Mallorca gilt vielen Deutschen als beliebtes Reiseziel. Zumal die Insel abseits des Ballermanns und weißer Strände eine reiche Kultur sowie eine lange Historie zu bieten hat. Besonders gut finden die beiden letztgenannten Aspekte im Port d’Andratx zusammen. Doch warum gilt die Gemeinde eigentlich noch immer als Rohdiamant unter den Urlaubszielen und was ist so sehenswert an ihr?
Aus Deutschland schnell zu erreichen
Port d’Andratx – von Einheimischen zumeist “Andrach” und von Touristen häufig “Andratsch” ausgesprochen – liegt im Westen der Insel Mallorca. Mit einer Einwohnerzahl von knapp 12.000 Menschen entspricht die Gemeinde eher einer Kleinstadt, die zudem im Wachstum begriffen ist. Besucher treffen hier auf ein vorwiegend mildes Klima, das gerade im Frühling sowie im Herbst jedoch eine überdurchschnittlich hohe Menge an Regen aufweist. Idealerweise sollten Urlaube in Andratx daher in den Sommermonaten Juli und August unternommen werden. Der für die Region zuständige Flughafen ist von allen deutschen Abflugorten mit einem Direktflug innerhalb von zwei bis zweieinhalb Stunden zu erreichen. Von dort aus können die weiteren 40 Kilometer bis Andratx mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln absolviert werden.
Von Seefahrern und Piraten besiedelt
Erstmalig tauchte der Name Andratx im frühen 13. Jahrhundert auf. Da die Insel Mallorca zu diesem Zeitpunkt bereits bewohnt war, ist davon auszugehen, dass auch die westlichen Gebiete seinerzeit schon erschlossen wurden. Allerdings soll es sich dabei eher um Siedlungen und Dörfer gehandelt haben, die von Landwirten und Fischern besetzt waren. Erste Verteidigungsanlagen wurden im 14. Jahrhundert errichtet. Der Grund dafür lag in der Ankunft nicht nur friedlicher Handelspartner, die meist aus Spanien, Italien oder Griechenland ankamen – vielmehr hatten auch afrikanische Piraten den langen Seeweg überwunden und sich Port d’Andratx als Austragungsort ihrer Raubzüge auserwählt. Einige der damals gebauten Wehrtürme sind heute noch zu besichtigen.
Wohnen in der Natur
Im Gegensatz zu anderen touristischen Highlights Mallorcas präsentiert sich Port d’Andratx nicht mit weißen Stränden und modernen Wohngebäuden. Vielmehr kann der leicht rustikale Charme des Mittelalters hier noch häufig angetroffen werden. Die Gemeinde ist umgeben von der Serra de Tramuntana, einem Gebirge, das mit insgesamt acht Gipfeln wie eine Festungsmauer um den Ort zu stehen scheint. Das Grau des Gesteins wird dabei immer wieder von der grünen Flora durchbrochen. Die bis zu 900 Meter hohen Berge sind zudem von Adlern, Geiern und Gämsen bewohnt – die Chancen stehen also gut, auch einmal seltene Tiere zu beobachten. Allerdings verfügt Port d’Andratx nur über kleine Badestellen, nicht jedoch über einen eigenen Strand.
Wandeln zwischen alten Gemäuern
Urlauber finden dennoch eine Stadt vor, in der vieles etwas ruhiger, langsamer und entspannter zugeht. So ist an der alten Hafenpromenade heute zumeist wenig los – und doch wird dem Herausfahren und Ankommen der kleinen Fischerboote gerne beigewohnt, die übrigens nicht selten mit reichem Fang an der Küste anlanden. Nicht minder spektakulär geht es in den Ruinen des Klosters La Trapa zu, das vor 200 Jahren von französischen Mönchen gegründet wurde. Hier beeindrucken vor allem die umfangreichen Gartenanlagen, die teilweise noch mit Kräutern bewachsen sind, die im frühen 19. Jahrhundert gesät wurden. Aber auch der Blick vom 270 Meter hoch gelegenen Gelände über das Meer lockt immer wieder zahlreiche Gäste an.
Mal rustikal, mal kunstvoll
Die Insel weist eine arabische Periode auf, die bis ins 12. Jahrhundert reicht und die sich heute noch an einigen Bauwerken erkennen lässt – sie kann besonders gut am Herrscherpalast Son Mas beobachtet werden, der mit seinen Oliven- und Obstplantagen etwas außerhalb der Gemeinde gelegen ist. Einen Ausflug ist darüber hinaus die Windmühle Sa Planeta wert, die ab dem 18. Jahrhundert das Mahlen des auf Mallorca konsumierten Getreides übernahm. Daneben richtet sich Port d’Andratx an alle Kunstliebhaber, die hier im Studio Weil die Skulpturen, Bilder und architektonischen Entwürfe der vielseitigen US-amerikanischen Künstlerin Barbara Weil bewundern können. Im Kunstzentrum CCA Andratx sind sogar Werke von Yoko Ono, Daniel Libeskind und Hans-Peter Feldmann ausgestellt.
Das Leben mit großen Festen feiern
Bieten Juli und August die beliebtesten Reisemonate, so liegt das gewiss nicht nur am guten Wetter in dieser Zeit. Vielmehr finden in jenen Wochen viele Feierlichkeiten in Port d’Andratx statt. Bereits Anfang Juli wird beim Sant Cristofol dem Schutzpatron der Reisenden gedacht. Die Veranstaltung besitzt einen religiösen Charakter, gibt aber zugleich einen guten Einblick in mittelalterliche Gebräuche und die damalige Kleiderordnung. Mitte Juli wird im Rahmen der Verge del Carmen ein Seefahrerzug auf dem Meer aufgeführt, bei dem prächtig geschmückte Schiffe zu sehen sind. Die Festtage enden im frühen September mit der Nuestra Señora de la Trapa – eine Zeremonie, die das örtliche Kloster in den Mittelpunkt stellt. Und die sich deutlich vom Ballermann-Image der Insel unterscheidet.