Sehr heiß wird es im Sommer in Jerewan, der armenischen Hauptstadt, von der aus man bei klarem Wetter die immer schneebedeckten Gipfel des in der Türkei gelegenen Ararat-Gebirges sehen kann. Unten in Jerewan jedoch ist das Klima bestens geeignet für mediterran anmutende abendliche Stadtspaziergänge. Gemüse, Obst und besonders der in Armenien allgegenwärtige Granatapfel, gedeihen unter diesen Bedingungen bestens.
Der Granatapfel: Symbol Armeniens
Egal wo man in Jerewan steht und geht: ständig begegnet man dem Granatapfel. Ob als Gemälde oder als Kunstgegenstand im Souvenirformat, auf T-Shirts gedruckt, als Aschenbecher oder sogar als Schmuckstück. Die Armenier sind stolz auf ihre Nationalfrucht und so kann man den Granatapfel getrost als armenische Sehenswürdigkeit bezeichnen. Besonders vielfältig erscheint er unter den Pinselstrichen der Maler, die sich täglich im kleinen Park am Maschtots Boulevard, nahe dem Opernhaus treffen. Hier sind Kleinkunst und zeitgenössische armenische Malerei zu besichtigen und zu erwerben. Der Park gleicht einem Freiluftmuseum. Zu Fuß geht es weiter zum Vernissage-Flohmarkt, der direkt im Stadtzentrum neben dem Platz der Republik liegt.
Hier gibt es Granatäpfel im Kitschformat, handgefertigten Schmuck, Schachbretter, Urlaubsmitbringsel aller Art sowie allerlei Deko und Gebrauchsgegenstände aus Zeiten der Sowjetunion zu Ramschpreisen. Den Granatapfelpfad schließt man am besten in der Armenischen Nationalgalerie ab, die ebenfalls am Platz der Republik gelegen ist. Der Schwerpunkt der Dauerausstellung liegt auf armenischer Kunst: selbstverständlich gibt es auch Granatapfel-Stillleben zu sehen. Doch das ist nicht alles. Die Nationalgalerie kann mit einer bedeutenden Sammlung westeuropäischer Gemälde aufwarten. Flämische und französische Landschafts- und Porträtmalerei des 17. und 18. Jahrhunderts teilen sich die Ausstellungsräume mit Werken der italienische Hochrenaissance und russischer Avantgarde des 19. und 20. Jahrhunderts.
Sowjetarchitektur rund um den Platz der Republik
Tritt der Besucher aus der Gemäldegalerie, befindet er sich mitten in Jerewans Zentrum, auf dem Platz der Republik. Vor dem Museum gibt es einen riesigen Springbrunnen. Nach Einbruch der Dunkelheit verwandelt sich dieser in eine bunt beleuchtete Wasserorgel. Die 2.750 Fontänen des Brunnens bilden dann, samt Lichtshow und aus Lautsprechern schallender klassischer Musik, ein Gesamtkunstwerk. Neben dem Museumsgebäude, in dem auch das Historische Museum untergebracht ist, finden sich die Regierungsgebäude der Republik Armenien, sowie das Gewerkschafts- und Kommunikationsgebäude: alle um einen Verkehrskreisel herum gruppiert. Das sowjetisch anmutende Gebäudeensemble im neoklassischen Stil, entstand zwischen 1924 und 1977 in verschiedenen Bauabschnitten. Bei Sommerwetter reflektiert sich die Sonne in den gelben und pinkfarbenen Tuffsteingebäuden.
Jerewan: Ausblick bis zum Ararat und Mutter Armenien
Nur fünf Minuten Fußweg entfernt lädt der Treppenkomplex Kaskaden zum Treppenspaziergang ein. Ganze 572 Stufen aus Travertinstein ziehen sich den Berg empor. Am Fuße der Treppenanlage befinden sich zahlreiche gemütliche Bars und Cafés, von deren Freisitzflächen aus man dem Trubel rund um den belebten Platz gut folgen kann. Die Stimmung ist ausgenommen mediterran. Der Platz ist außerdem gespickt mit moderner Kunst. Skulpturen so bekannter Künstler wie Fernando Botero und Jaume Plensa können hier bestaunt werden. Treppauf liegt auf halber Strecke das Cafesjian Center of Arts, ein zeitgenössisches Kunstmuseum, das höchsten Ansprüchen genügt. Oben angekommen sollte der Ausblick zum Ararat Gebirge, das man von hier aus sehr gut sehen kann, genossen werden. Wer es nun nach oben geschafft hat, sollte noch einige Meter weiter zur Mutter Armenien Statue spazieren. Mit einer Höhe von 51 Metern thront sie über der Stadt und beinhaltet – in ihren Sockel eingebettet – ein fünfstöckiges Militärmuseum. In den Sommermonaten ist die Kaskade übrigens besonders in den Abendstunden einen Besuch wert. Auf dem Platz vor der Treppe gibt es dann häufig Tanzshows und Konzerte.
Das armenische Genozid-Denkmal: ein Ort der Trauer
Wer den Blick hin zum auf türkischem Staatsgebiet gelegenen Ararat, der als Berg der Armenier wahrgenommen wird, genossen hat, sollte sich auch ein wenig mit der armenischen Geschichte vertraut machen. Denn die Nachbarn Armenien und Türkei sind, auf Grund des Genozides an den Armeniern 1915, auch heute noch keine Freunde. Die Landgrenze zwischen beiden Staaten ist noch immer geschlossen, nachdem seinerzeit bis zu 1,5 Millionen Armenier Opfer des Völkermordes durch die Türken wurden. Diesem schwarzen Kapitel in Armeniens Geschichte gedenkt man am Genozid-Denkmal. Hier brennt zur Ehre aller damals Ermordeten eine ewige Flamme. Nebenan wurde ein Museum errichtet, das sich mit der Historie des Genozids auseinandersetzt.
Die Blaue Moschee: Jerewans einzige genutzte Moschee
Nach diesem historischen Exkurs ist es nicht verwunderlich, dass Jerewan nur über eine einzige Moschee, die Blaue Moschee, verfügt. Die ist aber unbedingt einen Besuch wert. Es handelt sich um eine shiitische Moschee aus dem 18.Jahrhundert, die nach dem Zerfall der Sowjetunion, 1991, mit iranischer Hilfe renoviert wurde. Seither erstrahlt sie wieder in blauem Glanz, der sich über die Kuppel der Moschee sowie das 24 Meter hohe Ziegelminarett mittels Mosaiksteinen erstreckt. Das Areal der Blauen Moschee ist mit 7000 Quadratmetern sehr weitläufig. Wer in den Sommermonaten Glück hat, findet im Innenhof einen schattig und ruhig gelegenen Teegarten vor.
Einkaufen wie die Armenier
Wer nach der Ruhe in der Blauen Moschee das Alltagsleben der Armenier kennenlernen möchte, tut dies am besten auf dem Markt. Am authentischsten ist der Gumi Shuka Markt. Hier verkaufen Bauern aus der Umgebung ihr Obst und Gemüse, aber auch Eier und frisch geschlachtetes Geflügel. Besonders sehenswert sind die Berge an aufgetürmten Trockenfrüchten und Nüssen, für die Armenien bekannt ist.