Die Jameos del Agua sind Lavahöhlen im Norden der Kanareninsel Lanzarote, die heute ein Kunst- und Ausstellungszentrum in einer faszinierenden Umgebung sind. Die nächstgelegene Gemeinde ist Haría. Die natürlich entstandenen Höhlen begann der lokale Architekt und Künstler César Manrique in den 1960er Jahren in ein Kulturzentrum umzuwandeln. Heute verwaltet die Regierung von Lanzarote die Einrichtung, zu der ein unterirdischer Salzsee, Gärten, ein Restaurant, ein Museum und ein Auditorium gehören.
Natürliche Entstehung der Jameos del Agua
Die wörtliche Übersetzung von „Jameos del Agua“ würde so viel wie „Röhren im Wasser“ bedeuten. Agua ist das spanische Wort für Wasser, während das Wort Jameo im lokalen Dialekt große Öffnungen in Lavaröhren bezeichnet, die bei natürlichen Einstürzen im vulkanischen Gebilde entstehen. Die umgebende Vulkanröhre entstand spätestens 3.000 Jahren beim letzten Ausbruch des Monte Corona (auch La Corona = „die Krone“), dem zentralen Vulkan von Lanzarote. Diese Röhre hat eine Gesamtlänge von 6 km, mindestens 1,5 km davon liegen unter der Meeresoberfläche. Ein lokaler Beiname lautet „Tunnel von Atlantis“, weil eine (wiederum lokale) Legende behauptet, durch diese Röhre führe der Weg zur sagenumwobenen versunkenen Stadt Atlantis. Die Jameos del Agua entstanden durch geologische Aktivitäten im küstennahen Abschnitt der vulkanischen Röhre. Sie bestehen aus den drei Hauptteilen
- Jameo Grande,
- Jameo la Cazuela und
- Jameo Chico.
Über die Jameo Chico ist der Zugang ins Innere möglich.
Architektonische Intervention durch César Manrique
César Manrique gestaltete den vulkanischen Raum behutsam so um, dass er für Besucher auf sichere Weise zugänglich wurde. Sie sollen dort der natürlichen Attraktion ansehen, dass es (fast) keine menschlichen Eingriffe gab. Manrique schuf mehrere solche Zentren für die Gestaltung von Kunst im Naturraum, die rasch zu touristischen Attraktionen wurden und daher auch Förderungen der jeweiligen Lokalregierungen erhielten. Die Jameos del Agua waren vor einem halben Jahrhundert sein erstes Werk, er stammte aus Lanzarote. Seine Idee war, sein künstlerisches Schaffen mit der Natur in einen harmonischen Einklang zu bringen. Die Jameos del Agua wurden 1966 erstmals für Besucher freigegeben, hatten damals aber noch nicht den offiziellen Status eines Besucherzentrums. Danach gab es noch Änderungen am ursprünglichen Projekt, die durch die besondere Morphologie der Vulkanröhre bedingt waren. Sie machten den Besuch der Höhlen noch sicherer, gleichzeitig konnte Manrique kreative Alternativen ausprobieren. Im Jahr 1977 schließlich eröffnete die lokale Regierung das Zentrum offiziell. Später kamen weitere Bestandteile hinzu, so das Museum „Casa de los Volcanes“.
Was erwartet Besucher der Jameos del Agua?
Im Inneren der Jameos del Agua gelangen die Besucher in ein natürliches Auditorium aus Basalt, das 550 Personen Platz bietet und über eine außergewöhnliche Akustik verfügt. Hier werden unter anderem Konzerte dargeboten. Die Sitze folgen in ihrer Position der natürlichen Bodenneigung. Die Höhle beherbergt eine unterirdische Lague mit kristallklarem Wasser und einer Tiefe von 7 m. Das Wasser ist Meerwasser, das gefiltert in die Höhle gelangte, die ihrerseits unterhalb des Meeresspiegels liegt. Hier entstand ein einzigartiges vulkanisches Ökosystem mit 77 endemischen Arten, die es mithin nur hier und sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Die berühmteste ist die blinde Krabbe Munidopsis Polymorpha, die zum Symbol der Jameos del Agua wurde. Sie gilt als extrem gefährdet und verträgt unter anderem kein Metall, nicht einmal Spuren davon. Die Besucher der Höhle werden daher darauf hingewiesen, dass sie keinesfalls Münzen in die Lagune werfen dürfen, was ja anderswo ein beliebter Brauch ist.
Ähnliche Räume auf Lanzarote
In den 1960er Jahren begann Lanzarote, sich dem Tourismus zu öffnen. César Manrique gründete gemeinsam mit anderen Künstlern und Initiatoren (José Ramirez als Vorsitzender, Luis Morales, Jesús Soto, Antonio Álvarez und Ildefonso Aguilar) die Einrichtung Cabildo de Lanzarote, die Kunstprojekte dieser Art gezielt für touristische Aktivitäten förderte, um die lokale Wirtschaft zu beleben. Dafür wählten die Akteure Gebiete von Lanzarote aus, die sich durch besondere landschaftliche Attraktionen auszeichnen. Die betreffenden, bis heute existierenden Projekte sind (jeweils mit dem Jahr des Baubeginns):
- 1964: Cueva de los Verdes
- 1966: Jameos del Agua
- 1968: Casa-Museo del Campesino
- 1970: Restaurant El Diablo
- 1973: Mirador del Río
- 1976: MIAC-Castillo de San José
- 1991: Kakteengarten
Diese sieben Räume sind allesamt einen Besuch wert. Sie belegen, welche Synthese die Kunst mit der Natur eingehen kann.