von Vivien Riener
Angaza Ecoventures ist ein kleiner Reiseanbieter mit Sitz in West-Kenia, der individualisierte Touren in Kenia und anderen Teilen Ostafrikas organisiert und durchführt. Alleinstellungsmerkmal von Angaza ist die nachhaltige und soziale Ausrichtung: Geschäftsführer und Aktivist Evarastus Obura verfolgt mit seinem Unternehmen das Ziel, Biodiversität und den Erhalt von Lebensgrundlagen in den bereisten Regionen zu fördern. So sind die unvergesslichen Erlebnisse auf einer Reise mit Angaza gleichzeitig ein Gewinn für lokale Gemeinden und Ökosysteme.
Als ich 2010 zum ersten Mal nach Kenia kam, hatte ich wenig mehr Vorstellung von Afrika, als die stereotypen Bilder, die einerseits „Der König der Löwen“ und andererseits die Plakate diverser Hilfsorganisationen mir vermittelt hatten. Als frisch gebackene Abiturientin wollte ich „die Welt sehen“ und als ein alter Schulfreund mich einlud, ihn in seinem Auslandsjahr mit einem Freiwilligendienst in Kisumu am Viktoriasee zu besuchen, witterte ich die Gelegenheit auf ein – in verdaubare Häppchen geschnittenes – Abenteuer. Wie sich herausstellte, die richtige Fährte. Und gleichzeitig viel mehr, als ich mir hätte vorstellen können. Dank Evarastus.
Wenn Evarastus Besucher wie mich mit an die Ufer des Viktoriasee nimmt, um Hammerkopfvögel und Eisvogelarten zu beobachten, dann hat er viel zu erzählen und der Enthusiasmus leuchtet aus seinen Augen. Im Teenageralter sah Evarastus den Schilfgürtel und die sumpfigen Zonen rings um den See schrumpfen. Eingespülte Sedimente aus den höher gelegenen Lagen ließen die Randzonen verlanden – eine Folge unnachhaltiger Landwirtschaft.
Ein anderes Problem stellten eingeschleppte Pflanzenarten wie die Wasserhyazinthe dar, die sich rasend schnell verbreiten und das ursprüngliche ökosystemare Netz stören und stark veränderten. Der Lebensraum vielfältiger Pflanzen- und Tierarten war im Begriff zu verschwinden. Doch als begeisterter Hobby-Ornithologe und mit einer großen Wertschätzung für die naturräumliche Fülle seiner Heimat, beschloss Evarastus aktiv zu werden. Zusammen mit fünf Mitschülern startete er kurzerhand eine Aktionsgruppe für die Pflege der empfindlichen Biotope; ein öffentlichkeitswirksames Engagement, das letztendlich in der Unterschutzstellung der Flächen als Important Bird Area (IBA) aufging. Wie sich später herausstellte war dies der Grundstein für Evarastus Karriere als Sozialunternehmer mit einer ökologischen Mission.
Auf den Erfolg seines ersten Naturschutzprojektes folgten viele weitere Jahre des Engagements in denen er verschiedene öko-soziale Projekte in Zusammenarbeit mit Organisationen wie Birdlife International, Nature Kenya, sogar der UN oder auch dem NABU Deutschland gründete und durchführte. Unter anderem war eines seiner Projekte auch Einsatzstelle für Freiwillige aus Deutschland, die hier ökologische Grundlagen gelehrt bekamen – wie mein alter Schulfreund, durch den ich zum ersten Mal nach Kenia kam.
Heute ist Evarastus Leiter von Aganza Ecoventures, einem sozial-ökologischen Tourismusunternehmen das Gästen eine einmalige und authentische Reiserfahrung bieten will, indem die individuell zusammengestellten Reiseziele Kriterien der Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit erfüllen. Evarastus
Erfahrung und Leidenschaft für Umwelt und die Stärkung lokaler Communities erfährt man hautnah, wenn man mit ihm auf Tour durch Kenya oder andere Teile Ostafrikas ist: ob radelnd durch den Hell’s Gate Nationalpark, bei einer Wanderung in die kaum besuchten Kajulu Hills, zusammen kochend im Amboseli Nationalpark oder in einmaligen Unterkünften mit wilden Nilpferden im Hintergarten: Evarastus weiß, was er tut und vor allem, warum. Sein Lebenswerk ist es, durch sein Unternehmen Natur und Menschen in seinem Heimatland zu unterstützen.
Neuestes Projekt von Evarastus ist ein Programm zur Förderung der globalen Bürgerschaft, auch Global
E-Mail: samwanadre@gmail.com
Kenya Assemblies of God, at Imani Café Building Ring Road P.O. Box 9362-40141 Kisumu Evarastus Obura E-Mail: evarastus@yahoo.com Tel & WhatsApp: + 254 723 412 576
Durch meine Reise mit Evarastus habe ich erfahren: In einem Land wie Kenia, das als Teil des Globalen Südens durch globale Handels- und Machtpolitiken strukturell benachteiligt ist, braucht es Macher wie ihn. Wenn Menschen wie ich aus dem Globalen Norden unser Kapital und unsere mächtigen Reisepässe nutzen, um „die Welt zu sehen“, ist es wichtig, wer sie uns zeigt, damit wir mit einem reicheren und komplexeren Bild nach Hause kommen können. Zumindest reicher und komplexer, als es uns Zeichentrickfilme und Werbetafeln vermitteln können.