Schatten und Licht, grüne Moose, kräftige Baumstämme. Das Rascheln des Laubes vom vergangenen Jahr bei jedem Schritt. Der dumpfe Klang des Waldbodens, der nachgibt und jeden Tritt sanft abfedert. Der frische Duft von Baumharz, das in Fichten ganz besonders reichlich vorhanden ist – stammt doch schon der Name Fichte vom indogermanischen „pik“, was Pech oder Harz bedeutet.
Das Plätschern eines kleinen Baches, das lauter wird, je näher man dem Gewässer kommt. Das Toben des Wasserfalls, das sich nach einer Biegung im Weg plötzlich wie ein Schwall über einen ergießt. Die Gischt, die sich sanft prickelnd auf die Haut legt. Das Bad in all den Klängen, Gerüchen und Sinneswahrnehmungen – das, und noch mehr, ist Waldbaden.
Grünes Wellness für Naturliebhaber
Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach Ruhe und Regeneration. Fündig werden sie in Gastein, der Gesundheitsregion im Salzburgerland. Hier hat man sich der Erholung und ganzheitlichen Gesundheitsförderung verschrieben. Medizinisch begleitete Kuranwendungen im weltweit einzigartigen Heilstollen oder Wellness in den zwei Gasteiner Thermen. Yoga auf Kraftplätzen wie dem Glocknerblick am Graukogel – einer Aussichtsplattform mit Blick bis zum Großglockner – und am Gasteiner Wasserfall, dem Wahrzeichen von Bad Gastein. Oder eben dem Alltag entfliehen beim Waldbaden, ganz im Einklang mit der Natur.
Die Urkraft des Waldes nutzen
9.000 Jahre alt soll der älteste Baum der Welt sein, oder besser gesagt, sein Wurzelwerk. Old Tjikko heißt die Fichte, die im Nationalpark Fulufjället in Schweden steht. In Mitteleuropa werden die Bäume bis zu 600 Jahre alt. Dabei erneuern sich die Bäume immer wieder selbst. Neue Äste, Blätter und Wurzeln sichern das Überleben des Baumes. Und genau diese Energie saugt man beim Waldbad in sich auf. Es ist eine Art nach außen gerichtete Meditation, auf die man sich während dem Gang durch den Wald einlässt. Wahrnehmungsübungen helfen dabei, unwichtige Gedanken auszublenden und sich ganz dem Rhythmus von Licht und Schatten hinzugeben, die Natur wahrzunehmen und einfach mal durchzuatmen. Der Wald ist dabei wie ein lebendiges Gegenüber. Man spürt wie er lebt und atmet dadurch selbst tief durch.
Jedem Kraftplatz seine Wellness-Übung
In Gastein lautet das Ganze „Alpine Spa Waldbaden“ – Vitales Waldbaden in Resonanz mit der Natur. Eine kostenlose Broschüre führt durch zwei Waldbad-Gebiete. Jeder Ort hat seine eigene Übung, jeder Platz seinen eigenen Namen und seine eigene Bedeutung. In der Wiese der Mitte, einer Kräuter-Waldwiese im Waldareal Angertal, sucht man sein eigenes Zentrum. Man spürt die Kraft der Wurzeln, hört die Geräusche des Waldes – Zwitschern, Rascheln, Sprudeln. Der Horizont wird größer, die Freiheit wird spürbar, der Kopf wird klar und befreit. Oder die Los-Lass-Linie – eine Reihe von Baumstümpfen: Bei jedem Baumstumpf kurz den Körper anspannen, halten und loslassen. Ausatmen – einatmen und zum nächsten Baumstumpf. Leichtigkeit macht sich breit.
Besonders eindrucksvoll beim Waldareal Wasserfallweg: Der Wilde-Wasser-Platz direkt am Wasserfall. Hier wird die Wasserdynamik auf den eigenen Atem übertragen: Tief einatmen und durch schnelles Zusammenziehen der Bauchdecke in drei Stößen ausatmen.
Wald als Therapie gegen seelisches Husten
Aber allein schon die grüne Farbe und der Aufenthalt im Wald wirken entspannend. Studien haben gezeigt, dass auch ohne körperliche Anstrengung Entzündungsparameter im Körper zurückgehen, der Blutdruck und Ruhepuls gesenkt und die Lungenkapazität erweitert werden. In Kombination mit den Bergen ist die Wirkung auf den Menschen noch eindringlicher. Verschiedene Höhenlagen sind Lebensraum für verschiedene Wälder – von Fichtenwäldern über die Schneeheide-Föhrenwälder bis hin zu den Lärchen und Zirben hat jedes Waldstück seine ganz eigene Energie. Und schon das Einatmen der Baum- und Aromastoffe im Wald hat positive Effekte, wie Studien der Nippon Medical School/Tokio oder der Standford Universität zeigen. Befreite Bronchien, ein ausgeglichenes Immunsystem, Gedächtnisstärke, Entspannung, Verringerung von negativen Gefühlen und Ausgeglichenheit – was will man mehr von einem Erholungsurlaub in den Bergen?