Wirtschaftlich erfolgreich, geschichtsträchtig, bemerkenswerte Natur – das ist Virginia, ein Bundesstaat in den Vereinigten Staaten. Und nicht zu vergessen: Virginia wird auch ‘Mother of the presidents‘ genannt, denn nicht weniger als acht Präsidenten stammen von dort, auch George Washington, der erste Präsident der USA. Seine letzte Ruhestätte fand er auf eigenen Wunsch in Mount Vernon auf seinem Landsitz. Der ist aus mehreren Gründen einen Abstecher wert. Zum einen liegt er malerisch am Nordufer des Potomac River, zum anderen lockt der ehemalige Landsitz Washingtons mit ungewöhnlichen Sehenswürdigkeiten.
Acht Präsidenten stammen aus Virginia
Washington war nicht nur Kriegsherr und Präsident, sondern auch ein höchst engagierter Farmer. Mehr als drei Hektar groß ist der als Musterfarm gelobte Bauernhof, wo in einem 16-seitigen Getreidespeicher Stroh gedroschen wurde, mithilfe von Pferden. Wie das damals funktionierte, wird originalgetreu nachgespielt. An die dunklen Seiten jener Zeit, nämlich an die Sklaven, die für Washington auf der Farm arbeiteten, erinnert ein Denkmal in Mount Vernon.
Auf du und du mit Bären und Luchsen
Natur pur findet man im Shenandoah-Nationalpark nahe Waynesboro. Er liegt im Blue Ridge Mountain Gebirgszug, der wiederum Teil der Appalachen ist, einem gewaltigen Gebirgssystem mit einer Länge von 2400 Kilometern. Wer viel Zeit hat und gut zu Fuß ist, kann sich auf den Appalachian Trail begeben, mit 3500 Kilometer einer der längsten Fernwanderwege der Welt. Etwas weniger anstrengend ist die kürzere Strecke mit 160 Kilometern, die quer durch den Shenandoah-Nationalpark führt. Schwarzbären, Elche, Rotluchse, Waschbären oder Weißwedelhirsche sind als tierische Begleiter nicht ungewöhnlich.
Hotspot für Cineasten
Trotz der vielen Naturschönheiten findet man in Virginia nur zwei natürliche Seen, den Lake Drummond und den Mountain Lake. Der oval geformte Lake Drummond liegt mitten in einem Sumpfgebiet, dem Great Dismal Swamp. Für die Entstehung des Sees könnte möglicherweise ein Meteoriteneinschlag verantwortlich sein. Wer einen Ausflug in die naturgeschützten Sümpfe unternimmt, wird mit mehr als 200 Vogelarten belohnt, daneben Fischotter, Nerze oder Grauhörnchen, nicht zu vergessen Eidechsen, Schildkröten und Salamander. Der Mountain Lake in Pembroke fällt durch große Sandsteinfelsen auf, die den gesamten See umsäumen. Und etwas erhöht steht am Ufer ein Hotel, das Cineasten sofort erkennen: Dort wurde der Kultfilm ‘Dirty Dancing‘ gedreht.
Einsame Insel mit wilden Ponys
Absolute Einsamkeit in der Natur verspricht ein Ausflug nach Assategue Island. Die unbewohnte Düneninsel ist ein Biosphärenreservat und besteht aus langen Sandstränden und Buchten. Das Faszinierende an der kleinen Insel sind aber die wildlebenden Assateague-Ponys, die mit ihren kleinen Hufen über die Sandstrände donnern. Alten Erzählungen zufolge konnten sich die Tiere nach einem Schiffsunglück an der amerikanischen Ostküste schwimmend auf die Insel retten.
Ein Seebad der besonderen Art
Wer jetzt Lust auf ein paar Tage Badeferien bekommen hat, macht einen Abstecher nach Virginia Beach, der größten Stadt des Landes. Dieses beliebte Seebad am Atlantik muss sonnige Konkurrenten wie Kalifornien oder Florida nicht fürchten. Am ungewöhnlich langen Sandstrand von 45 Kilometern dürfte es keine Platzprobleme geben. Im und auf dem Wasser sind Surfer, Segler, Taucher und Schnorchler unterwegs. Die Promenade wird von Radlern und Wanderern bevölkert, die auf der Strecke Flora und Fauna (auch Wale und Delphine) bewundern können. Eine riesige Neptunstatue an der Strandpromenade erinnert an das jährlich Ende September stattfindende Neptun Festival, das durch die International Sandsculpting Championship international bekannt ist, wo einzigartige Skulpturen aus Sand entstehen. Gummistiefel statt Badelatschen sind bei der Besichtigung einer Austernfarm angesagt, wo man die Ernte dieser köstlichen Meerestiere hautnah miterlebt, Genussprobe inklusive.
Wo einst die Engländer an Land gingen
Geschichte und Natur liegen im First Landing State Park, im nördlichen Strandabschnitt von Virginia Beach, eng zusammen. 2 888 Hektar groß ist dieser Park mit Wanderwegen, Wäldern, Süßwasserteichen, Salzwiesen und Sümpfen. Durch dieses Naturdenkmal, mit seinen stark gefährdeten Küstenlebensräume, führen kilometerlange Wanderwege. Wer dort im Herbst in einem der Zypressensümpfe unterwegs ist, erlebt ein einmaliges Naturschauspiel. Im richtigen Licht verwandelt sich der Sumpf in ein regenbogenfarbenes Kunstwerk. Historisch bedeutsam ist der Park, weil dort 1607 die ersten englischen Siedler anlandeten. Später zogen sie flussaufwärts und errichteten die Kolonie Jamestown, gut eine Stunde von Virginia Beach entfernt. Ein Ausflug dorthin lohnt sich, denn die Geschichte der Landung wird auf typisch amerikanische Art unterhaltsam nachgespielt.
Auf Tour in Richmond
Natürlich darf auch die Hauptstadt Virginias, Richmond, auf der Reisetour nicht fehlen. Dort spielt sich kulturelles Leben auf hohem Niveau ab. Das Virginia Museum of Fine Arts verfügt über eine bedeutende Sammlung berühmter Maler, von Rubens über Delacroix bis Rousseau. Wer Lust hat, kann zu Fuß die 15 historischen Wahrzeichen der Stadt kennenlernen. Darunter die älteste Kirche St. John´s, das Kapitol von Virginia oder den Slave Trail, der die Geschichte des transatlantischen Sklavenhandels erzählt. Nicht zu vergessen das Edgar Allan Poe Museum. Gemütlicher ist der Streifzug in einem Sightseeing-Bus oder mit einem Segway. Diese elektrisch betriebenen Fahrzeuge für eine Person gibt es in Richmond an jeder Ecke.
Bauernmarkt und Biertrail
Unbeschwerte Unterhaltung findet man im Viertel Carytown im Museum District. In Restaurants, Bars, Geschäften, Trödelläden und auf dem Bauernmarkt kann man Stunden verbringen. Bierliebhaber kommen auf dem Richmond Beer Trail auf ihre Kosten, auf dem sage und schreibe 30 Brauereien liegen. Kunstfreunden bieten das Richmond Symphony, das Richmond Ballet oder die Virginia Opera einen Ohren- und Augenschmaus.