Wer in Fortaleza, im einstmals wilden Norden Brasiliens, darauf hofft, dass die Sonne dort im Meer untergeht, der sieht sich getäuscht. Die Sonne versteckt sich eher hinter dem Horizont im Landesinnern und lugt zuweilen durch die markanten Zwillingstürme der Catedral Metropolitana de Fortaleza. Doch die Abendstimmung am Ozean ist dennoch jedem zu empfehlen, der einen Sinn für romantische Momente mitgebracht hat auf seine Reise in dieses große südamerikanische Land. Fortaleza ist reich an Geschichte und gesegnet mit einer Kulisse von Betontürmen, die jeder Metropole zur Ehre gereichen würde.
Die Tapuias-Indianer und der Kannibalismus
Bis zum zehnten Jahrhundert nach Christi Geburt war diese Region Brasiliens vom Indianer-Stamm der Tapuias bewohnt. Man sagte ihnen einen Hang zum Kannibalismus nach, und es heißt, sie seien eines Tages in das nahe Amazonien ausgewichen, als die spanischen Seefahrer Vicente Yanez Pinzon und Diego de Lepe noch vor den Portugiesen mit ihren Schiffen an der Küste des heutigen Fortaleza vor Anker gingen. Die eigentliche Besiedelung dieses Landstriches erfolgte nachweislich durch die Holländer, die drauf und dran waren, das mächtige Fort Sao Sebastiao zu erobern. Übrig geblieben sind aus jenen mittelalterlichen Zeiten die Ruinen des Forts de Nossa Senhora da Assuncao, das man heute in Reiseführern auch als „Maria-Himmelfahrts-Festung“ findet. Diese Anlage war die Keimzelle des heutigen Fortaleza.
„Die Mutter des brasilianischen Volkes“
Zweifellos sind die dem Zentrum nahen Strände Iracema und Praia do Futuro die wichtigsten Ziele der Menschen in Fortaleza. Dank ihrer Weitläufigkeit und einer Länge von 25 Kilometern eignen sie sich natürlich auf für Touristen zu ausgedehnten Wanderungen. Der Sand ist hier ausgesprochen fein, das Wasser ist kristallklar, und wer sich an die Peripherie der Metropole begibt, der findet am Meer seinen ganz persönlichen Platz im Schatten einer Kokospalme. Einen Besuch wert sind aber auch die Strände Meireles und Mucuripe an der Avenida Beira-Mar. Der Strand Iracema wurde im übrigen nach der Hauptfigur des gleichnamigen Romans des berühmten Schriftstellers José de Alencar benannt und gilt als „Mutter des brasilianischen Volkes“.
Die Fischerboote an der Praia Mucuripe
Einer der beliebtesten Plätze an der Praia de Iracema diente in früheren Zeiten als Schiffsanlegestelle. Die „Ponte dos Ingleses“, die „Brücke der Engländer“, ist jener Punkt, wo man in den Abendstunden häufiger mal einen Delfin vor der Küste beobachten kann. Dies ist die Schokoladenseite der Stadt Fortaleza, denn hier leben die wohlhabenden Menschen der Stadt mit ihren 2,7 Millionen Einwohnern. Wenn sich die Sonne verabschiedet hat, erwacht das Viertel mit den zahlreichen Bars und Clubs zum Leben. An der Praia Mucuripe fallen den Besuchern sofort die traditionellen hölzernen Fischerboote ins Auge. Es ist stets ein Spektakel für die Einheimischen und für die Touristen, wenn die traditionellen Jangadas mit ihrem frischen Fang an Langusten und Meeresfrüchten aller Art sich auf den Strand schieben.
Informationszentrum in einem alten Gefängnis
Ein besonderes Ziel für Familien ist der Beach Park in Porto das Dunas. Dabei handelt es sich um den größten Wasserpark des südamerikanischen Kontinents. Auf einer Gesamtfläche von immerhin 35.000 Quadratmetern finden sich dort nasse Vergnügungen aller Art. Das größte Wellenbad des Landes gab sich einen vielsagenden Namen: Tsunami. Wer es weniger aufregend bevorzugt, kann sich in den hauseigenen Wellnessbereich begeben. Die Touristeninformation an der Praca dos Mártinez befindet sich in einem ehemaligen Stadtgefängnis und ist für viele Besucher der erste Anlaufpunkt bei einem Aufenthalt in Fortaleza. Wer sich dort Prospekte abholt, sollte sich gleich ein Ticket für das angeschlossene Museum für Kunst, Kultur und Mineralogie im Obergeschoss des Hauses besorgen. Aus den ehemaligen Gefängniszellen wurden nunmehr Shops mit Gegenständen des Kunsthandwerks.
Die kulinarische Vielseitigkeit der Stadt
Als Startpunkt einer Besichtigung des Stadtzentrums von Fortaleza sollte man das westliche Ende der Rua Dragao de Mar wählen. Der Platz ist nicht zu verfehlen, denn er ist stetiger Treffpunkt von Straßenmusikanten, und aus den Bars dringen einschmeichelnde Samba- und Reggae-Klänge auf die Gehwege. Lebhaft ist auch der riesige Mercado Central mit seinen vielen hundert Ständen. Begehrt sind dort unter anderem die frischen Cashew-Nüsse, die von den Cajú-Bäumen der Umgebung stammen und ein Exportschlager sind. Die Restaurants der Stadt erfreuen sich eines ausgezeichneten Rufs und präsentieren das gesamte Spektrum der Meeresfrüchte auf ihren Speisekarten. Die Hauptstadt des Bundesstaates Ceará überrascht also auch mit ihrer kulinarischen Vielseitigkeit.
Fortaleza – Das Meer erwärmt sich bis zu 28 Grad
Fortaleza, die Millionenstadt in der Nähe des Äquators, erfreut sich eines tropischen Klimas. Die Temperaturen bewegen sich häufig bei dreißig Grad im Schatten und bieten ideale Bedingungen für ein ungetrübtes Badevergnügen. Die Regenzeit währt von Januar bis Juni und schenkt der Gegend heftige aber meist kurze Gewitterschauer. Insbesondere am Nachmittag öffnet der Himmel dann seine Schleusen. Kaum Regen ist zwischen den Monaten Juli und Dezember zu erwarten. Das Wasser des Meeres nähert sich dann den Temperaturen der heimischen Badewanne mit bis zu 28 Grad. Dann sind tägliche acht bis neun Sonnenstunden die Regel. Bequem zu erreichen ist Fortaleza über den Airport Pinto Martins. Empfehlenswert sind auch Ausflüge in die Umgebung. Zum Beispiel nach Cumbuco, dem erklärten Paradies der Kitesurfer oder zum malerischen Ort Jericocoara.