Viele Reisende, die von Deutschland aus nach Paris, Nordfrankreich oder Belgien unterwegs sind, passieren Lüttich auf ihrem Weg, legen hier aber allenfalls einen Zwischenstopp ein. Dabei lohnt es sich durchaus, in der lebendigen Stadt im Osten Belgiens einen längeren Aufenthalt einzuplanen, beispielsweise als Städtereise über ein verlängertes Wochenende oder in Verbindung mit einem Natur- und Wanderurlaub in den Ardennen. Die mit knapp 200.000 Einwohnern zweitgrößte wallonische Stadt gilt als kulturelles Zentrum der Region Wallonien und bildet zugleich den Kern der größten Agglomeration dieses Landesteiles von Belgien. Ihr französischer Name lautet Liége, der niederländische ist Luik.
Schon zur Römerzeit ein bedeutendes kulturelles und politisches Zentrum
Die Rolle Lüttichs als kulturelles und politisches Zentrum der Region, unter anderem als Hauptstadt der Provinz Lüttich und als Sitz des gleichnamigen Bistums, lässt sich bis auf die Zeit der römischen Antike zurückführen. Begünstigt wurde die Entwicklung des Ortes durch seine strategisch bedeutsame Lage an der Mündung der Ourthe in die Maas sowie an wichtigen europäischen Handelswegen. Heute beeindruckt Lüttich mit einer großen Zahl historischer Sehenswürdigkeiten, die als steinerne Zeugen an die lange und bewegte Geschichte der Stadt erinnern. Dazu kommen mehrere Museen – darunter der Museumskomplex Grand Curtius, das Aquarium und das Verkehrsmuseum – sowie weitere kulturelle Einrichtungen, aber auch vielfältige Einkaufsmöglichkeiten und gastronomische Angebote. Eine besondere Attraktion ist der sonntägliche Markt „Marché de la Batte“, der sich über mehrere Kilometer am linken Ufer der Maas erstreckt.
Was bei keinem Besuch in Lüttich fehlen sollte
Zu den Orten, die bei einem Besuch in Lüttich unbedingt auf der Agenda stehen sollten, gehört zweifellos die Alte Zitadelle hoch über der Unterstadt, von der aus sich ein beeindruckender Ausblick bietet. Sie ist über die 373 Stufen der steil ansteigenden Treppenanlage „Montagne de Bueren“ zu erreichen, die in jüngerer Zeit durch eine bemerkenswerte Aktion auch über die Grenzen Lüttichs hinaus bekannt geworden ist. Während der Covid-19-Pandemie simulierte der belgische Abenteurer und Forscher Louis-Philippe Loncke an diesem Ort eine Besteigung des Mount Everest. Dabei erstieg er die Anlage insgesamt 135 Mal und trug dabei einen 15 Kilogramm schweren Rucksack. Weitere Sehenswürdigkeiten, die zum „Pflichtprogramm“ eines Lüttich-Aufenthalts gehören sollten, sind die gotische Kathedrale Saint-Paul mit ihrem Domschatz, der in dem der Kirche angegliederten Museum zu besichtigen ist, sowie die Kirchen Saint-Jacques, Saint-Barthélemy und Saint-Denis. Letztere ist nicht nur der älteste Kirchenbau Lüttichs aus der Zeit der Romanik, sondern war ursprünglich Teil der Stadtbefestigung. Besonders sehenswert sind zudem das fürstbischöfliche Palais an der Place Saint-Lambert, welches heute als Provinzialpalast und Sitz eines Gerichts dient, sowie der Marktplatz, das barocke Rathaus und die Universität. Für Architekturinteressierte lohnt sich zudem ein Abstecher zu einigen bemerkenswerten Bauten des Jugendstils in der Rue du Vieux Mayeur und in der Rue Léon Mignon. Besonders schöne Blicke auf die Altstadt und entsprechend gute Gelegenheiten zum Fotografieren ergeben sich übrigens bei einer Fahrt mit einem der Shuttle-Boote, die auf der Maas verkehren.
Kulinarische Spezialitäten in Lüttich und Umgebung
Wer bei einem Besuch in Lüttich die Besonderheiten der regionalen Küche erkunden möchte, sollte keinesfalls versäumen, die berühmten Lütticher Waffeln zu probieren. Eine weitere süße Spezialität ist der heute auch anderenorts bekannte Café Liégeois, welcher hier seinen Ursprung hat. Bei dem in der Region hergestellten Lütticher Sirup handelt es sich um einen Dicksaft aus Äpfeln und Birnen, welcher stark eingekocht und unter anderem auch zum Abschmecken verschiedener Gerichte verwendet wird. Ein Beispiel dafür sind die Lütticher Bouletten. Sie werden mit einer süßsauren Sauce serviert, die unter Verwendung von Lütticher Sirup hergestellt wird. Wer es herzhaft mag, sollte darüber hinaus den Lütticher Salat – bestehend aus grünen Bohnen, Kartoffeln, gebratenen Speckwürfeln und gehackten Schalotten – probieren. Dazu passt ein lokales Bier wie Jupiter oder Piedbœuf.
Von Deutschland aus leicht zu erreichen
Für Besucherinnen und Besucher aus Deutschland ist Lüttich dank seiner Lage im Osten Belgiens und der sehr guten Einbindung in das europäische Autobahnnetz unkompliziert erreichbar. Wer im Rheinland wohnt, kann die Stadt sogar problemlos als Ziel für einen Tagesausflug wählen. Die Anreise aus Aachen dauert mit dem Pkw nicht einmal eine Stunde, und von Bonn, Düsseldorf oder Köln aus sind die einzuplanenden Fahrtzeiten mit jeweils rund anderthalb Stunden ebenfalls überschaubar. Bahnreisende können täglich zwischen mehreren Verbindungen von beziehungsweise nach Aachen, Köln, Brüssel, Antwerpen, Ostende, Luxemburg, Charleroi und Paris wählen. Besonders zu erwähnen ist der Bahnhof Liège-Guillemins, der heute als Hauptbahnhof von Lüttich fungiert. Hier verkehren täglich etwa 500 Züge, darunter internationale Hochgeschwindigkeitszüge wie der Thalys und der ICE International, aber auch zahlreiche Regionalbahnlinien. Mit seiner weit ausladenden, geschwungenen Überdachung in freitragender Bauweise, die von dem Architekten Santiago Calatrava entworfen wurde, ist dieser Bahnhof nicht nur ein wichtiger Bahnknotenpunkt, sondern zugleich ein besonderes Highlight zeitgenössischer Architektur.