Die andalusische Stadt Antequera ist weit weniger bekannt als die nahe liegende Provinzhauptstadt Malaga. Für Liebhaber kleinerer Städte, die kulturell interessiert sind und außerdem Ausflüge in die reiche Natur Südspaniens lieben, ist Antequera jedoch ein wahres Juwel und mehr als einen kleinen Abstecher wert. Mit knapp 41.500 Einwohnern ist die Stadt überschaubar und alle innerstädtischen Sehenswürdigkeiten sind bequem fußläufig erreichbar.
Zu sehen gibt es zahlreiche prunkvoll gestaltete Kirchen und Klöster, archäologische Ausgrabungsstätten, die Besucher in längst vergangene Zeiten entführen, sowie die Alcazaba von Antequera, eine massive maurische Festung. Direkt an die Stadtgrenze schließen sich mehrere Wander- und Naturschutzgebiete an, in denen es sich wunderbar inmitten einer so verwunschen wie markant wirkenden Natur entspannen lässt. Das Naturschutzgebiet El Torcal ist das bekannteste von ihnen. Zwischen all dem kommt aber auch die andalusisch entspannte Lebensart nicht zur kurz. In der Altstadt von Antequera reiht sich eine urige Tapas-Bar an die nächste.
Die Alcazaba von Antequera
Wenn es um mittelalterliche Festungen in Spanien geht, dann zählt die Alcazaba von Antequera zu den absoluten Highlights. Die Festung thront sehr erhaben über der historischen Altstadt des Ortes. Besucher erreichen sie am besten zu Fuß nach einem kurzen Spaziergang durch die verwinkelten Gassen Antequeras. Von der Alcazaba aus erstreckt sich ein wundervoller Blick über die Stadt sowie die umliegende Berglandschaft. Die Festung stammt aus dem 14. Jahrhundert und weist die typische Bauweise maurischer Festungen der Region Andalusien auf. Ihr Erscheinungsbild ist seit dem Bau nahezu vollständig erhalten geblieben. Lediglich ein Wehrturm wurde dem Ensemble im Jahre 1582 noch hinzugefügt. Diesen besichtigt man bei einem Rundgang neben einem massiven Glockenturm und den malerischen alten Gärten der arabischen Wehrburg. Rundum stehen Pinien und Olivenbäume und versprühen ihren angenehmen Duft. Besonders reizvoll ist der Blick auf die Alcazaba von Antequera nach Einbruch der Dunkelheit, wenn sie traumhaft beleuchtet wird.
Die schönsten Gotteshäuser von Antequera
Die älteste Kirche der Stadt ist die Iglesia San Francisco. Sie wurde im 15. Jahrhundert im spätgotischen Stil errichtet. Von hier aus bietet sich ein Spaziergang zu den mehr als zehn sehenswerten Kirchen und Konventen Antequeras an. Sie liegen alle im Stadtkern, der als historische Altstadt bezeichnet wird. Die nächste Station ist das Konvent San José, das direkt neben dem Rathaus liegt. Das 1632 gegründete Karmeliten-Kloster San José verfügt mit seiner angrenzenden Kirche über eine reich verzierte Barockfassade. Das Portal des Kirchenhauses wurde im kastilischen Still gestaltet. Sehr sehenswert ist auch die Innenausstattung mit kostbar gestalteten Altarbildern.
Die nahe der Alcazaba gelegene Kirche Real Colegiata de Santa María la Mayor wird als die wichtigste Kirche der andalusischen Stadt bezeichnet. Der steinerne Kirchenkorpus wirkt sehr massiv und ermöglicht auf Grund der etwas erhabenen Höhenlage einen schönen Rundblick über die Altstadt. Der Innenraum ist schlicht gestaltet, doch die Fassade der Real Colegiata de Santa María la Mayor ist mehr als sehenswert. Das benachbarte Café lädt zu einer Verschnaufpause in seinem Außenbereich ein. Von hier aus kann man die beeindruckende Fassade der Renaissancekirche bestens auf sich wirken lassen. Weiter geht es dann wieder Richtung Stadtkern zur Iglesia de San Sebastián. Neben dem schon aus der Ferne sichtbaren Glockenturm der Kirche beeindruckt vor allem das filigran gearbeitete Chorgestühl im Innenraum.
Zurück in die Jungsteinzeit: Die Dolmen von Antequera
Nur wenige Meter vom Stadtrand entfernt locken die aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit stammenden Dolmen von Antequera. Seit 2016 sind die steinernen Naturdenkmäler, die früher als Grabstätten dienten, UNESCO-Weltkulturerbe. Bei den Dolmen handelt es sich um die bedeutendste historische Sehenswürdigkeit der Stadt. Die drei Dolmen bestehen aus massiven Natursteinblöcken, die vor mehr als 6.000 Jahren von Menschenhand zu den Grabstätten Dolmen de Menga, Dolmen de Viera und Tholes de El Romeral zusammengefügt wurden. In jeder dieser Dolmen wurden zahlreiche Verstorbene bestattet. Wenn man bedenkt, dass einzelne der zu den Dolmen gehörenden Steinquader ein Gewicht von bis zu 180 Tonnen haben, wird ersichtlich welch hoch einzuschätzende Leistung die Erbauer der steinzeitlichen Grabstätten mit ihrer reinen Muskelkraft vollbracht haben, als sie die Quader positionierten. Die Grabstätten verfügen über das Antlitz begehbarer Höhlen, die jeweils mit mehreren Grabkammern ausgestattet sind. Alle Dolmen sind in einem guten Zustand und können sicher begangen werden.
Ein Ausflug in das Naturschutzgebiet El Torcal
Das Naturschutzgebiet El Torcal ist nicht nur in Andalusien, sondern in ganz Spanien als beliebtes Wandergebiet bekannt. Die Beliebtheit des Landschaftsparks hängt vor allem mit den dort zu sehenden pittoresken Karstformationen zusammen. Karstsäulen erheben sich wie Tropfsteine aus dem Grün der Landschaft. Daneben gibt es massive Felsplatten zu sehen und zu besteigen. Die steinerne Oberfläche der Felsen ist an einigen Stellen weitgehend geglättet. Andere Felsen weisen eine raue und zerklüftete Oberfläche auf, die von Felsspalten und Höhlen durchzogen ist. Die Anfahrt aus Antequera erweist sich sowohl mit dem Auto als auch mit dem Bus oder Taxi als schnell und einfach. El Torcal ist nur rund 15 Kilometer von der Stadt entfernt.
Im Naturschutzgebiet El Torcal gibt es drei bestens ausgewiesene Wanderwege unterschiedlicher Länge. Diese sind jeweils für Alltagswanderer und auch für Familien geeignet. Die Route des Ammoniter ist ein wenig herausfordernder und auf Grund dessen lediglich im Rahmen einer geführten Wandertour begehbar. Entschädigt werden Besucher, die gut zu Fuß sind und auch ein kleines Kletterabenteuer nicht scheuen, mit ganz besonderen Naturhighlights. Unterwegs begegnen Wanderern auf allen Routen zahlreiche heimische Reptilien, die sich zwischen den Felsformationen des El Torcal überaus wohl fühlen. Daneben können, mit ein wenig Glück, Geier, Uhus, Füchse und Steinböcke begutachtet werden.
Beeindruckend wirken auch die Pflanzen des Naturschutzgebietes. Es gibt uralte Steineichen und portugiesische Eichen, Maulbeer- und Olivenbäume, unterschiedlichste Orchideenarten und Pfingstrosen. Im Frühjahr, wenn die vielen in El Torcal heimischen Blumen blühen, ist ein Besuch besonders reizvoll. Wer nach seiner Wanderung Andalusien in seiner ursprünglichsten Form erleben möchte, macht noch einen Abstecher in das 3.000-Seelen-Dorf Villanueva de la Concepción. Es befindet sich mitten im Naturschutzgebiet El Torcal. Die schachtelartigen Häuser des Ortes sind allesamt blütenweiß. Einen Besuch wert ist außerdem die aus dem 19. Jahrhundert stammende Stadtpfarrkirche Nuestra Señora de la Inmaculada Concepción. Im Innenraum der Kirche befinden sich einige sehr hochwertige Holzschnitzereien