Wunderschöne Fischerorte mit traditionellem Kopfsteinpflaster und einheitlichen Backstein- und Holzhäusern in diversen Grauabstufungen umgeben von idyllischer Natur, weitläufigen weißen Stränden, Dünen und Leuchttürmen: Nantucket, eine rund 125 Quadratkilometer kleine Insel des US-Bundesstaates Massachusetts, ist ein Sehnsuchtsort. Menschen, die den Norden von Sylt bis Skandinavien mögen, lieben das südlich von Cape Cod und östlich von Martha’s Vineyard gelegene Nantucket.
Der Name der Insel stammt aus einer Indianersprache und bedeutet in etwa „das weit entfernte Land“. Tatsächlich verbindet zwar eine schnelle und komfortable Fährverbindung Nantucket und das Festland, mit Blick auf den Rhythmus der windgepeitschten Insel, den markanten Gebäuden und die Menschen, die jenes paradiesische Eiland ihre Heimat nennen dürfen, trennen Nantucket und den Rest Amerikas allerdings Welten.
Nantucket – Treffpunkt amerikanischer Prominenz
Inmitten des bunten, oftmals überlaufenen und stets nach Fortschritt strebenden Amerikas verkörpert Nantucket eine neuenglische, traditionelle, bodenständige und zugleich elitäre Oase mit europäischem Antlitz, das sich nicht zuletzt bei der amerikanischen Prominenz und wohlhabenden Familien vom Festland als Erholungsort profiliert hat. Jährlich trifft die Elite der amerikanischen Screenwriting-Branche im Rahmen der stets Ende Juni stattfindenden Filmfestivals in Nantucket ein, und auch sonst finden sich zahlreiche Prominente unter den Touristen, die auf der kleinen Insel Abstand vom stressigen Alltag auf dem Festland suchen. So kommt es, dass sich im Sommer mehr als fünfmal so viele Menschen auf der Insel befinden wie im Winter. Demnach empfiehlt es sich besonders in der Hochsaison, das Auto vor der Überfahrt auf dem Festland zu parken und auf der Insel der Entlastung des Verkehrs wegen auf das Fahrrad zurückzugreifen.
Gerade bei spätsommerlichen angenehmen Temperaturen bietet der Drahtesel eine tolle Möglichkeit die Insel zu erkunden. Die idyllische, unberührte Natur ist dabei stets ebenso unweit entfernt wie kleine, ursprüngliche Ortschaften oder vielmehr Ansammlungen von prächtigen traditionell, einfach und stilvoll anmutenden Wohnhäusern.
Ruhm und Reichtum in der Hauptstadt des Walfangs
Nantucket, dessen Erscheinungsbild von Strandvillen, weiß gestrichenen Gartenzäunen und alten Glaslaternen geprägt ist, verkörpert eindrucksvoll, authentisch und charmant den Glanz aus der Hoch-Zeit der Insel zu Beginn der 19. Jahrhunderts. Das Eiland errang in der Vergangenheit allen voran durch den von dort ausgehenden Walfang national wie international Bekanntheit. Dank des profitablen Handels mit Walrat und Tran sowie mit dem Bau und Unterhalt von entsprechenden Schiffen verhalf der Walfang den Bewohnern der Insel zur wirtschaftlichen Blütezeit Nantuckets.
Ab 1830 beeinträchtigten Erdölfunde den Absatz des als Schmiermittel und als Lampenbrennstoff dienenden Waltrans, zudem hatten ein gravierender Großbrand 1846 sowie der Bürgerkrieg und der Goldrausch eine katalysatorische Auswirkung auf den sich einleitenden Niedergang der Wirtschaft Nantuckets. Zu dessen Folge schrumpfte die Bevölkerung binnen 30 Jahre von 1840 bis 1870 zwischenzeitlich auf ein Zehntel. Durch die geringe Bevölkerungszahl von rund 10 Tausend festen Einwohnern in Verbindung mit den Einnahmen durch den Tourismus verfügt die Gebietskörperschaft Nantucket County über das höchste Pro-Kopf-Einkommen in Massachusetts und knüpft mittlerweile wieder an den Reichtum der Vergangenheit an.
Neben den über 800 historischen Gebäuden in Nantucket Town, die noch aus der Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg vor rund 150 Jahren stammen, zeugt das Whaling Museum an der Bond Street vom Reichtum der früheren „weltweiten Hauptstadt des Walfangs“. Dort besteht beispielsweise die Möglichkeit, die Barten jener Tiere zu befühlen. Zu den Exponaten der Museums zählt unter anderem ein gigantisches Walskelett, aber auch die kleinen Boote, mit denen die Männer mit den Harpunen auf die Jagd fuhren und teilweise nie mehr zurückkehrten, oder deren Schicksal mit dem Niedergang der Wirtschaft einherging.
Vielseitige Monotonie der „Gray Lady“ umgeben von purer Idylle
Einer der wichtigsten Gründe, die Nantucket die Rehabilitation zu einer vornehmen und elitären Gegend Neuenglands ermöglichte, war die vorgeschriebene Regelung für den Bau neuer Häuser und die daraus resultierende Einfachheit und Einheitlichkeit im Erscheinungsbild der Insel. Für den Neubau ist die Verwendung der Materialien Holz oder Backstein Pflicht, zudem dient ein Spektrum aus diversen Grautönen, darunter „Nantucket Grau“ oder „Quäker Grau“, der Farbgestaltung – und brachte ganz nebenbei der Insel den Beinamen „Gray Lady“ ein. Nantucket Town verkörpert aufgrund der nur auf der ersten Blick monoton erscheinenden, unspektakulären Architektur Bodenständigkeit. Die kleinen Bilderbuchorte fügen sich toll in die von Leuchttürmen überragten und die mit einer Vielzahl an blühenden Pflanzen bedeckten Landschaften ein.
Nantuckets Einwohner leben einen anderen Rhythmus
Nicht nur die Architektur, sondern auch die Bewohner der Insel selbst entziehen sich den Einflüssen und den Trends der Moderne: Sie stehen früh am Morgen auf und feiern nur selten einmal bis tief in die Nacht. Gäste der Insel adaptieren sich diesem Rhythmus zumeist recht schnell. Die Morgenstunden werden für einen Spaziergang oder zum Angeln genutzt, im Laufe des Tages folgt ein gemütlicher Stadtbummel durch die kopfsteingepflasterten Straßen Nantuckets oder entspannte Stunden an den weitläufigen Stränden. Neigt sich der Tag dem Ende zu, empfiehlt sich eine Radtour (alternativ per Bus) zum Madaket. An jenem breiten Sandstrand an der Westspitze der Insel lässt sich wundervoll der Sonnenuntergang beobachten.
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Es sind derartige Momente, die den Aufenthalt in Nantucket zu etwas ganz Besonderem machen. Zu erreichen ist das „weit entfernte Land“ übrigens per Fähre von Hyannis, Harwich Port, New Bedford (alle Massachusetts) sowie von New York innerhalb von einer bis anderthalb Stunden. Bereits mit Beginn der Überfahrt entzieht man sich dem typischen Amerika und der Schnelllebigkeit der Moderne und fährt ein Stück zurück in die glanzvolle Vergangenheit Neuenglands. Als optimale Reisezeit empfehlen sich die Monate von Mai bis Oktober, wobei gerade im Spätsommer die Temperaturen in Nantucket, in jener Idylle inmitten des schnelllebigen Amerikas, besonders angenehm sind