Westlich von Calgary, in den atemberaubenden Landschaften der kanadischen Rocky Mountains liegt das über 6.600 Quadratkilometer große Areal des Banff-Nationalparks. Als eines der weltweit ältesten Schutzgebiete reichen die Wurzeln des in der Provinz Alberta liegenden Reservats bis in das Jahr 1885 zurück.
Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Eisenbahntrasse der Canadian Pacific Railway durch die Region führen sollte, entdeckte man bei den Bauarbeiten eine heiße Quelle, die in einem unterirdischen Höhlenbecken lag. Da die zwei Männer, welche seinerzeit als finanzstarke Investoren für den Eisenbahnbau verantwortlich zeichneten, aus der schottischen Region Banffshire stammten, erhielt die bei der Quelle neu entstandene Ortschaft den Namen Banff. Als es unter den Entdeckern der Quelle in der Folgezeit zu Streitigkeiten über Nutzung und Ausbeutung des Landschaftsabschnittes kam, erklärte die kanadische Regierung die Region kurzerhand zum Schutzgebiet und dehnte die Gesamtgröße des Nationalparks im Laufe der kommenden Jahre immer weiter aus. Die Eisenbahntrasse der Canadian Pacific Railway musste aufgrund der neuen Sachlage einen Umweg durch eine weiter im Süden liegende Route einschlagen.
Banff-Nationalpark – Welterbe der UNESCO
Mitte der 1980er-Jahre wurde der Banff-Nationalpark zusammen mit anderen Naturschutzgebieten Kanadas als Teil der Rocky Mountains, dem UNESCO-Welterbe angegliedert. Bereits zu dieser Zeit Stand der dauerhafte Schutz der einzigartigen Fauna und Flora im Vordergrund. Rund 250 Vogelarten, darunter zahlreiche Zugvögel, nutzen die vielen Seen und Flussläufe des Geländes zur Rast oder als Brutstätte. Der Nationalpark ist Heimat des mächtigen Grizzlys und des Schwarzbären.
Kojote, Luchs und Wolf gehen hier auf Beutefang. Neben dem hier ansässigen Wapiti, einer großen Hirschart, sind in den bewaldeten Ebenen Elche zu beobachten oder ziehen auf den Hügelketten und steilen Hängen der Rockys Dickhornschafe sowie Schneeziegen ihrer Wege. Noch gegen Mitte des 19. Jahrhunderts durchstreiften gewaltige Bisonherden die Täler. Die gnadenlose Bejagung durch den Menschen führte in kürzester Zeit zur Ausrottung des nordamerikanischen Büffels. Erst im Jahr 2017 wurden einige Tiere, die aus einem anderen kanadischen Naturreservat stammten, im Park ausgewildert, sodass Verantwortliche und Besucher sich mittlerweile wieder über im Schutzgebiet geboren Kälber des für die indianischen Ureinwohner einst so wertvollen Tieres freuen können.
Zwischen Tourismus und Naturschutz
Im urbanen sowie modernen Gefüge des 21. Jahrhunderts muss der Banff-Nationalpark den Spagat zwischen den Belangen des Naturschutzes und des Massentourismus meistern. Die malerischen Gipfel der Rocky Mountains, die türkisfarbenen Gletscherseen, der sich über Hunderte Kilometer erstreckende Bow River, bezaubernde Ortschaften und unvergessliche Landschaftseindrücke locken jährlich rund 4 Millionen Besucher in den Nationalpark.
Neben Erholungssuchenden, Individualisten, Naturenthusiasten und Aktivurlaubern ist die Region auch beliebtes Ziel für Familien- oder Gruppenreisen. Innerhalb der Nationalparkgrenzen liegen drei wichtige Skigebiete: die Wintersportregionen Mount Norquay, Sunshine Village und das über die kanadischen Landesgrenzen hinaus bekannte Lake Louise. Neben dem Breitensport zählen das Wandern, Radfahren, Bergsteigen oder ausgiebige Kanu- und Kajaktouren zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten. Eines der absoluten Highlights stellt ein Besuch der „Cave and Basin National Historic Site“, der heißen Quelle und der Geburtsstätte des ersten kanadischen Nationalparks dar.
Die Auswirkungen des Tourismus auf die Natur und die stetige Harmonisierung beider Bereiche in einen zukunftsfähigen Konsens zu vereinen, scheint nicht immer einfach. Die Parkverwaltung und die zahlreichen Ranger setzen dabei auf eine sinnvolle Einbeziehung und die Eigenverantwortung der Gäste.
Es gibt viele erklärende Ausstellungen und geführte Touren. Außerdem können die Besucher auf den historischen Spuren der Ureinwohner und der ersten Siedler wandeln. Das „Banff Park Museum“ zeigt in über 5000 Exponaten einen beeindruckenden Querschnitt zur Botanik, Tierwelt und den Lebensumständen zur Gründerzeit. Ob zu Fuß, mit dem Rad auf rund 1600 Kilometer umfassenden Wanderwegen oder mit dem Auto, der Banff-Nationalpark hält für jedermann etwas bereit. Zahlreiche Unterbringungsmöglichkeiten in Hotels, Appartements, Lodges oder auf einem der 14 Campingplätze bieten jede Menge Vielfältigkeit für einen Aufenthalt voller unvergleichbarer Stimmungen, Eindrücke, Fotomotive und ganz besonderer Reisemomente