Was Deutschland von vielen anderen westeuropäischen Ländern unterscheidet, ist die große Vielfalt an Burgen, Schlössern, Herrnhäusern und Gutshöfen. Weder gab es in Deutschland jemals eine wirklich anti-monarchische Bewegung, die diese Kulturschätze zerstört hätte, noch waren sie ein Ziel der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Entsprechend finden sich noch heute wunderschöne Schlösser und Burgen über das gesamte Land verteilt. Die einstigen Herrschaftssitze der adeligen Häuser sind heute zumeist der Öffentlichkeit als Museum zugänglich. In manch einem hausen aber bis heute die einstigen Adelsfamilien.
Die beliebtesten Schlösser und Burgen Deutschlands
Es finden sich heute fast nur noch Schlösser aus dem späten Mittelalter. Das hat damit zu tun, dass viele der einstigen Festungen im Spätmittelalter ihren Zweck als Verteidigungsbastionen verloren haben. Stattdessen haben die Adelsfamilien mehr auf Komfort und Repräsentation gesetzt. Das bedeutet aber auch, dass viele von ihnen bis heute gut erhalten sind und einen interessanten Einblick in das Leben eines komplett anderen Abschnitts der deutschen Geschichte erlauben.
1. Schloss Neuschwanstein
Kaum ein anderes Gebäude der Bundesrepublik ist so bekannt wie das Märchenschloss Neuschwanstein. Bis zu 10.000 Besucher zieht es am Tag hierher und es gilt als eines der beliebtesten Fotomotive Europas. Einst war es das Lebensprojekt des bayrischen Königs Ludwig II. Unter seiner Aufsicht begann der Bau eines Märchenschlosses, das dem Ideal seiner Vorstellung eines mittelalterlichen Schlosses entsprang. Tatsächlich ist das Gebäude mit Baubeginn 1869 noch vergleichsweise jung. Vollendet hat es König Ludwig II übrigens nie: Er hat die Fertigstellung nicht erlebt, obwohl es als sein Ruhesitz gedacht war. Heute lässt sich das Schloss zum großen Teil besichtigen. Wer hier einen Platz bei den täglichen Führungen bekommen möchte, sollte das Ticket aber unbedingt schon vorher im Internet bestellen. Ansonsten könnten die Kontingente bereits erschöpft sein.
2. Burg Hohenzollern
Eine andere Märchenburg ist das Schloss Hohenzollern, das auf dem gleichnamigen Berg in Baden-Würtemberg thront. Das Hauptschloss der Hohenzollern, die einst die preußischen Könige und Kaiser stellten, hatte bereits im 10. Jahrhundert seinen Grundstein. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es stetig erweitert und fand seinen finalen Schliff mit den spitzen Dächern und den reichlich verzierten Innenbereich im 19. Jahrhundert. Das Schloss ist heute in großen Teilen zu besichtigen und beherbergt unter anderem ein Museum mit der bewegten Geschichte der Familie. Manche der Hohenzollern leben aber bis heute in den abgetrennten Bereichen. Besonders im Winter ist ein Besuch zu empfehlen, da auch die umliegende Landschaft sich wie im Märchenland verwandelt.
3. Burg Eltz
Seit über 800 Jahren ist die Burg Eltz im Besitz der Familie, die einst die Grafen der Region stellte. In der Nähe von Koblenz gelegen, hat die Burg eine lange und ereignisreiche Geschichte hinter sich. Sie ist zudem eine der einzigen Befestigungsanlagen des Landes, die niemals erobert werden konnten. Die Burg kann in den Sommermonaten zwischen April und November besichtigt werden und beinhaltet in dem Museum einen großen Teil der Einrichtung aus historischen Zeiten. Neben einer Waffensammlung finden sich in der Schatzkammer auch viele Kostbarkeiten aus den beinahe 900 Jahren Geschichte, die die Burg bereits hinter sich hat. Besonders beliebt sind auch die umliegenden Wälder und Täler, da sich die Burg umgeben von beinahe unberührter Natur befindet.
4. Schloss Schwerin
Eines der vielleicht schönsten Schlösser Deutschlands ist das Schloss Schwerin in der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern. Das einsteige Herrscherschloss der ansässigen Adeligen ist heute der Landtag des Bundeslandes. Umgeben von wundervollen Gärten und einer künstlichen Wasserlandschaft wird oftmals ignoriert, was für ein wunderschönes Bauwerk es eigentlich ist. Zudem hat es eine lange Geschichte, die teilweise innerhalb der Mauern des einstigen Herrschaftsgebäudes präsentiert wird. Zwar gibt es aufgrund der Anwesenheit des Landtags einige Bestimmungen, Teile des Schlosses sind aber darüber hinaus für die Öffentlichkeit zugänglich. Hier findet sich nicht nur ein Museum über die Geschichte der Umgebung, sondern auch eine Gastronomie und eine allgemein gute Anbindung aufgrund seines heutigen Zweckes.
5. Schloss Heidelberg
Das letzte Schloss in dieser Liste kann heute nicht mehr mit dem Prunk und Glanz der anderen Bauten mithalten. Bevor das Heidelberger Schloss jedoch im 17. Jahrhundert teilweise durch Soldaten zerstört wurde, dürfte es eines der imposantesten Gebäude in ganz Europa gewesen sein. Danach wurde es eine ganze Weile dem Verfall überlassen, bis ab dem 19. Jahrhundert versucht wurde, die Ruine nicht noch weiter zu zerstören. Heute ist das Schloss zwar nur noch eine Ruine, lässt aber immer noch erahnen, wie die Festung einst ausgesehen haben muss. Die Führungen erzählen viel über die Geschichte der Stadt und der Festung selbst und über die vielen Mythen und Sagen, die mit dem Bauwerk verbunden sind. Gerade in Verbindung mit einem Besuch in der Heidelberger Altstadt, die genau unter dem Schloss liegt, ist es eines der beliebtesten Ziele für Touristen in ganz Deutschland.
Natürlich gibt es noch eine Vielzahl von anderen mittelalterlichen und herrschaftlichen Häusern in Deutschland. Vom Norden bis zum Süden, vom Westen bis in den Osten gibt es wunderbare architektonische Highlights und viele Gebäude, die eng mit der verworrenen Geschichte Deutschlands verbunden sind. Ein Besuch lohnt sich bei fast allen von ihnen.