Was 1803 mit einem Badekarren begann, fand über fast 200 Jahre seine Fortsetzung. Boltenhagen entwickelte sich zu einem der beliebtesten Badeorte Mecklenburg-Vorpommerns. Auch wenn die Zeit eine Vielzahl an See- und Heilbädern an der Ostseeküste hervorbrachte, ihrem Namen als „Perle am Meer“ macht Boltenhagen alle Ehre. Aus dem bereits vor fast 100 Jahren anerkannten Seebad Boltenhagen wurde das heutige Seeheilbad.
Wellness und Erholung garantiert
Unweit von Wismar und Lübeck liegt als Teil der größten deutschen Ostseebucht, die Mecklenburger Bucht, begrenzt durch eine imaginäre Linie von der Ostspitze der schleswig-holsteinischen Insel Fehmarn und der Nordspitze der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, dem Darßer Ort.
Wie Perlen einer Kette reihen sich vom Westen bis zum Osten die Ferienorte an der Küste der Ostsee. Sie haben sich im Laufe der Jahre als beliebte Touristenorte und Seeheilbäder einen Namen gemacht. Aus kleinen Fischerdörfern oder Seebädern des vergangenen Jahrhunderts haben sich die Orte zu einem der begehrtesten Ziele für den Familienurlaub im Sommer entwickelt.
Im Herbst bevorzugen die Kraniche auf ihrem Zug in den Süden die mit Seen durchzogene Landschaft und die Boddengewässer als Rastplatz – im Frühjahr kann man sie auf ihrer Rücktour pünktlich erwarten.
Keiner geht leer aus
Boltenhagen mit seinem Strand und dem Küstenwald ist der ideale Urlaubsort für Familien mit Kind und Kegel oder ohne. An 24 bewachten Badestränden finden Urlauber mit und ohne Badebegleitung an ausgewiesenen Strandabschnitten und auch Hunde das, was sie suchen: Relaxen in der Sonne im weißen Sand und Baden im glasklaren Wasser – ein Paradies auf Zeit. Im Strandkorb oder in einer Sandburg, mit einer leichten Brise auf der Haut und dem würzigen Duft aus Salz, Wald und Sommerhitze in der Nase vergisst man die Zeit, ob man will oder nicht.
Ein reichhaltiges Angebot an Musik und Theater für große und kleine Leute sorgt für Unterhaltung, Zumba Fitness oder Hatha Yoga für den körperlichen Ausgleich.
Auch für das leibliche Wohl ist regional typisch gesorgt: Die kleine örtliche Fischerflotte bringt den Fisch für die Mahlzeiten frisch aus dem Wasser. Wer mag, kann die Kutter beim Einlaufen in Empfang nehmen.
Ein kurzer Rückblick
Im Westen endet der 5 Kilometer lange Sandstrand in eine Steilküste mit einer Höhe bis 35 Meter. Sie entstand durch geschobenes Gestein aus Lehm, Kreide und Geröll während der letzten Eiszeit. Vor einigen Jahrzehnten endete hier für die Urlauber und Einwohner Boltenhagens die Ostseeküste. Sehnsuchtsvoll schauten sie am Ufer der Ostsee in Richtung Westen, deren Küste unerreichbar bleiben sollte. Wer es damals wagte, die innerdeutsche Grenze über das Wasser zu überwinden, bezahlte das meist mit dem Leben.
Das traurige Kapitel als Grenzgebiet mit seiner strengen Überwachung im geteilten Deutschland ist vorbei. Wer jetzt den weißen Sand am Strand genießt, ahnt nicht, dass er damals von 20 Uhr bis morgens 6 Uhr für Besucher gesperrt wurde, jegliche Benutzung von Booten oder Surfen untersagt war und nachts Scheinwerfer den Strand und das Meer nach Flüchtenden absuchten.
Wer heute einen Moment seines Urlaubs innehalten will, könnte das am Gedenkstein an der Boltenhagener Seebrücke tun. Er erinnert, dass in der Zeit von 1961 bis 1989 5000 Menschen die DDR über die Ostsee verlassen wollten und es nur 600 von ihnen gelang.
Unbeschwertes Urlaubsfeeling
Weißer Sand, klares Wasser und wenn man Glück hat, auch Sonne satt. Ungefähr 30.000 Urlauber wissen das Angebot der Ostsee mit seiner frischen Brise, dem leicht salzigen Wasser und dem feinen Sand zu schätzen. Besonders für Kinder und Nichtschwimmer ist das ufernahe Wasser weitläufig flach und lädt zum sorgenfreien Spielen ein.
In dem für Urlauber eingerichteten Ort muss niemand auf etwas verzichten. Auch wenn das Wetter einmal nicht zum Baden oder Strandburgbauen einlädt – Kurzweil ist immer angesagt. Restaurants, Cafés und die historischen, inzwischen restaurierten Gebäude der Bäderarchitektur laden zum Flanieren und Verweilen ein. In Boltenhagen bewegt man sich zwischen Natur und städtischem Flair. Aus ehemaligen FDGB-Ferienhäusern und Kinderferienlagern sind neue, moderne Appartements entstanden, die sich gut mit neuen Urlaubsanlagen und Hotels vertragen.
Beim Lustwandeln auf der Promenade oder im Kurpark, dem Besuch eines Konzerts in der Konzertmuschel oder einem gesunden Schluck in der Trinkkurhalle, vergeht die Zeit viel zu schnell. Auf den Untergang der Sonne kann man gut mit einem Glas Rotwein auf der 290 Meter langen Seebrücke warten, bevor man in der Wärme einer Sommernacht dem Klang der Wellen lauscht und sich auf den nächsten Tag freut.
Wer Lust hat, kann mit dem Fahrrad entlang der für die Gegend typischen Alleen alten Baumbestands und der Felder die Boltenhagener Ortsteile Redewisch, Tarnewitz und Wichmannsdorf einen Besuch abstatten. Das Naturschutzgebiet östlich vom Kernort, die Tarnewitzer Huk, ist für Besucher gesperrt, aber der Yachthafen „Weisse Wieck“, nördlich und westlich umgeben von Wald, ein interessantes Ziel.
Über Wichmannsdorf oder Redewisch gelangt man nach Klütz mit einigen baulichen Sehenswürdigkeiten. Die dreischiffige Kirche St. Marien, aus in der Region typischen rotem Backstein errichtet, beeindruckt ebenso wie der mittelalterliche, bestens restaurierte Stadtkern.
Am denkmalgeschützten Bahnhof des Ortes kann man sein Fahrrad abstellen und von dort mit der Kleinspurbahn „De Lütt Kaffeebrenner“ eine Erkundungstour nach Reppenhagen oder Grevesmühlen unternehmen. Der Spaß fährt auf alle Fälle mit, wenn der Zug schnaufend, quietschend und mit Pfiff seine Bahn zieht.