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Hallig Hooge
Hallig Hooge, Bild: ThomBal / shutterstock

Die Halligen – sturmgepeitschte Inseln im Wattenmeer

Zehn flache Eilande in der Nordsee, die bei Flut überspült werden und sich kreisförmig um die Insel Pellworm gruppieren – das sind die Halligen. Sie heißen Gröde, Hooge, Langeneß, Nordstrandischmoor, Oland, Habel, Hamburger Hallig, Norderoog, Süderoog und Südfall. Fünf von den zehn Halligen sind ständig bewohnt. Die Häuser auf den Halligen stehen auf künstlich aufgeschütteten Warften, die bei Flut aus der wilden Nordsee ragen. Deiche gibt es keine. Süßwasser findet man auf den Halligen nicht, dafür eine interessante, an das salzige Meerwasser angepasste Pflanzenwelt.

Geographie, Entstehung und Natur

Geologisch sind die Halligen sehr jung und bildeten sich einst auf aufgeschlicktem oder aufgeschwemmtem Marschland. In der Vergangenheit änderten sie häufig ihre Form, manche verschwanden und wieder andere wie die Hamburger Hallig verschmolzen mit dem Festland. Überschwemmungen sorgten immer wieder für Veränderungen der Küstenlinie. Durch Sedimentablagerungen vergrößerten sich manche Halligen sogar. Karten dazu gibt es aber erst seit dem Jahr 1700. Die Pflanzen- und Tierwelt ist vertreten durch die Halligfliederblüte, den Meerstrandwegerich, Ringelgänse und viele weitere Arten.

Sehenswertes auf den Halligen

Hallig Langeneß
Unterwegs auf Hallig Langeneß, Bild: tourpics_net / shutterstock

Die unberechenbaren Naturgewalten und der Umgang mit ihnen locken wohl die meisten Gäste auf die Halligen, dennoch warten die Halligen auch mit einigen kulturellen Sehenswürdigkeiten auf. Gerade die hübschen Halligkirchen lohnen auf jeden Fall einen Besuch. Diese stehen auf den Halligen Hooge, Oland, Langeneß und Gröde.
Unter den Museen finden sich auf Langeneß das „Kapitän-Tadsen-Museum“ und die gemütliche „Friesenstube“. Highlights auf der Hallig Hooge sind das Heimatmuseum, eine alte friesische Wohnstube mit interessanten Fundstücken und der sogenannte Königspesel, eine Friesenstube, die mit ihren Fayencen anschaulich die Wohnkultur der Seefahrer vermittelt.

Daneben gibt das Erlebniszentrum Mensch & Watt auf der Hallig Hooge spannende Einblicke in die vielseitigen Beziehungen zwischen Mensch und Natur auf den Halligen. Höhepunkte stellen das Gezeitenaquarium und die Wattwerkstatt dar.

Im Sturmflutkino wird Besuchern ein typisches Landunter auf einer Großbildleinwand vorgeführt. Langeneß wartet auf der Rixwarft mit dem Ausstellungsraum der Schutzstation Wattenmeer auf, wo sich Besucher in der Sommersaison in zwei Ausstellungen und bei Führungen ein Bild von der Natur und Kultur auf den Halligen machen können. Ein weiterer Ausstellungsraum existiert auf der Peterswarft. Hier stehen die Pflanzen der Salzwiesen und die Vogelwelt im Mittelpunkt. Aber auch die Herausforderungen für die Halligen durch den Klimawandel kommen zur Sprache.

Der Nachbau einer Segellore und eine Bockwindmühle auf der Ketelswarft Kapitän-Tadsen-Museum locken ebenfalls Interessierte an.

Wattwanderungen

Es werden verschiedene Wattwanderungen angeboten, darunter eine vom Festland zur Hallig Oland, eine andere nach Gröde und eine weitere von der Hallig Hooge zum Japsand. Meist ist die Besichtigung einer Halligkirche und natürlich einer Warft mit dabei im Programm. Die Dauer liegt bei sechs bis sieben Stunden, aber auch kürzere Wattspaziergänge mit einer Dauer von ungefähr zwei Stunden finden sich im Angebot. 3200 Tierarten leben insgesamt im Wattenmeer, 250 davon in den Salzwiesen. Im Wasser zählt man über 60 Fischarten. Unzählige Muscheln, Schnecken, kleine Krebse und natürlich der berühmte Wattwurm lassen sich während einer Wattwanderung beobachten. Die erfahrenen Wattführer geben informative Einblicke in das Ökosystem Wattenmeer und haben allerlei Geschichten und Anekdoten mit im Gepäck. Für junge und ältere Gäste stellt eine Wattwanderung gleichermaßen ein Höhepunkt während eines Aufenthalts auf den Halligen dar. Besucherlieblinge sind Seehunde und Kegelrobben, die hauptsächlich auf den vorgelagerten Sandbänken anzutreffen sind.

Leben auf den Halligen

Hallig Südfall
Blick auf Hallig Südfall, Bild: bluecrayola / shutterstock

Die Halligen werden seit der Wikingerzeit kontinuierlich bewohnt. Damals ließen sich hier Friesen, die aus dem Gebiet der Rheinmündung kamen, nieder. Von Anfang an dienten die Warften als Schutz vor Überflutungen. Im Obergeschoss haben alle Häuser seit der gewaltigen Sturmflut von 1962 einen eigenen Schutzraum. Heute leben auf den Halligen etwa 230 Menschen hauptsächlich vom Tourismus als wichtigster Einnahmequelle. Daneben spielt die Landwirtschaft mit dem Fokus auf Viehzucht noch eine gewisse Rolle.

Ein kleinerer Teil der Bevölkerung arbeitet für den Küstenschutz beim Amt für ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein. Einzelne Personen sind als Lehrer und Pfarrer beschäftigt. Zudem unterhalten der NABU sowie der WWF Stationen mit Mitarbeitern auf den Halligen.

Die Stromerzeugung erfolgte lange durch Windmühlen und Generatoren, bis in die 1960er Jahre kam es jedoch noch vor, dass Halligbewohner keinen gesicherten Zugang zu Strom hatten. Inzwischen gibt es Stromkabel zum Festland, die eine kontinuierliche Stromversorgung garantieren.

Bei der Wasserversorgung waren die Bewohner lange Zeit auf das Sammeln von Regenwasser in Zisternen angewiesen. Unterschieden wurde dabei noch zwischen Nutzwasser für den Menschen und für das Vieh. Letzteres speicherte man in einer Wasserkuhle an der höchsten Stelle der Warft. Längere Trockenzeiten oder die Versalzung des Trinkwassers standen ständig als Gefahren im Raum. Frischwasser kam dann nur per Schiff auf die Halligen. Ähnlich wie bei der Stromerzeugung wurden seit den 1960er Jahren Wasserleitungen zum Festland gebaut. Die unbewohnten Halligen haben dagegen bis heute keine Frischwasserleitung.

Seit den 1990er Jahren haben die Halligbewohner auch Internetanschluss. Inzwischen ist man um einen Glasfaseranschluss bemüht. Die Moderne hat Einzug in die stürmische Inselwelt gehalten. Für den täglichen Einkauf stehen auf Hooge und Langeneß kleinere Lebensmittelläden bereit, ansonsten werden Nahrungsmittel per Schiff angeliefert. Dazu bestehen bestimmte Liefertage.

Krankenpflegestationen besitzen die Halligen Hooge und Langeneß. Halligschulen fehlen natürlich ebenso wenig, selbst wenn die Zahl der Lehrer und Schüler sehr überschaubar bleibt. Die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ist sehr eng, es soll sogar Schulklassen geben, die aus nur einem einzigen Schüler bestehen. Die Förderung ist darum aber umso besser.

Küstenschutz, Überflutungen und heutige Situation

Im Jahr 1825 verschlang die große Halligflut alle außer den heute noch existierenden Halligen. Ein großer Landverlust war die Folge. Durch Lahnungen und Steinlagen vergrößert sich die Fläche der Halligen heute sogar. Die Höhen der Sturmfluten steigen jedoch gerade in Zeiten des Klimawandels weiter und machen regelmäßige Anpassungen erforderlich. So wurden die Warften weiter erhöht und befestigt. Zusammen mit den Halligbewohnern sollen alle bewohnten Warften erhöht werden. Die nordfriesischen Außensände Japsand, Norderoogsand und Süderoogsand tragen ebenso zum Schutz der Halligen bei. Nach wie vor heißt es aber besonders in den Wintermonaten Land unter. Bis zu 20-mal im Jahr überspült das Meer die Halligen. Durch die Überflutungen wird aber nicht zuletzt das natürliche Wachstum gefördert und der Salzgehalt sichergestellt.

Feste und Traditionen

Zu den Festen und Traditionen auf den Halligen zählen das Biike brennen, die Ringelganstage und der Trachtensommer. Das Biike brennen läutet das Ende des Winters ein und ist wie überall in Norddeutschland ein großes Spektakel. Gemeinsam wird gefeiert und getrunken. Die Ringelganstage stehen ganz im Zeichen des Naturschutzes und der Vogelbeobachtung, wenn riesige Schwärme von Ringelgänsen auf den saftgrünen Halligwiesen Station machen. Beim Trachtensommer tanzen über zwanzig Trachtengruppen von den Halligen und vom Festland gemeinsam auf der Wiese der Hanswarft. Dazu servieren die Frauen kulinarische Leckerbissen. Der Charakter des Festes blieb sehr familiär. Weitere Feste auf den Halligen sind der Museumsmarkt mit einem Tag der offenen Tür im Halligmuseum auf Hooge, das Schleusenfest mit Segelregatta und der Wintermarkt auf Langeneß