wasser unterwegs ist, der sollte unbedingt eine Schiffsfahrt zu den Seehundbänken buchen. Mit einer kleinen Fähre geht es vom Hafen aus los über das Meer. Nach etwa einer Stunde erreicht man die Seehundbänke und kann vom Schiff aus zuzusehen, wie die faszinierenden, starken Tiere ins Wasser robben, aus dem Meer auftauchen und sich am Strand gemütlich hin und her wälzen.
Urlaub mit Kindern auf der Insel
Die Nordseeinsel Juist ist der ideal Urlaubsort für Familien, denn es gibt kaum einen Ort, der sicherer ist: hier fahren keine Autos und die Kinder können sich frei bewegen. Der breite Sandstrand ist die vermutlich schönste Sandkiste der Welt und es gibt sowohl direkt auf dem Strand, als auch am Hafen jeweils große gut ausgestattete Spielplätze. Es gibt auf Juist auch ein Meerwasserwellenbad für regnerische Tage und eine informative Ausstellung über das Wattenmeer im Nationalpark Haus im alten Bahnhof. Im Sommer finden Theateraufführungen, Strandfeste oder Fußballturniere statt, die speziell für Kinder zwischen 4 und 15 Jahren konzipiert sind. Außerdem veranstaltet die Insel von Ende Juni bis Anfang September die Kinderuniversität „Nachhaltig Leben“. Hier werden Themen wie Klimawandel, Klimaschutz und Nachhaltigkeit spielerisch behandelt. Die Veranstaltungen sind so konzipiert, dass die Kinder eigenständig teilnehmen können.
Nachhaltigkeit auf Juist
Durch die Lage inmitten der Nordsee ist Juist direkt vom Klimawandel betroffen: der Anstieg des Meeresspiegels, starke Stumfluten sowie Dünenabbrüche im Westen stellen eine konkrete Gefahr für die Insel dar. Auf Grund der direkten Bedrohung hat die Insel es sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu sein.
Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Insel verschiedene Maßnahmen ergriffen. Zunächst hat Juist 2016 an dem weltweit ersten Forum für nachhaltige Entwicklung von europäischen Inseln teilgenommen: dem Smart Island Forum. Das Smart Islands Forum bündelt die Kompetenz der Inseln, die sich ähnlichen Herausforderungen gegenübergestellt sehen. Inselregionen können außerdem vermehrt als Testballons für technologische, wirtschaftliche, soziale und politische Innovationen genutzt werden.
Juist diskutiert aber nicht nur, sondern setzt auch um! Die Insel ist autofrei: selbst Waren, Güter und ganze Umzüge werden mit Pferdekutschen transportiert. Einzig für die Verteilung von Paketen nutzt die Post ein Elektrofahrzeug. Die Polizei fährt mit dem Rad, genau wie die meisten Bewohner und Gäste. Nur Ärzte, Feuerwehr und DRK dürfen Kraftfahrzeuge nutzen.
Die Wasserversorgung der Insel ist autonom: unter der Insel liegt eine Süßwasserlinse, die abwechselnd durch mehrere Brunnen angezapft wird. Die Süßwasserlinse steigt, wenn es regnet. Somit ist die Insel direkt von Regenwasser abhängig. Das Wasser gelangt in das Wasserwerk und wird dort aufbereitet. Es unterliegt strengsten rechtlichen Bestimmungen, die kontinuierlich überprüft werden; so kann das Wasser als Trinkwasser genutzt werden. Gäste werden gebeten, das Leitungswasser in Flaschen abzufüllen. Dadurch muss weniger Wasser in Flaschen vom Festland transportiert werden und Ressourcen können eingespart werden.
So kann man auf Juist nicht nur einfach einen wunderschönen, entspannten Urlaub erleben, sondern kann sich auch sicher sein, dass man seinen Co2 Fußabdruck nicht überstrapaziert!
Impressionen der Nordseeinsel Juist