
Aragonien ist eine der ursprünglichsten und zugleich vielfältigsten Regionen Spaniens. Zwischen den Pyrenäen im Norden und der iberischen Hochebene im Süden erstreckt sich eine Landschaft von außergewöhnlicher Schönheit: schneebedeckte Gipfel, grüne Täler, einsame Dörfer und mittelalterliche Städte, in denen Geschichte lebendig geblieben ist. Trotz ihrer beeindruckenden Natur und kulturellen Schätze gilt die Region bis heute als Geheimtipp – ideal für Reisende, die Spanien abseits der großen Touristenrouten erleben möchten.
Landschaft und Geografie
Aragonien liegt im Nordosten Spaniens und grenzt an Katalonien, Kastilien-León, Navarra, Valencia und La Rioja. Die Region gliedert sich in drei Provinzen: Huesca im Norden, Zaragoza in der Mitte und Teruel im Süden. Im Norden prägen die Pyrenäen die Landschaft – eine der spektakulärsten Gebirgsketten Europas mit über 3.000 Meter hohen Gipfeln, tiefen Tälern und klaren Bergseen. In der Provinz Huesca liegen einige der schönsten Naturgebiete des Landes, darunter der Nationalpark Ordesa y Monte Perdido, der zum UNESCO-Welterbe gehört. Weiter südlich wird das Land flacher und geht in fruchtbare Täler über, die vom Ebro, einem der längsten Flüsse Spaniens, durchzogen werden. In der Provinz Teruel wechseln sich weite Hochebenen mit bizarren Felsformationen, Schluchten und mittelalterlichen Dörfern ab.
Natur und Nationalparks

Aragonien ist ein Paradies für Naturfreunde und Outdoor-Liebhaber. Neben dem Nationalpark Ordesa y Monte Perdido gibt es mehrere geschützte Gebiete, die eindrucksvolle Einblicke in die Vielfalt der Region bieten. Der Naturpark Posets-Maladeta beheimatet den höchsten Gipfel der Pyrenäen, den Pico Aneto mit 3.404 Metern Höhe, und beeindruckende Gletscherlandschaften. Der Naturpark Sierra y Cañones de Guara ist berühmt für seine tiefen Schluchten und gilt als Hotspot für Canyoning, Klettern und Vogelbeobachtung. In der Provinz Zaragoza liegt der Salzsee Laguna de Gallocanta, an dem im Winter Tausende von Kranichen rasten. Der Naturpark del Moncayo wiederum beeindruckt mit Buchenwäldern, Klöstern und Aussichtspunkten über die Ebro-Ebene. Wanderer, Radfahrer und Fotografen finden in diesen Gebieten unzählige Möglichkeiten, die Schönheit Aragoniens hautnah zu erleben.
Geschichte und Kultur
Aragonien besitzt eine reiche Geschichte, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Im Mittelalter war die Region das Herz des Königreichs Aragón, das später gemeinsam mit Kastilien den Grundstein für das heutige Spanien bildete. Diese Vergangenheit spiegelt sich bis heute in den zahlreichen Burgen, Kirchen und Klöstern wider. Besonders charakteristisch ist der Mudéjar-Stil, eine architektonische Mischung aus islamischen und christlichen Elementen, die in Aragonien ihren Ursprung hat. Der Mudéjar von Aragón wurde von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Besonders sehenswert sind die Kathedrale La Seo in Zaragoza, die Türme von Teruel sowie zahlreiche Kirchen in Calatayud, Daroca und Alcañiz. Auch das romanische Erbe der Pyrenäen, etwa im Kloster San Juan de la Peña, ist von großer Bedeutung.
Städte und Sehenswürdigkeiten
Saragossa (Zaragzoa), die Hauptstadt Aragoniens, liegt am Ebro und ist die fünftgrößte Stadt Spaniens. Sie verbindet Moderne und Tradition auf faszinierende Weise. Wahrzeichen der Stadt ist die Basílica del Pilar, eine monumentale Barockkirche direkt am Flussufer. Ebenso sehenswert sind die Kathedrale La Seo, der maurische Palast Aljafería und das Ufergebiet, das 2008 im Zuge der Weltausstellung modern gestaltet wurde. Zaragoza ist außerdem ein Zentrum der Gastronomie und Kultur mit vielen Tapasbars, Museen und Festivals.
Die Stadt Huesca gilt als Tor zu den Pyrenäen und ist ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in die umliegenden Berge. Besonders sehenswert sind die Kathedrale Santa María, das Kloster San Pedro el Viejo und die Altstadt mit ihren engen Gassen. Nur wenige Kilometer entfernt liegt das malerische Dorf Aínsa, eines der schönsten Spaniens, mit mittelalterlichem Flair und herrlichem Blick auf die Berge.
Teruel, die Stadt der Liebenden, ist berühmt für ihre Mudéjar-Architektur und die Legende der Liebenden von Teruel, die an Romeo und Julia erinnert. Die Stadt begeistert durch ihre alten Türme, die Kathedrale und die charmante Altstadt. Südlich davon liegt die Sierra de Albarracín mit dem gleichnamigen Dorf, das als eines der schönsten Spaniens gilt. Es beeindruckt durch seine roten Felsen, Fachwerkhäuser und schmalen Kopfsteinpflastergassen.
Aktivitäten und Erlebnisse
Aragonien ist ein Paradies für Aktivurlauber. Im Sommer locken Wandern, Radfahren, Klettern und Kajakfahren. Die Flüsse Ésera, Cinca und Gállego bieten beste Bedingungen für Rafting und Canyoning. Im Winter verwandeln sich die Pyrenäen in ein beliebtes Ziel für Wintersportler. Die Skigebiete Formigal, Cerler und Candanchú bieten abwechslungsreiche Pisten, moderne Anlagen und atemberaubende Ausblicke. Darüber hinaus sind Reiten, Vogelbeobachtung, Höhlenforschung und Heißluftballonfahrten unvergessliche Erlebnisse, die Aragonien zu bieten hat.
Kulinarik und Wein
Die Küche Aragoniens ist bodenständig und aromatisch, geprägt von regionalen Zutaten und alten Traditionen. Zu den typischen Gerichten zählen Ternasco de Aragón, zartes Lammfleisch aus dem Ofen, Migas – ein rustikales Gericht aus Brotkrumen, Knoblauch und Wurst – sowie Bacalao ajoarriero, Kabeljau mit Knoblauch, Tomaten und Paprika. Zum Nachtisch wird oft Melocotón con vino, Pfirsich in Rotwein, serviert. Aragonien ist zudem eine bedeutende Weinregion. Besonders bekannt sind der kräftige Campo de Borja, der elegante Cariñena und der Somontano, der in den Ausläufern der Pyrenäen angebaut wird. Viele Weingüter laden zu Verkostungen und Führungen ein.
Unterkünfte
Die Region bietet eine große Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten – von rustikalen Berghütten über gemütliche Landhäuser bis hin zu Boutique-Hotels in historischen Gebäuden. In den Bergen sind besonders die sogenannten Paradores beliebt, staatlich geführte Hotels in ehemaligen Burgen oder Klöstern, die ein authentisches Spanien-Erlebnis ermöglichen.
Anreise und Mobilität

Saragossa verfügt über einen internationalen Flughafen, der von mehreren europäischen Städten direkt angeflogen wird. Alternativ eignen sich die Flughäfen von Barcelona, Bilbao oder Pamplona als Ausgangspunkt. Von dort gelangt man bequem mit dem Zug oder Mietwagen in die Region. Das Straßennetz Aragoniens ist gut ausgebaut, und die meisten Orte sind durch National- und Landstraßen miteinander verbunden – ideal für Rundreisen.
Fazit
Aragonien ist eine Region für Entdecker – authentisch, vielseitig und landschaftlich spektakulär. Zwischen Pyrenäen und Mittelmeer, Wüste und Weinbergen, Bergklöstern und mittelalterlichen Städten entfaltet sich ein Stück Spanien, das seine Wurzeln bewahrt hat. Wer Ursprünglichkeit, Kultur und Natur sucht, findet in Aragonien ein Reiseziel, das lange im Gedächtnis bleibt.