Die zu Portugal gehörende Inselgruppe der Azoren gehört nicht unbedingt zu den sehr stark besuchten Touristendestinationen. Genau das ist ihr großer Pluspunkt. Denn trotz eines angenehmen Klimas, herrlicher Flora und Fauna, tollen Stränden und hervorragendem Essen kann man hier ganz in Ruhe die Seele baumeln lassen und sich auch aktiv erholen. Häufig wird die Inselgruppe der Azoren von Touristen in ihrer Gesamtheit besucht. Das heißt, dass oftmals eine Rundreise über die Inseln unternommen wird. Wer hierbei auf einen Besuch der zweitkleinsten Azoren-Insel Graciosa verzichtet, verpasst etwas. Der Name der nur 61 Quadratkilometer großen Insel hält was er verspricht. Ins Deutsche übertragen bedeutet Graciosa so viel wie zierlich. Wie die anderen Azoreninseln ist auch sie vulkanischen Ursprungs. Graciosa gilt als flach und überaus grün. Ein perfekter Ort für entspannte Wander- und Radausflüge. Seit 2007 zählt die Insel zu den UNESCO Biosphärenreservaten.
Zu Besuch in der Inselhauptstadt Santa Cruz da Graciosa
Mit nur knapp 1.800 Einwohnern ist Santa Cruz da Graciosa nicht nur die Inselhauptstadt, sondern auch der größte Ort auf der Azoreninsel Graciosa. Genau wie die komplette Insel ist auch die Hauptstadt Santa Cruz da Graciosa eher ländlich geprägt und wirkt mehr wie ein Dorf, denn wie eine Stadt. Hier erreichen Besucher alle Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß, denn Santa Cruz da Graciosa ist übersichtlich. Mittelpunkt der Stadt ist der Rossio, also der Stadtplatz. Hier reihen sich urige Cafés aneinander und laden dazu ein sich mit einem Kaffee in die Sonne zu setzen und das Treiben zu beobachten. Hohe Drachenbäume säumen den Rossio und spenden zur Mittagszeit Schatten.
Die schmucken Wohnhäuser im Innenstadtbereich stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und geben einen Eindruck davon wie der Ort in früheren Zeiten angelegt wurde. Absolut sehenswert ist die Hauptkirche der Stadt, die Igreja Matriz de Santa Cruz. Sie stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert und wurde im Laufe der Jahre immer wieder erweitert und umgebaut. Ihr Kirchturm stammt aus dem Jahre 1732. In der Stadt gibt es mehrere weitere kleine Kirchen, Kapellen und auch Klöster. Ein wenig südlich von Santa Cruz da Graciosa kann der Hausberg der Stadt, der Monte da Ajuda erklommen werden. Hier, auf dem Vulkanhügel, aus dem der Monte da Ajuda besteht, finden sich gleich drei Wallfahrtskirchen mit farbenfroher Innenausstattung. Ein Spaziergang von etwa 20 Minuten führt vom Stadtzentrum aus bis hinauf auf den Gipfel.
Neben den Kirchen kann hier auch eine Stierkampfarena besichtigt werden. Wer sich über die Weinbau- und Walfischertradition der Inselbewohner informieren möchte besucht im Anschluss an diesen Spaziergang noch das Museu da Graciosa. Zu früheren Zeiten lebten die Inselbewohner hauptsächlich vom Walfang. 1982 wurde er hier verboten. Baden kann man an den Ausläufern der Stadt in natürlichen Lavabecken, den Piscinas naturais. Hier ist das Wasser flach und stets warm.
Mit Entdeckermut zum Kraterkessel Caldeira da Graciosa
Der Kraterkessel Caldeira da Graciosa ist überaus beeindruckend. Bei einem Durchmesser von 1,6 Kilometern zur einen und 800 Metern zur anderen Seite hin, weist er eine Tiefe von 270 Metern auf. Am besten steigt man über der ausgewiesenen Wanderweg zur Höhle Furna da Maria Encantada auf. Oder man betritt einen ebenfalls als Wanderweg gekennzeichneten Tunnel, der einen in den Vulkankrater selbst führt. Der Krater ist überzogen von herrlich sattem Grün. Auf dem Weg dorthin passieren Wanderer eine üppige Vegetation aus Klebsamen und Akazien, Japanischen Sicheltannen und Tannenbäumen. Die Furna do Enxofre genannte Schwefelgrotte bildet das Innere des Vulkankraters. Man besteigt die 40 Meter tiefe Grotte durch einen gemauerten Turm, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet wurde. Hierüber gelangen Abenteuerlustige zu einem im Inneren des Vulkankraters liegenden See. Vorstellen kann man sich die Furna do Enxofre wie den Schlot eines Vulkans. Dieses ein wenig mystisch wirkende Vulkan- und Höhlenabenteuer beeindruckt Erwachsene wie entdeckungsfreudige Kinder gleichermaßen.
Entspannen bei der Thermalquelle Carapacho
Nach dem aufregenden Vulkanabenteuer steht Besuchern der Sinn vermutlich nach ein wenig Entspannung. Und auch das hat die Insel Graciosa zu bieten. Bereits seit dem Jahre 1750 sprudelt hier die Thermalquelle Carapacho. Sie liegt nicht nur in der Nähe der Furna do Enxofre, sondern ist auch direkt mit ihr verbunden. Das Thermalwasser der Quelle Carapacho stammt direkt aus dem Vulkankrater. Es beinhaltet zahlreiche Mineralien, die zum Beispiel Rheumaerkrankungen lindern können. Im 19. Jahrhundert war der kleine Ort Carapacho in Kreisen wohlhabender Azorenbewohner und Portugiesen als Heilbad berühmt. Heute lädt ein modernes Kurhaus Touristen und Einheimische gleichermaßen zu Kuranwendungen ein. Das Thermalwasser weist eine Temperatur zwischen 35 und 40 Grad Celsius auf. Es gibt sowohl einen Innen- als auch einen Außenbereich. Im Außenbereich baden die Besucher in einer natürlich entstandenen Meeresbadeanlage.
Windmühlenidyll im Dörfchen Praia
Wer mit der Fähre auf die Azoreninsel Graciosa reist, landet in Praia an, denn hier befindet sich der Fährhafen der Insel. Bei dieser Gelegenheit sollte man direkt einen Blick auf die traditionellen Windmühlen des Ortes werfen. Sie sind wahre Touristenmagnete und wurden auf Grund dessen liebevoll restauriert. In einigen der Windmühlen können Touristen sogar übernachten. Südlich vom Hafen erstreckt sich ein romantischer Sandstrand von wo aus sich mit dem Boot Ausflüge zu der unbewohnten vorgelagerten Ilhéu da Praia unternehmen lassen. Das dortige Naturschutzgebiet beherbergt eine Vielzahl seltener Meeresvögel.