Schon Konfuzius wusste: „Der Weg ist das Ziel.“ Mit jedem Schritt steigt die Vorfreude. Ist sie den weiten Weg wert? Was genau verbirgt sich hinter der verlorenen Stadt (span.: „Ciudad Perdida“)? Vor einigen Jahren gehörte die Sierra Nevada in Kolumbien noch zu der Guerillazone und somit zu einem der gefährlichsten Gebiete der Welt. Heute ist der Dschungel nahe der Karibikküste das Ziel von tausenden Touristen. Aber wieso galt die Ruinenstadt so lange Zeit als verloren? Viele Geheimnisse verbergen sich hinter der Ciudad Perdida und nur wer sich wagt, den viertägigen Dschungeltrek zu bestreiten, bekommt die Möglichkeit dieses Naturwunder zu entdecken.
Das Geheimnis um die verlorene Stadt
Es ist die erste Begegnung mit den Indigenen, denen ein Großteil des Gebiets rund um die Ciudad Perdida gehört, die atemberaubende Aussicht über Kolumbiens Norden und die einzigartige Möglichkeit vier Tage durch den Dschungel Kolumbiens zu wandern. Die Ciudad Perdida liegt in der Sierra Nevada de Santa Marta im Norden Kolumbiens und ist neben Machu Picchu eine der größten und ältesten wiederentdeckten Städte Südamerikas. Die Ruinenstadt liegt ca. 40 km südöstlich von Santa Marta inmitten der Sierra Nevada de Santa Marta im oberen Tal des Río Buritaca und besteht aus knapp 200 ovalen und runden Terrassen. Viele dieser Terrassen dienen heute als Touristenattraktion, einige gelten jedoch noch bis heute als unberührt.
Knapp vierhundert Jahre lang lag die Stadt Teyuna, was in der Eingeborenensprache Chibcha so viel bedeutet wie „Ursprung der Völker der Erde“, vergessen im kolumbianischen Dschungel. Der Grundstein für die Errichtung wurde ca. 700 nach Christus gelegt. Die geschätzte Bevölkerungsgröße betrug eine Zeit lang um die 7.000 Menschen. Als die Spanier große Teile des heutigen Kolumbiens eroberten, zogen sich die friedlichen Ureinwohner immer stärker in die höhergelegenen Berge zurück um vor Seuchen und anderen Krankheiten zu fliehen. Importierte Krankheiten wie Syphilis und die Pocken verringerten die Population, bis die verlorene Stadt kurze Zeit später ganz in Vergessenheit geriet. Nur wenige wussten von dem Geheimnis um die verlorene Stadt, bis zu dem Jahr 1972. Es existieren viele Legenden um die Wiederentdeckung der Ciudad Perdida. Eine von ihnen besagt, dass 1972 ein Jäger zugewachsene Stufen inmitten des Urwalds entdeckte. Er folgte den 1200 Stufen und kam bis zu der verlorenen Stadt. In der Folge plünderten Grabräuber die Stadt, sie erbeuteten uralte Schätze und zerstörten Häuser und die Landschaft. Daraufhin gab es starke Einschränkungen die verlorene Stadt zu betreten.
Heutzutage führt ein viertägiger Trek zu den Überresten der uralten Teyuna-Zivilisation. Zum Schutz der verlorenen Stadt wurden Abkommen mit der indigenen Bevölkerung und der Regierung getroffen, welche die Anzahl an Besuchern stark begrenzen. Trotzdem begeben sich immer mehr Besucher auf das Abenteuer durch den Dschungel. Zwar schreckt die anspruchsvolle Wanderung schon viele Personen im Vorhinein davon ab, jedoch kommen jedes Jahr immer mehr Touristen nach Kolumbien, um dem Geheimnis der verlorenen Stadt auf die Spur zu kommen. Dabei ist die Wanderung kein Schnäppchen und auch Luxus ist während dieser Zeit beschränkt. Tropische Hitze, statt klimatisierte Zimmer, eingeschränkter Zugang zu Trinkwasser, Hängematten unter freiem Himmel und gefährliche Dschungelbewohner. Sobald man Santa Marta mit dem Bus verlässt, gibt man jede Art von moderner Zivilisation auf. Elektrischen Strom gibt es nur kurz am Abend, Handyempfang ist ein Fremdwort und auch sonst ist diese Wanderung eine echte Herausforderung. Vielleicht ist es aber auch gerade das, was diesen Trek besonders macht. Eins ist allerdings sicher, für diejenigen, die sich darauf einlassen, ist diese Wanderung ein unvergessliches Abenteuer.
Geführte Tour zur Ciudad Perdida
Wer die Verlorene Stadt besuchen möchte, ist auf eine geführte Tour angewiesen. Mehrere Tourenanbieter in Santa Marta und Cartagena bieten Wanderungen zur Ciudad Perdida an. Der Ciudad Perdida Trek dauert 4 Tage und 3 Nächte und führt durch einige der spektakulärsten Landschaften Kolumbiens. Steile Pfade müssen überwunden werden, Berghänge führen in den Abgrund und überall fließen eiskalte Flüsse die während der Wanderung durchquert werden müssen.
Tag 1
Der erste Tag beginnt mit einer Fahrt im Van durch den Nationalpark bis zum Anfang des Treks, in das Dorf El Mamey. Nach den ersten Kilometern taucht man bereits in die Stille des Dschungels ein. Wenige Stunden später trifft man auf die erste Unterkunft, in der Hängematten als Nachtquartier dienen. Der Schlamm des Urwalds und das getrocknete Blut der Mückenstiche auf der Haut, werden unter einer kalten Dusche abgewaschen. Und auch die erste Nacht bringt magische Momente, denn erst nachts wacht der Dschungel richtig auf.
Tag 2
Die Nächte sind jedoch kurz! Jeden Morgen wird man früh geweckt, es gibt Frühstück und es geht direkt weiter. Vorbei an steilen Felsgraden und umschwirrt von riesigen Moskitoschwärmen, geht es vorbei an indigenen Stämmen bis zum nächste Camp. Auch dieses hält einige Überraschungen bereit. Die am Camp gelegene Badestelle lädt nach einem weiteren kräftezehrenden Tag zu einer willkommenen Abkühlung ein. Übernachtet wird jedoch ein Camp weiter, bereits kurz vor dem Toren der Ciudad Perdida – und somit kurz vor dem Ziel.
Tag 3
Der Weg ist das Ziel und dieser ist steil. Es geht 1.200 Teyuna-Treppenstufen hinauf. Die Stufen sind eine Herausvorferung für sich, aber jeder Schritt lohnt sich. Die Ruinenstadt selbst ist viel größer, als man denkt. Auf dem höchsten Punkt angekommen, blickt man über die atemberaubende Terrassenlandschaft der Ciudad Perdida. Es scheint fast so, als wäre man in einem Land vor unserer Zeit.
Tag 4
Es ist hart. Es ist heiß. Es geht bergauf und bergab. Der letzte Tag der Wanderung ist der anspruchsvollste. In nur vier Tagen läuft man rund 70km, bei 95% Luftfeuchtigkeit und 30 Grad im tiefsten Dschungel zu Fuß. Abschließend stellt sich erneut die Frage: Ist sie den weiten Weg wert? Absolut. Die Ciudad Perdida zu erkunden ist ein echtes Abenteuer und eine einmalige Erfahrung.
Zwar gilt die verlorene Stadt heutzutage als wiederentdeckt, jedoch wird sie ihre Geheimnisse vermutlich nie endgültig offenbaren und das ist auch gut so.