Galizien, ganz im Nordwesten der Iberischen Halbinsel, ist eine Welt für sich. Atlantische Brandung trifft hier auf sanfte Hügel, Eukalyptus- und Eichenwälder, tief eingeschnittene Fjordlandschaften – die Rías – und Städte, die Geschichte atmen. Wer Galizien bereist, spürt sofort das andere Spanien: kühler, grüner, feuchter, aber auch weicher im Licht, intensiver im Geschmack und mit einer Kultur, die zwischen keltischen Wurzeln, romanischem Erbe und moderner Kreativität schimmert. Ob Pilgerziel Santiago de Compostela, Leuchttürme an der Costa da Morte, Inselparadiese wie die Cíes-Inseln, die Granitdörfer der Rías Baixas oder die canyonartigen Flusstäler der Ribeira Sacra – Galizien ist eine Schatzkammer für Genießer, Naturmenschen und Entdecker.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Inhalt
ToggleLandschaft & Natur
Rías, Inseln, Leuchttürme – Galiziens Atlantikbühne
Das Markenzeichen der Küste sind die Rías Altas (nördlich von A Coruña) und Rías Baixas (südlich von Santiago). Wie Fjorde schneiden sie tief ins Land und schaffen ein Mosaik aus Sandbuchten, Kaps und Fischerorten. Südlich A Coruñas liegen die Islas Cíes – mit puderzuckerweißem Sand (Playa de Rodas!), kristallklarem Wasser und Dünenlandschaften Teil des Nationalparks Illas Atlánticas. Die Besucherzahlen sind begrenzt; wer hin möchte, sollte das Bootsticket und die Genehmigung rechtzeitig reservieren. Westlich, am „Ende der Welt“, fällt das Kap Fisterra dramatisch ins Meer. Weiter nördlich wacht der römische Herkulesturm in A Coruña – der älteste noch aktive Leuchtturm der Welt – über die Biskaya.
Im Landesinneren überrascht Galizien mit einer stillen, urtümlichen Seite: das smaragdgrüne Urwaldtal Fragas do Eume, die Nebelwälder um A Capelada mit frei grasenden Wildpferden, und die spektakulären Schluchten der Ribeira Sacra, wo der Río Sil tiefe Canyons ins Schiefergestein geschnitten hat. Auf Serpentinenstraßen oder per Katamaran gleitet man zwischen Weinbergterrassen dahin – ein Bild, das man nicht wieder vergisst.
Städte & Orte
Santiago, A Coruña, Vigo, Lugo, Ourense & Pontevedra – sechs Charaktere, eine Identität

Santiago de Compostela ist Herz und Seele Galiziens. Jeden Tag treffen Pilger aus ganz Europa vor der barocken Fassade der Kathedrale ein; in den Gassen rund um den Praza do Obradoiro mischen sich Weihrauchduft, Gitarrenklang und das Klappern von Koffern. Neben der Kathedrale verlocken der Mercado de Abastos mit Meeresfrüchten aus der Region, ruhige Klosterhöfe und moderne Akzente wie das Cidade da Cultura.
A Coruña blickt als maritime Schönheit auf zwei Buchten, Stadtstrände und eine elegante Altstadt. Spazierwege führen vom Herkulesturm entlang der Brandung bis zu Tapasbars am Praza de María Pita. Mode, Design und Galerien setzen zeitgenössische Farbtupfer.
Vigo, größter Hafen Galiziens, lebt von Fischerei, Werften und einer kreativen Gastro-Szene. Die Altstadt O Berbés mit ihren Arkaden war einst Herz des Sardinenhandels. Von hier starten Boote zu den Cíes-Inseln; am Abend füllen sich die Austernstände in der Rúa da Pescadería.
Lugo bewahrt seine römische Stadtmauer wie ein Schmuckkästchen – vollständig erhalten, begehbar, UNESCO-geschützt. Innerhalb: ruhige Plätze, eine Kathedrale mit gotischer Strenge und Portweinbars für späte Stunden.
Ourense ist das Reich des warmen Wassers – Thermalfedern sprudeln mitten in der Stadt. Nach einem Bummel über die alte Römerbrücke locken frei zugängliche Thermen am Río Miño oder moderne Bäder wie Outariz.
Pontevedra gilt als Musterbeispiel für sanfte Urbanität: autofreie Altstadt, Plätze unter Steinarkaden, nahe Combarro mit seinen fotogenen Hórreos (Kornspeicher) am Wasser. Perfekt für alle, die das Tempo drosseln möchten.
Kultur, Sprache & Traditionen
Zwischen keltischen Wurzeln, romanischer Kunst und Swings der Gaita
Galizien spricht Galego – eine eigene, dem Portugiesischen verwandte Sprache – und pflegt ein Selbstbewusstsein, das man hört und sieht. Der Soundtrack: die Gaita (Dudelsack), Trommeln und Volkslieder, die auf Festen durch die Dörfer wehen. In Klöstern wie Samos und Oseira lässt sich romanische und zisterziensische Architektur in ihrer puren, steinernen Poesie erleben, während keltische Spuren in Rundsiedlungen wie dem Castro de Baroña an die vorrömische Zeit erinnern.
Der Festkalender ist dicht: Entroido (Karneval) in Laza, Xinzo de Limia und Verín mit archaischen Masken und Mehlregen, Festa do Marisco in O Grove, die Romería da Virxe da Barca in Muxía oder die Semana Grande in vielen Küstenorten. Handwerk? Sargadelos-Keramik, die filigrane Spitze aus Camariñas, Galerien für zeitgenössische Kunst in A Coruña und Santiago.
Essen & Wein
Meeresfrüchte, Weideküche und fünf DOs – Galizien schmeckt nach Atlantik

Was auf den Tellern landet, kommt oft direkt von nebenan. Berühmt ist die Region für Meeresfrüchte: Percebes (Entenmuscheln), Navajas (Schwertmuscheln), Vieiras (Jakobsmuscheln), Krebse und alles, was Netze und Reusen hergeben. Klassiker wie Pulpo á feira (zarter Oktopus mit Paprika, Olivenöl, Salz), Empanada (gefüllter Teig), Caldeirada (Fischeintopf) oder Lacón con grelos (gepökelte Schweineschulter mit Stängelkohl) gehören auf jede Probierliste. Zum Dessert: Tarta de Santiago mit Mandeln.
Fünf Herkunftsgebiete stehen für die Vielfalt im Glas: Rías Baixas (Albariño – salzig, zitrisch, ideal zu Meeresfrüchten), Ribeiro (frische Weißweine), Ribeira Sacra (mineralische Mencía-Rotweine von Terrassen), Valdeorras (Godello mit Schmelz) und Monterrei (aufstrebende Weiß- und Rotweine). Wer echtes Markterlebnis sucht, spaziert durch die Markthallen von Santiago, Vigo oder A Coruña – am besten vormittags, wenn die mariscadoras frische Ware anliefern.
Aktiv unterwegs
Pilgern, paddeln, surfen, segeln – Outdoor auf galizisch
Galizien ist ein Dorado für Wandern und Wasser. Neben den Jakobswegen – ob Camino Francés, Camino Portugués (Küstenroute!) oder der stillere Camino Primitivo – locken Küstenpfade entlang der Costa da Morte und Panoramawege in der Ribeira Sacra. Kajak- und SUP-Touren führen in stille Rías oder auf den Río Sil; Surfer finden Spots um Pantín, Nemiña oder A Lanzada. Radfahrer genießen wellige Landstraßen zwischen Weinbergen und Dubra-Hügeln; wer’s gemütlich mag, schließt sich einer Bootstour in die Muschelfarmen der Rías Baixas an.
Geschichte zum Anfassen
Römische Mauern, Leuchttürme und steinerne Kornspeicher
Mit der römischen Mauer von Lugo und dem Herkulesturm in A Coruña besitzt Galizien zwei UNESCO-Welterbestätten, die seit Jahrhunderten den Takt der Region mitbestimmen. In Dörfern wie Combarro oder Allariz scheinen die Granithäuser direkt aus dem Fels gewachsen. Überall begegnen einem Pazos – historische Herrenhäuser inmitten von Gärten – und die Hórreos, auf Stelzen stehende Kornspeicher mit Kreuzaufsatz, die dem galizischen Landschaftsbild seine besondere Note verleihen.
Praktische Reisetipps
Beste Reisezeit, Anreise, Mobilität & kleine Etikette
Klima & Reisezeit: Galizien ist ganzjährig bereisbar. Frühling und Herbst sind mild und grün, der Sommer angenehm warm (oft 20–26 °C) und eignet sich perfekt für Strandtage, Inselbesuche und Feste. Herbst (September/Oktober) ist Ernte- und Weinfestzeit. Der Winter bringt atlantische Tiefs – ideal für Thermen in Ourense, Museen und leere Strände in dramatischem Licht.
Anreise: Flüge nach Santiago de Compostela (SCQ), A Coruña (LCG) oder Vigo (VGO), alternativ Anreise per Hochgeschwindigkeitszug via Madrid/Ourense. Vor Ort ist ein Mietwagen für Rías, Dörfer und Naturparks sehr hilfreich; in Städten geht vieles zu Fuß.
Unterwegs & Reservierungen: Für Cíes-Inseln und andere Nationalparkinseln sind die Besucherzahlen begrenzt – Boot und Zugangspermit frühzeitig reservieren. Beliebte Restaurants an Wochenenden vorbuchen.
Sicherheit & Natur: Atlantik bedeutet Brandung und Strömung – an unbewachten Stränden Vorsicht, lokale Hinweise beachten. Respekt vor mariscadoras (Muschelesammlerinnen) und Schutzzeiten; Muscheln nicht eigenmächtig sammeln.
Sprache & Kultur: Spanisch wird überall verstanden, ein paar Worte Galego (boas tardes, grazas) öffnen Türen. Trinkgeld ist willkommen, aber dezent (5–10 % bei gutem Service).
Routenvorschlag für 10 Tage
Ein Bogen von Küste zu Canyons
Tag 1–3: Santiago de Compostela – Altstadt, Kathedrale, Markt; Ausflug nach Noia oder an die Costa da Morte (Fisterra, Muxía)
Tag 4: A Coruña – Herkulesturm, Paseo Marítimo, abends Tapas am Praza de María Pita
Tag 5: Fragas do Eume – Waldwanderung und Kloster Caaveiro; Weiterfahrt nach Ferrol oder zurück gen Süden
Tag 6: Pontevedra & Combarro – Altstadt, Hórreos; Sonnenuntergang an A Lanzada
Tag 7: Vigo & Cíes-Inseln – Tagesausflug in den Nationalpark
Tag 8–9: Ribeira Sacra (Monforte/Parada de Sil) – Bootstour auf dem Río Sil, Aussichtspunkte, Weingüter
Tag 10: Ourense – Thermen & Altstadt, Rückfahrt
Warum Galizien?
Ruhe, Echtheit und das Gefühl, wirklich anzukommen
Galizien ist kein Hochglanz-Resort, sondern gelebte Authentizität: Fischer, die Netze flicken, Kellner, die stolz den Fang des Tages präsentieren, Pilger, die schweigend durch Nebelgassen schreiten, Winzer, die die Steilterrassen ihrer Großeltern pflegen. Es ist die Mischung aus äußerer Wildheit und innerer Wärme, aus Atlantikluft, Granit und Gastfreundschaft, die aus einer Reise nach Galizien eine Erinnerung macht, die lange bleibt – wie das Salz auf der Haut nach einem Tag am Meer.