
Der Hardangerfjord ist mit seinen 179 Kilometern Länge der zweitlängste Fjord Norwegens und gehört zu den eindrucksvollsten Landschaftsformationen in ganz Skandinavien. Er erstreckt sich von der Atlantikküste bei Bergen bis tief ins Landesinnere nach Odda und Ullensvang. Doch es ist nicht allein die Länge, die ihn auszeichnet: Es ist die besondere Kombination aus schroffen Bergketten, tief eingeschnittenen Wasserarmen, riesigen Gletschern, jahrhundertealten Dörfern und aktiver Landwirtschaft, die das Gebiet rund um den Hardangerfjord so vielseitig und faszinierend macht.
Ob beim Wandern zur Trolltunga, bei einer Bootsfahrt über den spiegelglatten Fjord oder beim Besuch einer familiengeführten Cider-Manufaktur – die Region ist so viel mehr als ein Ort für schöne Fotos. Sie ist eine der wenigen Fjordlandschaften, die ein Gleichgewicht zwischen zugänglichem Tourismus, gelebter Tradition und unberührter Natur halten konnte.
Geografische Besonderheiten des Hardangerfjords
Der Hardangerfjord liegt in der Region Vestland im Südwesten Norwegens und ist von steilen Bergen, Wasserfällen, Gletschern und tiefblauen Fjordarmen geprägt. Er erstreckt sich durch mehrere Kommunen, darunter Kvam, Ullensvang, Eidfjord und Odda. Neben dem Hauptfjord gibt es zahlreiche Seitenarme wie den Sørfjord, der sich südlich bis nach Odda zieht, sowie den Eidfjord, der bei der Ortschaft Eidfjord ins Gebirge führt.
Besonders markant ist der Folgefonna, der drittgrößte Gletscher Norwegens. Er liegt auf einer Hochebene östlich des Fjords und ist von mehreren Orten aus gut erreichbar. Die Nähe von Meeresküste und Hochgebirge verleiht dem Hardangerfjord sein charakteristisches Landschaftsbild: Hier wechseln sich Fjordlandschaften, Almen, Apfelplantagen, Wasserfälle und Gletscherzungen auf engem Raum ab.
Die Region ist zudem Teil der offiziellen Norwegischen Landschaftsrouten, die gezielt landschaftlich reizvolle Strecken verbinden und durch Rastplätze, Aussichtspunkte und architektonisch interessante Haltepunkte ergänzt werden.
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Naturerlebnisse und landschaftliche Vielfalt

Die Landschaft rund um den Hardangerfjord bietet eine außergewöhnliche Dichte an Naturschauplätzen – viele davon sind frei zugänglich. Zu den bekanntesten zählen:
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Trolltunga: Eine der spektakulärsten Felsformationen Norwegens. Die Wanderung ist anspruchsvoll (22 km Hin- und Rückweg), aber landschaftlich lohnend.
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Vøringsfossen: Ein Wasserfall mit 182 Metern Fallhöhe. Über Aussichtsplattformen und Wanderwege zugänglich.
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Steinsdalsfossen: Ein Wasserfall in der Nähe von Norheimsund, der von hinten begehbar ist.
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Folgefonna-Gletscher: Geführte Gletschertouren werden in Jondal angeboten. Im Sommer ist sogar Gletscher-Skifahren möglich.
In Kombination mit der ruhigen Atmosphäre der Fjordlandschaft können Besucher aktiv sein, ohne auf überfüllte Wanderwege oder touristische Infrastruktur zu stoßen.
Kulturelle Besonderheiten und regionale Identität
Der Hardangerfjord ist nicht nur landschaftlich, sondern auch kulturell bedeutsam. Die Region ist bekannt für ihre traditionellen Holzarchitektur, Volksmusik und nicht zuletzt für den Hardanger-Cider.
Insbesondere in Ulvik und Lofthus wird seit Generationen Obst angebaut. Die Region ist Norwegens größtes Obstanbaugebiet, und vor allem im Frühjahr zur Apfelblüte zieht es viele Besucher an die Hänge des Fjords.
Ein besonderes Erlebnis ist die sogenannte Cider-Route (Frukt- og Siderruta) in Ulvik: Hier öffnen mehrere Höfe ihre Türen, bieten Führungen durch Plantagen und Cider-Verkostungen mit Blick auf den Fjord.
Ebenso bemerkenswert ist die Hardanger-Stickerei (Hardangersøm) – eine Form der Weißstickerei mit geometrischen Mustern, die über Jahrhunderte in der Region gepflegt wurde. In mehreren Museen und Heimatstuben (z. B. im Hardanger Folkemuseum in Utne) wird diese Tradition bis heute bewahrt.
Aktivitäten am Hardangerfjord

Die Region eignet sich für Reisende mit unterschiedlichen Interessen. Ob sportlich aktiv oder kulturell interessiert, die Auswahl ist groß:
Wandern
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Trolltunga (ab Skjeggedal bei Odda): 10–12 Stunden, anspruchsvoll
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Husedalen bei Kinsarvik: 4 große Wasserfälle in einer Tour
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Dronningstien (Queen’s Trail) bei Lofthus: Ein gut ausgeschilderter Panoramawanderweg
Wassersport
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Kajaktouren auf ruhigen Fjordabschnitten
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Bootstouren auf dem Eidfjord, auch mit historischen Holzbooten
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Angeln – sowohl im Fjord als auch in Bergseen möglich
Weitere Aktivitäten
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Radtouren entlang des Sørfjords
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Besuche von Gletscherzentren (z. B. Folgefonna National Park Center)
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Cider-Verkostungen, Hofbesuche, lokale Märkte
Weniger bekannte Orte: Empfehlungen für Individualreisende
Wer dem Massentourismus bewusst ausweichen möchte, findet im Hardangerfjord eine Vielzahl an kleinen, authentischen Orten:
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Herand: Ein ruhiges Dorf mit Zugang zu Wanderwegen und traditioneller Holzboot-Werft.
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Kinsarvik: Ausgangspunkt für Wanderungen, gute Fährverbindung, familienfreundlich.
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Jondal: Kleiner Ort mit Zugang zum Gletscher und entspannter Atmosphäre.
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Eidfjord: Beliebt für Wasserfallbesuche und Gletscherzentrum, weniger überlaufen als Odda.
Diese Orte eignen sich gut für Ferienhäuser oder kleinere Hotels mit Selbstverpflegung.
Praktische Reisetipps für den Hardangerfjord
Anreise:
Der nächstgelegene Flughafen ist Bergen (BGO). Von dort aus erreicht man den Hardangerfjord per Mietwagen, Bus oder über kombinierte Bus-/Fährverbindungen.
Beste Reisezeit:
Mai bis September. Im Mai blühen die Obstbäume, im Juli/August ist Hochsaison, ab September wird es ruhiger – mit schöner Herbstfärbung.
Unterkünfte:
Neben Hotels gibt es zahlreiche Ferienhäuser, Hütten und Campingplätze. Früh buchen lohnt sich, besonders rund um Odda, Lofthus und Ulvik.
Mobilität:
Ein Mietwagen ist empfehlenswert, um flexibel zu bleiben. Es gibt Busverbindungen, aber nicht alle Wanderziele sind per ÖPNV gut erreichbar.
Reisedauer:
Für eine entspannte Reise mit Wanderungen und Ausflügen empfiehlt sich ein Aufenthalt von mindestens 4 bis 6 Tagen.
Fazit: Der Hardangerfjord als Reiseziel mit Tiefe
Der Hardangerfjord bietet weit mehr als schöne Aussicht. Er ist ein gut erreichbares Natur- und Kulturlandschaftsgebiet, das durch seine Mischung aus spektakulären Landschaftsformen, regional verwurzelter Kultur und nachhaltigem Tourismus überzeugt.
Wer Ruhe sucht, wird sie hier finden. Wer Bewegung liebt, bekommt abwechslungsreiche Routen. Wer gern isst und trinkt, entdeckt regionale Spezialitäten – und wer mehr über Norwegen erfahren möchte als nur Klischees, der findet im Hardangerfjord einen lohnenden Einstieg.