Die Azoreninsel Pico wurde nach einem 2.351 Meter hohen Vulkan benannt. Und das ist mindestens genauso aufregend wie es klingt. Die mit 448 Quadratkilometern Größe zweitgrößte Insel der Azoren besticht durch eine zauberhafte vulkanische Gebirgslandschaft, schmackhafte lokal angebaute Weine und Schnäpse und eine lange Geschichte als Walfängerkultur. Dieser Tradition sind mehrere spannende Museen der Insel Pico gewidmet. Bei einem Besuch auf Pico sollte man mindestens eines davon besucht haben, um die Lebensart und die Werte der Menschen hier vollständig nachvollziehen zu können.
Die Inselhauptstadt Madalena erkunden
In Madalena wohnen rund 2.600 der insgesamt 14.000 Einwohner Picos. Damit ist die Inselhauptstadt auch gleichzeitig der größte Ort der Insel. Der historische Altstadtbereich ist überschaubar und gut zu Fuß zu durchqueren. An den Ausläufern der Stadt siedeln sich seit einigen Jahren immer mehr Menschen an, weshalb es dort nun ein wenig trubeliger zugeht als noch vor kurzer Zeit. Madalena wurde im Jahre 1542 gegründet. Das beeindruckendste Gebäude der Stadt ist die Hauptkirche Igreja Santa Maria Madalena, die auch als Wahrzeichen der Stadt bezeichnet wird. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde in der Folge immer wieder umgebaut.
1891 verkleidete man die Fassade der Igreja Santa Maria Madalena vollständig mit weißen Kacheln. Im Inneren des dreischiffigen Kirchengebäudes finden sich zahlreiche Fliesenbilder sowie vergoldetes Schnitzwerk. Bei einem Erdbeben im Jahre 1988 wurde die Igreja Santa Maria Madalena teilweise beschädigt, was noch heute erkennbar ist. Von der Kirche aus geht es hinaus auf den von Palmen umstandenen Hauptplatz Largo D. Jose da Costa Nunes, wo unter anderem das mächtige Rathaus Camara Municipal da Madalena zu finden ist. Auf diesem Platz treffen sich die Stadtbewohner häufig auf einen kurzen Plausch mit Nachbarn und Freunden und natürlich um zu sehen und um gesehen zu werden. Nördlich des Zentrums können sich Besucher im Museu do Vinho über die lokale Tradition des Weinanbaus informieren.
Seit dem Jahre 2004 zählt die Weinbautradition Picos zum UNESCO Welterbe. Und nicht nur die Innenräume des Museu do Vinho sind sehenswert, auch ein Spaziergang im Außenbereich ist ein Muss. Hier wandelt man vorbei an riesigen Drachenbäumen und findet die überall auf Pico üblichen Mauern aus aufgeschichteten Lavasteinen.
Wale treffen und die Tradition des Walfangs erkunden
Auf allen Azoreninseln lebten die Menschen in früheren Zeiten auch vom Walfang. Pico war dabei immer das Zentrum der Walfischerei vor Ort. Und noch heute ist der Hafen von Madalena ein prima Ausgangspunkt, um sich mit den riesigen Meeresbewohnern bekannt zu machen. Hier finden sich kleine Ausflugsboote lokaler Touristikunternehmen, die zum Whalewatching einladen. Häufig begegnet man dabei auch einigen Delfinen, die hier ebenso heimisch sind wie die Wale. In dem Ort Lajes do Pico befand sich früher der Walfangstützpunkt der Insel.
Inzwischen wurde der Walfang vor Pico komplett eingestellt. 1987 wurde hier der letzte Wal gefangen. Im Museu dos Baleeiros in Lajes do Pico erfahren Touristen alles, was man über die Meerestiere und die Geschichte des Walfangs vor Ort wissen sollte. Auch eine Wahlbeobachtungsstation existiert hier heute. Ein weiteres Walfangmuseum gibt es in São Roque, im Norden der Insel.
Den Vulkankegel des Berges Pico erklimmen
Der Ponta do Pico, wie der Vulkan mit kompletten Namen heißt, ist nicht nur der höchste Berg der Azoren, sondern auch die höchste Erhebung des kompletten portugiesischen Staatsgebiets, zu dem die Azoren gehören. Auf seiner Spitze lagert ein stattlicher Vulkankrater, der einen Durchmesser von 500 Metern, sowie eine Tiefe von 30 Metern aufweist. Der Ponta do Pico lässt sich über mehrere unterschiedliche und jeweils gut ausgeschilderte Wanderouten erklimmen. Wer ganz nach oben steigen möchte sollte trittsicher sein und ein wenig alpine Erfahrung mitbringen.
Dann geht es zum Beispiel von dem kleinen Dörfchen Casa da Montanha aus nach oben. Casa da Montanha ist nur sieben Kilometer vom Gipfel entfernt. Allerdings dauert der anspruchsvolle Aufstieg rund 5,5 Stunden. Dabei sind über 1.000 Höhenmeter zu überwinden. Knapp unterhalb des Vulkankraters gibt es einen Zeltplatz. Es lohnt sich also durchaus sein Zelt mitzubringen, tagsüber aufzusteigen, die Nacht im Zelt zu verbringen und dann vom Gipfel des Ponta do Pico aus den Sonnenaufgang zu erleben. Dabei erstreckt sich ein bezaubernder Blick über die komplette Insel hinweg. Mit ein wenig Glück sind auch die Nachbarinseln Graciosa und Terceira am Horizont zu sehen. Da es oben kalt und stürmisch zugehen kann, sollte entsprechende Ausrüstung und Kleidung eingepackt werden, um das Bergabenteuer warm und sicher zu bestehen.
Zwischen Höhlen und Weinbau
Wem nach kulinarischen Abenteuern ist, der ist auf Pico ebenfalls richtig. Zwischen Vulkangestein und Lavaresten gedeihen Rebstöcke bestens. Die hier gekelterten Trauben weisen einen hohen Zuckergehalt auf. Hochwertig sind vor allem die Weißweine der Region. Zu verkosten gibt es, zum Beispiel den Verdelho-Wein, in jedem Restaurant und in jeder Taverne. Dazu bestellt man Polvo guisado com vinho de cheiro, in Weißwein geschmorten Oktopus, und Caldos de peixe, eine Fischsuppe, für die frischer Meeresfisch verwendet wird. Abschließend kommen noch alle ambitionierten Höhlenforscher zum Zuge. Mit der Gruta das Torres lockt eine fünf Kilometer lange Höhle aus Lavagestein, in der sich Stalaktiten und Stalagmiten von oben nach unten und umgekehrt ranken. Sehenswert sind außerdem die ebenfalls begehbaren Höhlen Furnas da Silveira und Furnas dos Montanheiros.