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Die Gründerin Jennifer Wolf mit Seifenmühle und Rohmaterial

Wie ein Seifenstartup die Meere von Plastikmüll befreit

Das Hamburger Startup meerkorn (www.meerkorn.de) startete am 16. Januar 2020 seine Crowdfundingkampagne auf www.kickstarter.com um eine Reise-Seifenmühle zu launchen, die aus alten Fischernetzen hergestellt wird zum Schutz der Meere und ihrer Bewohner. Die Gründerin Jennifer Wolf hat uns freundlicherweise einige Fragen zu Ihrem Startup beantwortet und ist dabei auch auf Ihre Reisevorlieben eingegangen. Doch vorab ein paar Infos zu Ihrem Produkt:

Dem Prinzip eines handelsüblichen Salz- oder Pfefferstreuers ähnelnd, lassen sich in einer kleinen Handmühle, dem sogenannten “Soap Grinder”, feine Seifenflocken mahlen, die aufschäumen, sobald sie mit Wasser in Kontakt gebracht werden.

Dabei liegt das Hauptaugenmerk zunächst einmal ganz besonders auf alten und aussortierten Fischernetzen. Wolf erklärt warum, “Viele ausgediente Netze werden heute einfach ins Meer geworfen um sie an Land nicht mehr entsorgen zu müssen. Das liegt daran, dass diese Netze für Fischer einfach wertloser Ballast sind. Einmal im Meer gelandet verenden über die nächsten Jahrhunderte dann Millionen von Meerestieren in diesen Fischernetzen. Wir wollen das ändern und den Netzen einen Wert geben, indem wir sie mit Hilfe von Partnern von den Fischereibetrieben abkaufen und so die Fischfangindustrie dazu bewegen die Netze aufzubewahren und wieder zurück an Land zu bringen. Ein ausrangiertes Netz welches gar nicht erst im Meer landet muss auch nicht wieder mühsam gesucht und geborgen werden.” Einmal geborgen werden die Fischernetze gereinigt, zu Kunststoffgranulat verarbeitet und können wieder verwendet werden um sie in eine neue Form zu bringen, beispielsweise in die Form einer Seifenmühle.

https://www.youtube.com/watch?v=sfrWgn3Pjr0

Wolf hofft nun darauf, mit der Crowdfunding-Kampagne, mit der das Meerkorn-Team am 16. Januar auf der Internetplattform www.kickstarter.com online geht, ihrem Unternehmen den entscheidenden und sprichwörtlichen Kickstart zu geben, um die teure Spritzgussform für den Soap Grinder finanzieren zu können. Die Gründerin setzt stark auf den Erfolg der Kampagne: “Wir haben große Pläne, können aber erst in die Serienproduktion für das Produkt gehen, wenn unsere Kampagne erfolgreich ist.

Meerkorn Travel Soap
Bild: Meerkorn Travel Soap

“Mit einer Naturseife, also einem harten Seifenblock, zu reisen spart nicht nur viel Gewicht im Gepäck, sondern ist auch die einzige Möglichkeit Shampoo und Duschgel mit ein Äquivalent von einem Liter Flüssigseife im Handgepäck mit sich zu führen. Das bedeutet, für jeden Reisenden, der immer nur mit Handgepäck unterwegs ist, stellt sich nie wieder die Frage wie er seinen nächsten Trip mit 100ml Duschgel und Shampoo überstehen soll, ohne überall neue Fläschchen zu kaufen die dann auch noch jedes mal konsequent neuen Plastikmüll zurücklassen.

Die Meerkorn Seifen können für den Körper und sogar für die Haare verwendet werden. Damit gehört das Unternehmen zu den Innovatoren der Szene. Ein Seifenblock entspricht ziemlich genau einem Liter Flüssigseife. Wolf verspricht: “Damit kann man locker ein bis zwei Monate unterwegs sein. Sollte eine Seife dann mal aufgebraucht sein, kann diese einfach durch eine neue Seife ersetzt werden. Da immer dieselbe Mühle verwendet wird entsteht nicht jedes mal neuer Plastikmüll. Das spart pro Jahr bestimmt 20-30 Duschgel- und Shampooflaschen pro Kopf! Außerdem haben wir penibel darauf geachtet, ein perfektes Naturprodukt zu kreieren – eine Seife die zu 100% aus biologisch abbaubaren, natürlichen Inhaltsstoffen besteht und somit bedenkenlos überall in der Natur verwendet werden kann ohne die Pflanzen- und Tierwelt in einem, Fluss, See oder Wasserfall zu gefährden.”

Die Gründerin, Jennifer Wolf, ist selbst begeisterte Backpackerin und hat bereits die meisten Kontinente unserer Erde bereist. Mit nun 29 Jahren lebt sie derzeit in Hamburg und freut sich die Zukunft ein Stück nachhaltiger zu gestalten und die Meere von Plastik und somit auch uns vor Microplastic in der Nahrung zu bewahren. Sie hat sich zum Start der Crowdfunding-Kampagne unseren Fragen zur Verfügung gestellt:

Interview mit Jennifer Wolf

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass man aus alten Fischernetzen eine Handmühle für Seife produzieren kann?
Die Idee kam, wie so oft, aus mehreren Richtungen. Zum einen bei Gesprächen mit einem lokalen Partner, welcher bereits Erfahrungen mit der Verarbeitung dieses besonderen Rohstoffs hat. Zum anderen habe ich selbst eine Zeit lang bei Bracenet, auch ein junges Unternehmen aus Hamburg, welches mittels aus dem Meer geborgenen Fischernetzen Schmuck und Accessoires herstellt, gearbeitet. Der Grundgedanke bestand aber vor allem darin, kein Produkt zu erschaffen, welches selbst Teil eines Problems ist oder werden könnte. Ich habe für mich selbst festgestellt, wie wichtig es ist, selbst hinter dem Produkt zu stehen und davon überzeugt zu sein etwas positives zu bewirken. Nicht nur für die tägliche Motivation, sondern auch für die innere Zufriendenheit.

Was sind neben dem ökologischen Aspekt die praktischen Vorteile für den Reisenden im Vergleich mit herkömmlicher Seife?
Unsere Seifenmühle soll die Vorteile von Flüssigseife und Hartseife vereinen. Die ursprüngliche Idee kam mir, als mir mal wieder mein Shampoo wärend einer Reise im Rucksack ausgelaufen ist. Für meine nächste Reise besorge ich mir also Hartseife, zu einer Zeit als viele für den täglichen Gebrauch Zuhause auf Hartseife umstiegen. Für die Meisten steht hier der gesundheitliche Aspekt von Hartseife die entscheidende Rolle. Vor allem naturbelassene Seife ohne Mikroplastik und anderen Zusatzstoffen ist besser für die Haut und die Natur. Für mich war aber vor allem das geringere Gewicht im Gepäck eine positive Überraschung. Nach einer Weile wird ein solches Seifenstück aber unabhängig von Behältnis sehr matschig, unhygienisch und einfach unschön zu benutzen. Der Vorteil bei unserer Seifenmühle besteht darin, dass die Seifenflocken sich aufgrund der großen Oberfläche schnell auflösen und der Seifenblock selbst hygienisch bleibt. Und natürlich hat man mit einer meerkorn-Seifenmühle auch keine Handgepäckbeschränkungen mehr.

Gibt es Ihre Seife in verschiedenen Geruchsrichtungen?
Ja, wir haben für unsere Mühle drei unterschiedliche Seifen entworfen. Von energetisierend und erfrischend bis sensitiv und beruhigend. Dabei sind alle Seifen voll ökologisch abbaubar und frei von Palmöl, Microplastik und voll gepackt mit natürlichen Inhaltstoffen. Ich selbst habe eine sehr empfindliche Haut und leide mitunter unter Neurodermitis, weshalb ich besonders hohen Wert auf die Hautverträglichkeit lege. Die genauen Inhaltsstoffe können auch auf unserer Internetseite eingesehen werden.

Sie sind selbst gerne als Backpacker unterwegs. Welches ist Ihr bisheriges Lieblingsziel und wohin soll die nächste Reise gehen?
Bei meinen Reisen bin ich stehts auf der Suche nach „echten“ Momenten, wie ich sie nenne. Einprägsame, magische Momente kann man an so vielen Orten erleben. Hinsichtlich der Natur und deren Gewalten steht für mich Island ganz weit oben auf meiner Liste, in Vietnam war ich hingegen von der Offenheit der Menschen am meisten überrascht. Da ich dort einige Zeit gelebt habe möchte ich bald wieder in die Volksrepublik China reisen und sehen, wie sich mein früheres Zuhause entwickelt hat.